Der Ernährung kommt eine zentrale Rolle sowohl für den Erhalt der Gesundheit als auch bei der Entstehung bestimmter Erkrankungen zu. In gesundheitlicher Hinsicht zu empfehlen ist eine pflanzenbetonte Ernährungsweise bei gleichzeitig begrenztem Verzehr von tierischen Lebensmitteln wie insbesondere Fleisch, Butter und Käse entsprechend den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.[1] Individuelle gesundheitliche Vorteile bietet auch der Verzehr von frischen bzw. schonend verarbeiteten Lebensmitteln, da bei vielen industriellen Verarbeitungsvorgängen Vitamine verloren gehen bzw. gesundheitlich nachteilige Inhaltsstoffe – z. B. Pökelsalz, raffinierter Zucker, Raucharomen usw.- zugesetzt werden.[2]

Die tatsächliche Ernährungssituation ist demgegenüber durch einen hohen Verbrauch von industriell erzeugten und energiedichten Lebensmitteln tierischen Ursprungs gekennzeichnet, während derjenige frischer pflanzlicher Lebensmittel (Gemüse, Obst und Getreide) zu niedrig liegt oder sogar sinkt.[3] Diese Ernährungsweise produziert nicht nur in individueller, sondern auch in ökologischer Hinsicht erhebliche Folgeschäden: Weltweit verursacht die Herstellung und Verarbeitung von Lebensmitteln rund ein Drittel aller Treibhausgasemissionen. Nahrungsmittel tierischer Herkunft verursachen pro Gewichtseinheit wesentlich höhere Treibhausgasemissionen und benötigen höhere Energie- und Düngemittelmengen sowie Bodenflächen (insbesondere für die Futtermittelproduktion) als pflanzliche Lebensmittel.[4] Der Lebensmitteltransport über weite Strecken sowie die Kühlung bei Lagerung und Transport schlagen ebenfalls negativ in der Klimabilanz zu Buche.

Regionalität und Saisonalität als Kriterien der Lebensmittelauswahl helfen, energieintensive Transportwege und Lagerzeiten zu vermeiden. Die Kompetenzen der Versicherten, die Aussagekraft von Angaben auf verarbeiteten oder frischen Lebensmitteln hinsichtlich ihrer Produktionsbedingungen und Herkunft zu verstehen und zu beurteilen, spielen zusammen mit dem Verständnis der Information zu den enthaltenen Inhaltsstoffen und ihren Nährwerten eine wichtige Rolle, damit Verbraucherinnen und Verbraucher eine gesundheitlich und ökologisch orientierte Lebensmittelauswahl treffen können.[5]

Aufgrund der großen Bedeutung des Ernährungsverhaltens für die Erhaltung der individuellen und planetaren Gesundheit stellt die Förderung einer gesundheitsgerechten und ökologisch nachhaltigen Ernährung ein zentrales Handlungsfeld der Krankenkassen in der primären Prävention dar.

Da das Ernährungsverhalten auch von strukturellen Voraussetzungen (z. B. der Verfügbarkeit eines qualitativ hochwertigen Lebensmittelangebots) abhängig ist, sind neben den in diesem Kapitel beschriebenen verhaltenspräventiven Maßnahmen 8382weitere, insbesondere verhältnispräventive Maßnahmen (z. B. in Bezug auf die Lebensmittelerzeugung, -kennzeichnung, -besteuerung sowie Verpackung und Transport) erforderlich, die nicht in die Zuständigkeit der GKV fallen.

Präventionsprinzip: Vermeidung von Mangel- und Fehlernährung

Bedarf

Für viele chronische Krankheiten wurde eine Abhängigkeit von der Ernährung festgestellt. Zu diesen zählen insbesondere Krankheiten des Herz-Kreislauf-Systems, einige bösartige Neubildungen, Krankheiten des Verdauungssystems sowie endokrine Erkrankungen und Stoffwechselkrankheiten (darunter mit wachsender epidemiologischer Bedeutung Diabetes mellitus Typ 2).[6] Zusätzlich werden Allergien und Lebensmittelunverträglichkeiten sowie Mangelerkrankungen als durch die Ernährungsweise beeinflussbar angesehen.[7]

Auf Grundlage der Nationalen Verzehrstudie II[8] ist die Ernährungssituation der Bevölkerung weiterhin als unbefriedigend einzustufen in Bezug auf

  • Höhe und Qualität der Fettzufuhr (zu hohe Aufnahme gesättigter Fette)
  • Höhe und Qualität der Kohlenhydratzufuhr (zu hoher Zuckerverzehr, zu geringe Aufnahme an Ballaststoffen)
  • Höhe der Natriumzufuhr (zu hoher Kochsalzverzehr bei Männern)
  • Versorgung mit Calcium und Jod
  • Versorgung mit Folat und Eisen, insbesondere bei Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten
  • ausreichende Flüssigkeitszufuhr mit energiefreien/-armen Getränken

Insgesamt werden in Deutschland zu viele Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Fleischerzeugnisse und Wurst und zu wenige pflanzliche Lebensmittel wie Obst und Gemüse verzehrt.[9] Zur Verbesserung der Ernährungssituation sind Verhaltensänderungen in der Bevölkerung in Richtung einer fleischreduzierten[10] sowie fett-, zucker- und salzärmeren und gleichzeitig vitamin-, mineralstoff- sowie ballaststoffreicheren Ernährungsweise erforderlich. Eine Ernährungsweise mit geringer Energiedichte und hoher Nährstoffdichte sollte aus gesundheitlichen und ökologischen Gründen angestrebt werden.

Wirksamkeit

Vorhandene Studien belegen, dass eine bedarfsgerechte und ausgewogene Ernährungsweise wirksam zur Verhütung zahlreicher Erkrankungen beitragen kann.[11]

Ziel der Maßnahme

  • Stärkung der Motivation und Handlungskompetenz zu einer eigenverantwortlichen und nachhaltig...

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