Zertifizierung von Arbeitsschutz-Managementsystemen

Zusammenfassung

Überblick

Die Zertifizierung von Managementsystemen wird seit vielen Jahren erfolgreich durchgeführt. Ein Managementsystem im Unternehmen zu implementieren bedeutet vor allem, Ziele klar und überprüfbar zu formulieren, Prozesse effizient zu gestalten, Handlungen zielorientiert auszurichten und entsprechend umzusetzen sowie die Umsetzung zu überwachen und bei Abweichungen nach zusteuern. Ein Managementsystem zertifizieren zu lassen bedeutet, eine akkreditierte Stelle zu beauftragen, das Managementsystem auf seine Wirksamkeit zu überprüfen und dies mit einem Zertifikat zu bestätigen. Die Zertifizierung wird in vielen Branchen beispielsweise als Teil der Lieferantenbewertung eingesetzt, wie etwa in der Automobilindustrie zur Bewertung der Zulieferer hinsichtlich der Fähigkeit, Qualität zu liefern.

Im Bereich Arbeitsschutz (Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit) wurde vor allem durch die petrochemischen Industrie 1994 in den Niederlanden das SCC-System (Sicherheits Certifikat Contraktoren) eingeführt. Mit dem System soll die Sicherheitsfähigkeit von Subunternehmen (Kontraktoren und Personaldienstleistern) bewertet und Sicherheit, Gesundheit und Umweltschutz koordiniert werden. Durch den neuen Programmeigentümer in Deutschland wird es heute SCC-VAZ genannt. Neben dem AMS-Konzept SCC-VAZ ist seit 2018 für das Betreiben eines systematischen Arbeitsschutzes die internationale AMS-Norm, die DIN ISO 45001:2023 "Managementsysteme für Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung" verfügbar. Ein sich daran orientierendes AMS kann auch Zertifizierung werden.

Prinzipiell kann jedes Unternehmen/jede Organisation selbst entscheiden, ob und nach welchem Konzept es ein Arbeitsschutzmanagement aufbaut. Der Gesetzgeber und die Unfallversicherungsträger verlangen "nur" eine wirksame Anwendung ihrer Vorgaben. Die Erfüllung der Anforderungen ist also gesetzlich gefordert, der Nachweis durch eine Zertifizierung nicht. Unternehmen/Organisation können also "frei" entscheiden, ob sie ihr AMS zertifizieren lassen wollen. Der Partner, denen sie demonstrieren wollen (teilweise auch nachweisen müssen), dass sicheres und gesundes Arbeiten bei ihnen eine hohe Priorität haben, systematisch praktiziert wird und nachweislich auch wirksam ist. Ein akkreditiertes Zertifikat bringt dabei auch eine Marketingwirkung mit sich. Die Entscheidung für eine Zertifizierung seines AMS sollte jedes Unternehmen/jede Organisation insbes. vor dem Hintergrund des erwarteten Nutzens selbst treffen. Die Praxis hat gezeigt, dass ein extern geprüftes AMS schneller zu Erfolgen führt und nachhaltiger angewendet wird.

1 Managementsysteme und deren Zertifizierung

Ein Managementsystem bezeichnet die Art und Weise, wie sich ein Unternehmen aufstellt, Strukturen und Prozesse organisiert und darlegt, systematisches Handeln ableitet, Beschäftigte zur planmäßigen Umsetzung anleitet und bei Abweichungen gegensteuert, um die geplanten Ergebnisse zu erreichen. Ziel eines Managementsystems ist es, komplexe Aufgaben innerhalb eines Unternehmens abzubilden und den handelnden Personen strukturierte Herangehensweisen an die Hand zu geben. Ein zeitgemäßes Managementsystem ist also ein Werkzeugkasten zur Unternehmensführung, der vor allem Steuerungs- und Kontrollmechanismen umfasst. Welche betriebliche Führungsaufgabe durch das System gemanagt wird, ist zunächst zweitrangig. Im Mittelpunkt stehen Systematiken, Methoden, Instrumente und Vorgehensweisen. Erst die Fokussierung auf eine bestimmte Führungsaufgabe legt dann die "Art" des Managementsystems fest: Qualitätsmanagement, Umweltmanagement, Sicherheitsmanagement, Arbeitsschutzmanagement, Gesundheitsmanagement, Energiemanagement etc. Dabei sehen Managementsysteme per se keine Zertifizierung vor.

Was bedeutet "zertifizieren" des Managementsystems?

Allgemein versteht man unter zertifizieren, das Ermitteln der Übereinstimmung mit einem anerkannten Sollwert (einer Vorgabe) mittels definiertem Verfahren (Bestätigung der Konformität). Die Zertifizierung von Managementsystemen ist damit eine Überprüfung des Managementsystems eines Unternehmens durch ein beauftragtes externes und vor allem unabhängiges Unternehmen (Zertifizierer) nach einem festgelegten (gesicherten) Verfahren. In der Regel wird nach einem erfolgreichen Audit ein Zertifikat ausgestellt, das dann bei jährlichen Überwachungsaudit drei Jahre Gültigkeit besitzt.

Das am häufigsten angewendete Managementsystem ist das Qualitätsmanagementsystem (QMS) – es managt den Prozess der Erstellung der Qualität eigener Leistungen und belegt gegenüber Kunden die Fähigkeit, Qualität liefern zu können. Die Entwicklung und Verbreitung der internationalen Norm DIN ISO 9001 (QMS) hat die Verbreitung des Qualitätsmanagements bzw. QMS und deren Zertifizierung weiter gesteigert. Viele Unternehmen/ Organisationen wollen durch ein zertifiziertes QMS ihren Kunden und Partnern ihre Qualitätsfähigkeit nachweisen und deren Vertrauen gewinnen.

Zeitgemäße (normorientierte) Managementsysteme basieren nicht nur auf st...