Eine Fortführung von Heinrichs Gedanken ist die Etablierung einer Fehlerkultur im Unternehmen. Menschen können Fehler und Fehlverhalten eingestehen, bei denen ja oftmals auch andere Systemkomponenten involviert sind. Diese Meldungen müssen natürlich sanktionsfrei bleiben, denn: Fehler können totgeschwiegen, Probleme verschleiert und Schuldige gesucht werden. Aber: Man kann Fehler auch zugeben dürfen, besprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen, damit Fehlentscheidungen und Fehlhandlungen in Zukunft weniger häufig vorkommen.

Eine solche offene, positive Fehlerkultur trägt viel zur Sicherheit und zur Arbeitszufriedenheit der Mitarbeiter bei. Fehler werden als Lernchancen begriffen und genutzt, um ein Unternehmen sicherer, agiler und innovativer zu machen. Wer Angst hat, Fehler zu machen, wird keine neuen innovativen Ansätze, Ideen und Wege verfolgen. Aber auch bestehende Abläufe können mit einer positiven Fehlerkultur hinterfragt und ggf. verbessert werden.

"Man muss die Mitarbeiter dazu bringen, ganz offen über Dinge zu sprechen, die nicht laufen. Das Problem ist nämlich nicht der Fehler, sondern der nicht entdeckte Fehler. Aus einem nicht entdeckten Fehler kann niemand lernen, er kann immer wieder passieren. Das gilt für Unternehmen genauso wie in der Luftfahrt", sagt Jan Hagen, Professor an der privaten Hochschule ESMT in Berlin.[1]

 
Praxis-Beispiel

Fehlermeldesysteme und Simulatortrainings

In der Luftfahrt sind anonyme Fehlermeldesysteme bereits seit Längerem etabliert. Notfallsituationen werden im Simulator trainiert oder in Trainings (CRM =Crew Resource Management) besprochen. Viele der Trainingsinhalte zu Teamwork, Kommunikation, Verhalten in kritischen Situationen finden inzwischen auch in Fortbildungen für Mediziner Anwendung.

Im Rahmen der kommmitmensch-Kampagne ist eines der Handlungsfelder eine offene Fehlerkultur. Informationen dazu findet man unter: https://www.kommmitmensch.de/die-kampagne/handlungsfelder-im-fokus/fehlerkultur/[2]. Auf der Seite können Handlungs- und Praxishilfen heruntergeladen oder als Printmedien kostenlos bestellt werden.

 
Praxis-Tipp

Regelmäßige Teambesprechungen

In regelmäßigen Teambesprechungen, im nächsten Sicherheitsgespräch oder in der nächsten Unterweisung werden sicherheitskritische Situationen, Beinahe-Unfälle und Unfälle, die Mitarbeiter begangen, erlebt oder beobachtet haben, berichtet und offen besprochen. Vorkommnisse werden anonym dokumentiert und hinsichtlich Quantität und Qualität systematisch und systemisch ausgewertet.

[2] Abrufdatum: 24.8.2021

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