Die Themen Sicherheit und Gesundheit haben, wie in diesem Beitrag mehrmals festgestellt, in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung für Unternehmen gewonnen. Die Entwicklung des Jahres 2020 könnte diesen Trend nun weiter verstärken. Denn wie nie zuvor seit dem letzten Weltkrieg hat das Thema Gesundheit in den vergangenen Monaten durch die Corona-Pandemie die Welt in Atem gehalten. Führt dies in der "Post-Corona-Ära" nun sogar zu einer weiteren Aufwertung der betrieblichen Gesundheits-/Sicherheits- und Präventivkultur und damit indirekt auch zu einer (weiteren) Rollenstärkung und einem zusätzlichen Imagegewinn für die Sifa bzw. den EHS-Manager?

Aktuell gibt es tatsächlich erste konkrete Hinweise, dass dies so sein könnte. Die Wuppertaler Kommunikationsagentur Unopop Gesellschaft führte Mitte 2020 eine Umfrage unter EHS-Managern in größeren deutschen Unternehmen durch. Sie fragte die Sicherheitsexperten nach den Lehren, die aus der Corona-Krise im jeweiligen Unternehmen gezogen wurden und ob und wie die Pandemie die Rolle und das Image der EHS-Manager in ihren Unternehmen verändert habe. Dabei zeigte sich, dass die für die Umfrage ausgewählten Unternehmen hinsichtlich ihrer Haltungen grob in 2 Kategorien eingeteilt werden konnten, wobei kein Unternehmen ein vollständiges "Weiter-so" propagierte und die Krise lediglich als lästiges Intermezzo ohne Folgewirkung begriff.

Selbst in den Betrieben, in denen die Arbeitsprozesse durch die Pandemie nicht besonders beeinträchtigt wurden, beschlossen die Betriebe Vorkehrungen für weitere Pandemiewellen und zukünftige Pandemien. Diese Unternehmen führten z. B. als neue Standards Arbeitsplatz- und Wegeleitsysteme mit grafisch verständlichen Botschaften oder sensorischen Elementen ein oder platzierten animierende sprachübergreifende Plakate und Screens in den Betrieben, um auf neue Hygienerichtlinien hinzuweisen. Oder sie entwickelten eine neue Art der "Nettiquette" – beispielsweise statt des vormals üblichen Händeschüttelns neue Begrüßungsgesten, die etwa bei der Thyssenkrupp Bilstein GmbH als "Bilstein-Gruß" bezeichnet wird.

Bei diesen Unternehmen hat die Pandemie also bereits zu einer Weiterentwicklung der internen Kommunikation in den Bereichen Sicherheit und Gesundheit geführt – ein Punkt, der die notwendigen sozialen und kommunikativen Kompetenzen des EHS-Managers einmal mehr unterstreicht. Diesen Befund bestätigt ein ehemaliges Mitglied des Vorstands der eew energy from waste AG z. B. folgendermaßen: "Aufkommende Unsicherheiten durch neue Regeln und veränderte Arbeitsbedingungen werden aufgefangen durch verstärkte Kommunikationsmaßnahmen, die im Rahmen der Krise erheblich an Bedeutung gewonnen haben. Die betriebsinterne Kommunikation ist ein wichtiger Part, vielleicht jetzt und künftig sogar wichtiger als je zuvor."

Die zweite Gruppe von Unternehmen überdenkt die Unternehmensphilosophie und -strategie durch die während der Corona-Krise gemachten Erfahrungen noch weiter und will in diesem Zusammenhang die "Resilienz" (Widerstandskraft bzw. Widerstandsfähigkeit) des Unternehmens in allen Bereichen weiter ausbauen, um es "krisenfester" zu machen. Diese Firmen etablieren neue Arbeits- und Steuerungsprozesse und entwickeln Programme wie das "gesundheitsorientierte Führen" weiter. Ein Nebeneffekt dabei ist, dass das Ansehen der EHS-Verantwortlichen in diesen Unternehmen parallel deutlich gestiegen ist. So meint die Senior Regional Managerin für Health Management bei Amazon Koblenz: "Wir sind jetzt ein Center of Competence, ein verlässlicher Partner, der in dieser Krise nochmal deutlich präsenter wird. Auch unsere Rolle als Businesspartner ist noch mal mehr gefestigt worden."

In dieser Kategorie von Unternehmen schließlich entstehen teilweise sogar ganz neue Organisationsformen, interdisziplinäre Leitstellen und neue Vernetzungen innerhalb des Unternehmens, die die Gesundheit der Mitarbeiter und damit die Handlungsfähigkeit der Produktionsabläufe in Krisenzeiten sichern sollen. Ein sog. Pandemierisikomanagement wird erforderlich. Aufmerksame Sifas haben dies bereits seit 2007 in ihren Betrieben angesprochen, da bereits damals die Wahrscheinlichkeit bestand, dass der Schweinegrippevirus auf den Menschen übertragen werden kann (mutiert). Viele der befragten Unternehmen entsenden in erster Linie ihre EHS-Manager als Verantwortliche in diese Krisenteams. Diese Wertschätzung kommt in Aussagen wie der des Global EHS/HSE Head at Siemens der Siemens AG zum Ausdruck: "Ich hatte noch nie so ein positives Image wie heute."

Zusammenfassend lässt sich konstatieren, dass sich viele Unternehmen "resilienter" aufstellen; diesen Schluss zieht die Umfrage. Dazu wird bei diesen Firmen nicht nur Gesundheit, sondern auch Sicherheit und Umweltschutz auf eine deutlich breitere Basis gestellt. Unternehmenskultur erhält als Werte-, Führung- und Präventionskultur wieder mehr Aufmerksamkeit und wird durch vielfältige Kommunikationsmaßnahmen untermauert. Gemäß den Aussagen aus den Unternehmen sind k...

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