Zusammenfassung

 
Überblick

Scaling ist für nachgeschaltete Anwender eine attraktive Möglichkeit zu zeigen, dass ihre Verwendungen von den Expositionsszenarien ihrer Lieferanten abgedeckt sind. Der Beitrag erläutert ausführlich anhand von Praxisbeispielen, wie Scaling funktioniert und wie dafür die Arbeitshilfe "REACH Scale" des Umweltbundesamtes eingesetzt werden kann. Darüber hinaus wird erklärt, was es für einen nachgeschalteten Anwender bedeutet, wenn er von seinem Lieferanten ein erweitertes Sicherheitsdatenblatt erhält.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Scaling ist ein wichtiges Instrument im Zusammenhang mit Expositionsszenarien unter REACH. Expositionsszenarien geben an, unter welchen Bedingungen Stoffe sicher verwendet werden können. Sie werden unter REACH (Verordnung (EG) Nr. 1907/2006 vom 18.12.2006 zur Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung chemischer Stoffe) für viele als gefährlich eingestufte Stoffe und Gemische erforderlich. Wenn solche Produkte verwendet werden, werden die zugehörigen Expositionsszenarien als Anhänge von Sicherheitsdatenblättern mit den Produkten geliefert. Es ist die Aufgabe des Kunden, sicherzustellen, dass er die Angaben im Sicherheitsdatenblatt bzw. im Expositionsszenario einhält und dass seine Anwendungen durch diese Angaben abgedeckt sind (Art. 37 Abs. 4 und Abs. 5 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006).

Es kann sein, dass der Kunde die Produkte seines Lieferanten anders einsetzt, als es im Expositionsszenario beschrieben ist. Anwendungsbedingungen, die zu anderen bzw. zu höheren Expositionen führen können, sind durch das mitgeteilte Expositionsszenario nicht abgedeckt. Falls der nachgeschaltete Anwender sich nicht auf einige wenige Ausnahmeregeln berufen kann, muss er als Folge entweder seine Prozesse ändern, sodass er das Expositionsszenario einhält; oder er muss für seine Verwendung eine eigene Stoffsicherheitsbeurteilung durchführen (Art. 37 Abs. 4 Verordnung (EG) Nr. 1907/2006). Das Vorgehen hierzu ist in Anhang XII REACH beschrieben. Für die meisten nachgeschalteten Anwender wird dies keine einfache Aufgabe sein. In dieser Situation ist Scaling interessant. Es erweitert den "Anwendungsbereich" eines Expositionsszenarios.

1 Scaling – was ist das eigentlich?

Das aus dem Englischen stammende Wort "scale" bedeutet Maßstab. Als "scale up" wird ein maßstabsgerechtes Erhöhen, als "scale down" ein maßstabsgerechtes Verkleinern bezeichnet. Scaling bedeutet somit "Abgleichen, Anpassen". In den deutschsprachigen Leitlinien der Europäischen Chemikalienagentur ECHA wird das Wort mit "Skalierung" übersetzt. In REACH wird unter Skalierung Folgendes verstanden: Veränderung einer vorgegebenen Expositionsabschätzung, bezogen auf bestimmte Größen.

1.1 Wie funktioniert Scaling?

In der ECHA-Leitlinie für nachgeschaltete Anwender wird das Scaling ("Skalierung" detailliert beschrieben und wie Scaling funktioniert: "Bei der Skalierung handelt es sich um einen mathematischen Ansatz, durch den die in einem Expositionsszenario beschriebenen Verwendungsbedingungen modifiziert werden können, um zu ermitteln, ob die tatsächlichen Verwendungsbedingungen an der Betriebsstätte eines nachgeschalteten Anwenders durch das Expositionsszenario abgedeckt werden".[1]

 
Praxis-Beispiel

Scaling: Veränderung der Werte für das aufnehmende Wasservolumen einer Kläranlage

Ein Lieferant teilt in seinem Sicherheitsdatenblatt mit, dass von einem Produkt max. 100 kg/Tag eingesetzt werden können. Andernfalls kann es zu kritischen Umweltbelastungen kommen. Gleichzeitig teilt er mit, dass sich diese Angabe auf Unternehmen bezieht, deren Abwasser in einer Kläranlage behandelt wird. Pro Tag werden 2.000 m³ Abwasser behandelt und in einen Fluss mit einem Wasservolumen von 18.000 m³/Tag eingeleitet.

Als Scaling-Hilfe gibt der Lieferant an, dass sich die zulässige Einsatzmenge vergrößert, wenn die Wassermengen größer werden, die die Restmengen des Produktes aufnehmen. Die zulässige Einsatzmenge und die aufnehmende Wassermenge verhalten sich "linear". D. h., die Verdoppelung der einen Größe bedingt eine Verdoppelung der anderen Größe. (Als max. mögliche Wassermenge des Vorfluters für die Berechnungen werden 2.000.000 m³/Tag angegeben).

Wenn bei einem Kunden die Kläranlage und der Vorfluter zusammen nicht 20.000 m³ Wasser pro Tag führen, sondern 40.000 m³, kann der Kunde nicht nur 100 kg/Tag einsetzen, sondern 200 kg/Tag.

Beim Scaling werden einfache Rechenoperationen angewendet, um bei Expositionsabschätzungen mit eigenen Eingabewerten arbeiten zu können. Scaling ist für nachgeschaltete Anwender von Stoffen eine attraktive Möglichkeit, um zu zeigen, dass ihre Verwendungen von den Expositionsszenarien ihrer Lieferanten abgedeckt sind. Für Hersteller von Stoffen und für Formulierer ist Scaling ebenfalls ein wichtiges Instrument. Sie können dadurch den Anwendungsbereich ihrer Expositionsszenarien deutlich vergrößern.

 
Wichtig

Der nachgeschaltete Anwender benötigt "Scaling-Hilfen" vom Lieferanten

Die vorgegebene Expositionsabschätzung ist im Expositionsszenario des Lieferanten enthalten. Die Veränderung wird...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge