Maschinenstörungen stellen immer Situationen außerhalb des Serienbetriebs dar. Um unnötige Stillstände der Maschine zu vermeiden, wird die Störungsbeseitigung oft unter Zeitdruck, unter Umgehung von Sicherheitseinrichtungen oder durch Personen durchgeführt, die dafür keine Ausbildung besitzen. Dadurch kann es zu sehr schweren Unfällen kommen.

Abb. 49

Spritzgießmaschine mit Maschinenampel

Gefährdungen

Auch die Störungsbeseitigung stellt eine besondere betriebliche Situation dar. Es kann u. a. zu folgenden Gefährdungen kommen:

  • Die Beseitigung von Störungen wird durch Personen durchgeführt, die dafür keine Ausbildung besitzen.
  • Die Störungsbeseitigung wird während der laufenden Produktion vorgenommen.
  • Die Beseitigung von Störungen wird durch Umgehung der Schutzeinrichtungen durchgeführt, z. B. Anstellen einer Leiter und Übergreifen unter Verwendung der Körperteile oder anderer Hilfsmittel (z. B. Stangen).
  • Maschinen und Peripherieeinrichtungen sind nicht gegen Wiedereinschalten gesichert.
  • Um den Produktionsfluss nicht zu stoppen, werden Störungsbeseitigungen überhastet und ohne die nötigen persönlichen Schutzausrüstungen durchgeführt.
  • Es müssen oftmals Bereiche innerhalb des geöffneten Spritzgießwerkzeugs erreicht werden. Bei kleineren Maschinen besteht dabei die Gefahr, sich an scharfkantigen Auswerfern, Trennebenen etc. zu verletzten. Bei größeren Spritzgießmaschinen kommt dazu die Gefahr, beim Übersteigen des öligen Holmes abzurutschen.
  • Verklemmte Formteile müssen oftmals mit Handwerkzeugen gelöst werden. Werden dazu Werkzeuge aus sprödem Metall verwendet, besteht die Gefahr, dass Metallteile absplittern und die Beschäftigten verletzen.
  • Durch eingeschlossene Drücke bzw. durch Hydrospeicher kann es zu ungewollten Bewegungen nach der Beseitigung einer Störung (z. B. Verklemmung) kommen.
  • Beim Freispritzen der Düse können Zersetzungsprodukte freigesetzt werden (siehe Abschnitt 3.1.9).
Maßnahmen

Bei der Störungsbeseitigung sind u. a. folgende Maßnahmen zu berücksichtigen:

  • Lassen Sie Störungsbeseitigungen nur durch qualifizierte Beschäftigte durchführen.
  • Unterbinden Sie konsequent Störungsbeseitigung durch Personen, die dafür keine Ausbildung besitzen, auch wenn diese "nur mal eben schnell" helfen wollen.
  • Bei Arbeiten im geöffneten Spritzgießwerkzeug sind möglichst Schnittschutzhandschuhe (nicht bei rotierenden Teilen wie Schleifern!), vor allem aber schnittfester Unterarmschutz zu tragen.
  • Bei Arbeiten im geöffneten Spritzgießwerkzeug ölige Holme mit Lappen, Pappen, u. ä. abdecken - dies minimiert auch die Beschädigungsgefahr.
  • Weisen Sie an, dass die Holme nicht betreten werden dürfen.
  • Um ein unbeabsichtigtes Wiedereinschalten zu vermeiden, ist der Hauptschalter mit einem Schloss zu sichern. Beschäftigte, die Störungsbeseitigungen durchführen, bekommen dann jeweils ein eigenes Schloss (Lockout/Tagout).
  • Verwenden Sie beim Lösen verklemmter Formteile nur Handwerkzeuge aus Kupfer. Dadurch wird die Gefahr von absplitternden und herumfliegenden Metallteilen minimiert. Gleichzeitig reduziert sich auch die Gefahr, dass Spritzgießwerkzeuge beschädigt werden.
  • Ordnen Sie bei diesen Arbeiten das Tragen von Schutzbrillen an.
  • Bei der Beseitigung einer Störung (z. B. Verklemmung) muss sichergestellt sein, dass das System drucklos ist bzw. keine ungewollten Bewegungen und Gefahren durch eingeschlossene Drücke bzw. durch Hydrospeicher auftreten können.
  • Sorgen Sie für die Verwendung einer wirksamen Absaugeinrichtung im Bereich der Spritzdüse mit Fortluftbetrieb oder einer mobilen Absaugeinrichtung mit einem Kombinationsfilter, bestehend aus Partikelfilter der Staubklasse M (mittel) und nachgeschaltetem Filter aus Aktivkohle sowie regelmäßige Wirksamkeitsprüfung der lufttechnischen Einrichtungen mit Dokumentation (siehe Abschnitt 3.1.9).

Abb. 50

Lockout/Tagout

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