In Folge des seit 2013 für Kinder ab dem vollendeten ersten Lebensjahr geltenden Rechtsanspruchs auf einen Platz in der Tagesbetreuung, wurden bestehende Tageseinrichtungen für Kinder erweitert und eine Vielzahl von Neubauten errichtet. Unter Berücksichtigung der Kindertagespflege konnte zwar die Betreuungsquote für Kinder unter drei Jahren bis 2018 im Bundesdurchschnitt auf etwa 33,6 % gesteigert werden. Dem steht allerdings ein Betreuungsbedarf von 45,2 % gegenüber, so dass ein weiterer Ausbau der Kapazitäten vornehmlich in den westlichen Bundesländern notwendig ist[1]. Gleichzeitig wird es - bei steigendem Bedarf - immer schwieriger, geeignete Fachkräfte zu gewinnen.

Studienergebnisse des Robert-Koch-Instituts zeigen, dass Erzieherinnen eine deutlich schlechtere subjektive Gesundheit aufweisen und häufiger in ihrem Alltag aufgrund gesundheitlicher Probleme eingeschränkt sind als gleichaltrige Frauen mit gleicher Bildung in der deutschen Bevölkerung.[2]Häufigste Erkrankungen und Beeinträchtigungen sind Muskel-Skelett-Erkrankungen, Erkrankungen der Atemwege, neurologische Erkrankungen und psychische Beeinträchtigungen[3].

Strukturelle Rahmenbedingungen in Kindertageseinrichtungen haben einen starken Einfluss auf das Belastungserleben und den Gesundheitsstatus der Fachkräfte.

In der ErgoKita Studie gaben etwa zwei Drittel der befragten Erzieherinnen und Erzieher an, das sie sich durch zu wenig erwachsenengerechtes Mobiliar in der Kita und mehr als 70 % durch zu wenig erwachsenengerechtes Mobiliar im Gruppenraum deutlich beansprucht fühlen[4](siehe Abbildung 2). Mehr als die Hälfte der Befragten empfindet die angespannte Personalsituation sowie die Fachkraft-Kind-Relation als deutlich beanspruchend. Steht kein Pausenraum oder eine Rückzugsmöglichkeit zur Verfügung, wird dies als stark beanspruchend bewertet.

Abbildung kann aus Gründen des Urheberrechts nicht dargestellt werden.

Abb. 1

"Rushhour" in der Kita

Abb. 2

Arbeitsbedingungen und empfundene Höhe der Beanspruchung (Quelle: DGUV, 2015)

Mit Hilfe computergestützter Tätigkeitsanalysen wurden im Rahmen der ErgoKita Studie auch Muskel-Skelett-Belastungen der pädagogischen Fachkräfte vertiefend analysiert. Belastungsschwerpunkte ergaben sich insbesondere bei Arbeiten mit gebeugtem Oberkörper in niedrigen Arbeitshöhen. Es zeigte sich zudem, dass der Anteil der Betreuung von unter Dreijährigen und die Nutzung ungeeigneter Transportmittel zu besonders hohen Belastungen führen kann. Auffällig war der relativ hohe Anteil kniender Haltungen.

Aus den Ergebnissen einer Ist-Zustands-Analyse wurden tätigkeitsspezifische Präventionsmaßnahmen wie ergonomische Möbel/Ausstattungen, arbeitsorganisatorische Maßnahmen und Hinweise zum individuellen Verhalten abgeleitet und in einen Basiskatalog von Präventionsmaßnahmen für verschiedene Tätigkeitsbereiche überführt. Darauf aufbauend wurden in sechs Interventions-Kitas gemeinsam mit den Beschäftigten unter Berücksichtigung des jeweiligen pädagogischen Konzepts der Einrichtung geeignete Maßnahmen ausgewählt und flankiert von Schulungen implementiert.

Mit einer Evaluation des Projekts konnte die Wirksamkeit der Lösungsansätze belegt werden. Die oben genannten Ergebnisse sind zusammen mit weiteren Maßnahmen in eine nach ergonomischen Gesichtspunkten umgebaute Muster-Kita eingeflossen[5].

Die hier aufgeführten Studien machen deutlich, dass eine gute ergonomische Ausstattung in Kombination mit organisatorischen Veränderungen wirksam sind und zu einem gesundheitsorientierten Präventionsverhalten der Fachkräfte führen kann.

[1] Vgl. BFSFJ, 2017.
[2] Vgl. Robert Koch-Institut, 2012a, 2012b.
[3] Vgl. UK NRW 2014.
[4] Vgl. DGUV 2015.
[5] Vgl. DGUV 2017.

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