Viele Unternehmer erkennen die Bedeutung von Arbeitssicherheit oft erst, nachdem ein schwerer Unfall passiert ist. Dann erst wird eine Änderung eingeleitet. Es gilt der Zusammenhang: Leidensdruck ist Katalysator für Veränderung. Dies gilt nicht nur in Sachen Arbeitssicherheit, sondern generell: Krisen waren in der Vergangenheit immer die Voranbringer von Veränderungen. Viele – besonders technische – Entwicklungen wurden in Zeiten von Krisen nachhaltig beschleunigt. Ohne Kriege wären wir in der Luftfahrt z. B. wahrscheinlich immer noch im Propellerzeitalter.

Eine andere Situation, in der ein Kulturwandel im Unternehmen stattfindet, ist ein neuer Geschäftsführer, der das Thema Arbeitssicherheit als Wert im Unternehmen positioniert. Oft ist auch zu beobachten, dass nach der Übernahme eines Unternehmens durch ein anderes ein Kulturwandel eingeleitet wird, da das übernehmende Unternehmen in Sachen Arbeitssicherheit weiter entwickelt ist und seine Standards im zugekauften Unternehmen umgesetzt sehen will.

Der dann anstehende Kulturwandel ist entscheidend an 4 Erfolgsfaktoren gekoppelt. Überall dort, wo auch nur einer dieser Faktoren vernachlässigt worden ist, ist der Wandel steckengeblieben oder hat überhaupt nicht funktioniert. Unternehmen, die einen Kulturwandel erfolgreich gemeistert haben, hatten alle 4 Faktoren ausgewogen zur Wirkung gebracht. Deshalb lohnt es sich, einen Blick auf diese 4 Erfolgsfaktoren werfen. Anhand dieser Faktoren können Sie sich als Fachkraft für Arbeitssicherheit klar machen, welche Ansatzpunkte Sie im Wandel haben oder – anders ausgedrückt– welchen Einfluss Sie nehmen können und wie entscheidend die Rolle der Fachkraft für Arbeitssicherheit für einen erfolgreichen Wandel ist.

Im Folgenden wird auch klar: Die oft zitierte Ohnmacht der Fachkraft für Arbeitssicherheit, die sich in ihr Schicksal ergibt und von äußeren Einflüssen und Umständen dominiert wird, gehört eindeutig der Vergangenheit an.

Erfahrungsgemäß tun sich viele Unternehmen bei allen 4 Faktoren schwer. Hier zeigt sich die Güte einer Unternehmenskultur. Nur wenn das Unternehmen in der Lage ist, einen Wandel zu stemmen, dann ist seine Kultur auch zukunftsfähig.

4.1 Faktor 1: Orientierung

Zunächst brauchen Menschen immer Orientierung. Sie müssen wissen, wo soll die Reise hingehen und warum soll sie dort hingehen? Dies muss klar verständlich und einfach an alle Menschen im Unternehmen vermittelt werden. Orientierung erhalten Menschen v. a. durch 3 Aspekte. Zunächst müssen Ziele klar definiert werden und auch in den Kontext der bereits vorhandenen Ziele eingeordnet werden. Gerade dann, wenn Ziele sich widersprechen, was etwa bei höchster Produktivität und höchster Arbeitssicherheit möglich ist. Dann muss eine klare Zielhierarchie vorhanden sein. Deshalb muss gelten: Im Zweifel hat immer die Arbeitssicherheit Vorrang. Diese Ausrichtung muss einer Unternehmensleitung abgerungen werden. Dies bedeutet dort, wo konkrete Risiken erkannt sind, geht immer die Sicherheit vor. Wenn Menschen wissen, wo sie stehen und wo es hingeht, dann ist die Reise klar definiert. Deshalb ist gerade zum Beginn eines Kulturwandels Feedback zum individuellen Stand sehr wichtig.

Weiter oben wurde schon die große Bedeutung von Vorbildern angesprochen. Gerade im Wandel ist das Management besonders gefragt. Die Führungskräfte und die Fachkraft für Arbeitssicherheit stehen dabei besonders im Fokus der Wahrnehmung. Es gilt der folgende Zusammenhang: Wenn sich eine Führungskraft oder Fachkraft für Arbeitssicherheit – damit sind generell Autoritätspersonen gemeint – 5 Jahre lang immer an alle Regeln hält, registriert dies i. d. R. niemand im Unternehmen. Verletzt sie aber einmal eine Regel oder verstößt sie nur einmal gegen eine Vorschrift, dann wissen dies die Mitarbeiter i. Allg. die nächsten 5 Jahre lang. So wird schnell die Glaubwürdigkeit infrage gestellt. Veränderungsprozesse scheitern oft am mangelnden Vorleben der Vorbilder und damit an den Autoritätspersonen.

Bevor wir dazu kommen, was Sie als Fachkraft für Arbeitssicherheit tun können, um den Wandel voranzubringen, noch 2 Gedanken, die im Hinblick auf das Gelingen des Wandels von Bedeutung sind. Diese hemmen den Erfolg ganz entscheidend.

Oftmals erfolgt die Orientierung ausschließlich oder zumindest sehr stark an den Unfallzahlen. Wie wir weiter oben ausgeführt haben, ist dies nicht so sinnvoll. Die Unfallzahlen sind jedoch nur ein Indikator für die Qualität des Handelns im Unternehmen insgesamt. Oft wird das Ziel "Null Unfälle" ausgegeben. Also, ganz ehrlich, darauf wäre niemand gekommen. Es gibt niemanden, der sagt, mein Ziel sind z. B. 5 Arbeitsunfälle. Deshalb ist es sinnvoll, Ziele auf die Prävention zu beziehen. Wenn die Ziele richtig gewählt sind, dann folgt die Absenkung der Unfallzahlen automatisch.

Der zweite Gedanke wird verständlich, wenn wir einen kurzen Exkurs in das Marketing unternehmen. So wird klar, dass in vielen Unternehmen bei der Strategie große Fehler gemacht werden. Oft wird in Gesprächen diskutiert, was man noch t...

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