Richtwert I (RW I) gilt als Vorsorgewert und beschreibt die Konzentration eines Stoffes in der Innenraumluft, bis zu der auch bei lebenslanger Exposition keine gesundheitliche Beeinträchtigung zu erwarten ist. Eine Überschreitung stellt eine unerwünschte Belastung dar und sollte aus Gründen der Vorsorge mit geeigneten Maßnahmen beseitigt werden.

Richtwert II (RW II) gilt als Gefahrenwert und beschreibt die Konzentration eines Stoffes in der Innenraumluft, ab der insbesondere empfindliche Personen bei dauerhaftem Aufenthalt einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt sind. Bei Erreichen oder Überschreitung sollte unverzüglich gehandelt werden. Die Vorgehensweise bei der Erarbeitung eines RW II ist vergleichbar mit der Erarbeitung eines AGW. In beiden Fällen werden alle verfügbaren toxikologischen und epidemiologischen Erkenntnisse zur Wirkungsschwelle eines Stoffes umfassend geprüft.

 
Wichtig

Warum sind Arbeitsplatzgrenzwerte oft wesentlich höher als Innenraumrichtwerte?

In einem Büroraum wird die Belastung der Luft mit Naphthalin, z. B. durch Ausdünstungen aus teerhaltigen Bodenaufbauten, wie eine Wohnraumbelastung betrachtet und nicht wie eine Belastung am Arbeitsplatz [AGW 2 mg/m3 (2018); RW II 0,03 mg/m³, RW I 0,01 mg/m³ (2013)].

Ein wesentlicher Unterschied besteht im Zeit- und im Personenbezug.

Bei der Festlegung eines Arbeitsplatzgrenzwertes wird von einer i. d. R. 8-stündigen Exposition an 5 Tagen in der Woche während der Lebensarbeitszeit (ca. 40 Jahre) ausgegangen. Arbeitsplatzgrenzwerte gelten für Arbeitende, also i. d. R. für gesunde Erwachsene, an Industriearbeitsplätzen und im Handwerk, bei denen aufgrund der Verwendung oder Erzeugung bestimmter Arbeitsstoffe eine erhöhte Belastung zu erwarten ist. Arbeitende, die berufsbedingt Gefahrstoffen ausgesetzt sind, erhalten eine arbeitsmedizinische Betreuung und befinden sich somit unter einer strengeren Beobachtung als die Allgemeinbevölkerung.

Bei der Erarbeitung von Innenraum-Richtwerten werden auch besonders empfindliche Personen, wie Kinder, Schwangere, alte Menschen oder Menschen mit Vorerkrankungen (z. B. Asthma), berücksichtigt und es wird von einem Daueraufenthalt, d. h. 24 Stunden am Tag, 7 Tage in der Woche ein Leben lang, ausgegangen.

[1] Ad-hoc-Arbeitsgruppe der Innenraumlufthygiene-Kommission des Umweltbundesamtes und der AGLMB (1996): Richtwerte für die Innenraumluft: Basisschema, Bundesgesundheitsblatt 39:422–426,

Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der IRK/AOLG (2007): Beurteilung von Innenraumluftkontaminationen mittels Referenz- und Richtwerten, Bundesgesundheitsbl – Gesundheitsforsch – Gesundheitsschutz 50(7):990-1005. doi: 10.1007/s00103-007-0290-y, www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/Handreichung.pdf,

Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innenraumrichtwerte der IRK/AOLG (2012): Richtwerte für die Innenraumluft: erste Fortschreibung des Basisschemas, Bundesgesundheitsbl 55:279-290. doi:10.1007/s00103-011-1420-0, www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/Basisschema_2012.pdf.

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