Führen auf Distanz verlangt neben allen benannten An- und Herausforderungen auch eine selbstkritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Führungsverständnis. Die Führungsrolle muss ggf. neu definiert werden: Führungskräfte, die ihre Mitarbeiter und Teams nicht lokal führen, sind nicht der Aufpasser vor Ort, sondern Begleiter des Arbeitsprozesses und damit Koordinator und Moderator eines Teams. Virtuelle Führungsarbeit bedeutet: Motivieren statt Kontrollieren. Wissen wird nicht mehr gehortet, sondern verteilt. Hierarchische Strukturen werden zu Netzwerken, in denen Informationen ausgetauscht werden.

Ganz wesentlich beim Führen auf Distanz ist eine Kultur des Vertrauens. Vertrauen darauf, dass Mitarbeiter im Homeoffice tatsächlich arbeiten und nicht ihre Steuererklärung vorbereiten oder Mitarbeiter im Außendienst um 14 Uhr im Biergarten sitzen. Das Misstrauen gegenüber Mitarbeitern, die nicht vor Ort arbeiten, ist insbesondere in Deutschland noch sehr groß. Dabei verhält es sich eher so, dass Mitarbeiter, die zeitlich und örtlich flexibel arbeiten, dazu neigen, gesundheitsgefährdendes Verhalten zu praktizieren. Die mangelnde Abgrenzung von Arbeit und Freizeit ist bei autonom arbeitenden Mitarbeitern besonders groß. Dieses Phänomen nennt sich "interessierte Selbstgefährdung".

Führungskräfte sollten umdenken, wenn sie glauben, dass Mitarbeiter keine Verantwortung für ihre Arbeitsaufgabe und den Arbeitsprozess übernehmen können oder wollen. Solche Sorgen sind meist unberechtigt: Die meisten Mitarbeiter arbeiten ergebnisorientiert und tun dies nicht nur auf Anweisung. Überhaupt ist ein kontrollorientierter Führungsstil nicht mehr zeitgemäß, er frisst Zeit der Führungskraft und demotiviert die Mitarbeiter, was aber nicht heißt, dass die Erbringung der Arbeitsleistung dem guten Willen des Mitarbeiters obliegt. Vereinbarte Standards der Zusammenarbeit umfassen auch die Leistungsüberprüfung und werden bei Nichterbringung der vereinbarten Ergebnisse Konsequenzen haben.

 
Wichtig

Kulturelle Eigenheiten

Beim Führen interkultureller Teams muss eine Führungskraft Bereitschaft zeigen, sich mit kulturellen Eigenheiten auseinanderzusetzen und diese zu akzeptieren. Dabei darf sie deren Einflüsse auf das gesamte Team, auf die individuelle Aufgabenerledigung und auf die Zielerreichung in Summe nicht aus den Augen verlieren.

Neben Sensibilität und den sozialen und interkulturellen Kompetenzen ist beim Führen auf Distanz auch unbedingt Medienkompetenz erforderlich, d. h., der Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien und deren Soft- und Hardware muss beherrscht werden.

Im Falle mehrsprachiger Teams sind Sprachkenntnisse unabdingbare Voraussetzung für eine Führungskraft. Englisch sollte in Sprach- und Schriftform beherrscht werden.

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