Was nun im Einzelnen eine gute gesunde Schule ist, beschreiben Brägger & Posse (2007) in ihrem gleichnamigen Qualitätstableau. Es umfasst insgesamt acht Qualitätsdimensionen und vierzig Qualitätsbereiche mit Schlüsselindikatoren, die auf den drei Grunddimensionen Ergebnisqualität, Prozessqualität und Gesundheitsqualität basieren. Mit dieser Kategorisierung ähnelt das Qualitätstableau der guten gesunden Schule den Qualitätsrahmen, wie sie z. B. auch in Nordrhein-Westfalen durch die Qualitätsanalyse eingeführt wurden (Harazd, Gieske & Rolff, 2009, S. 115). In den Qualitätsdimensionen und -bereichen werden einerseits sicherheits- und gesundheitsbezogene Ansätze wirksam. Andererseits haben sie selbst einen Einfluss auf die Entwicklung psycho-sozialer Schutzfaktoren und damit auch auf die Leistungsbereitschaft und -fähigkeit.

Die erste Qualitätsdimension Schule als Lebens- und Erfahrungsraum fokussiert auf den Ort, wo die Lehrperson und die Schülerinnen und Schüler einen großen Teil ihrer Zeit verbringen. Hier werden die Bedingungen und Ressourcen skizziert, die ein gesundes und produktives Lernen und Arbeiten fördern und unterstützen.

In der zweiten Dimension steht das im Zentrum, was gemeinhin als Kerngeschäft der Schule bezeichnet wird, der Unterricht und seine Gestaltungselemente: Lehr- und Lernarrangements, Beurteilungsformen, Klassenführung und Lernbegleitung. Gesundheitsbezogene Bemühungen werden letztendlich nur dann einen nachhaltigen Effekt auf die Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie der Lehrkräfte haben, wenn es gelingt, die aus Gründen der Gesundheit notwendigen Veränderungen und Entwicklungen der Schule bis in den Kernprozess hinein zu führen, sprich: das Lehren und Lernen gesundheitsförderlich zu gestalten.

In der dritten Dimension führen die Autoren als eigenständige Kategorie die Bildungs- und Lernprozesse der Schülerinnen und Schüler auf. Wenn Unterrichten und Lehren die Kernaufgaben der Lehrperson sind, so kann Lernen als Kernaufgabe der Schülerinnen und Schüler bezeichnet werden. Für den Lernerfolg ist es entscheidend, wie die Schülerinnen und Schüler die Qualität des Lern- und Bildungsprozesses subjektiv erleben. Es geht um die Frage, wie der von den Lehrkräften gestaltete Unterricht das Lernen der Schülerinnen und Schüler unterstützen kann. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass die Schülerinnen und Schüler die gestellten Anforderungen verstehen, sie als sinnvoll betrachten und sie für bewältigbar halten, mithin der Unterricht das Kohärenzgefühl stärkt.

Die vierte Dimension beschreibt die Schulkultur und das Schulklima, also die Art und Weise, wie Arbeit verteilt wird, wie miteinander umgegangen wird und welche Chancen die Beteiligten haben, an Arbeits- und Lerngemeinschaften als eigenständige Individuen mitzuwirken. Fasst man alle vorliegenden Ergebnisse zusammen, dann lässt sich ohne Einschränkung feststellen, dass ein gutes Schulklima einen zentralen und wesentlichen Beitrag zur Realisierung einer guten gesunden Schule leistet. Es beeinflusst sowohl die Höhe der Leistungsfähigkeit als auch die des Wohlbefindens der schulischen Akteure. Ein gutes Schulklima beruht auf einer Schulkultur, in der Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler ermutigende, sie stärkende Lern- und Arbeitserfahrungen machen sowie alle am Schulleben Beteiligte in die Entwicklung der Schule einbezieht (Kultur der Anerkennung und Kooperation).

In der fünften Dimension Schulführung werden wichtige Qualitätsbereiche skizziert, welche die durch Studien belegte hohe Bedeutung einer guten Schulleitung für die Schul- und Unterrichtsqualität, besonders auch für die gesundheitliche Qualität einer Schule, untermauert.

Die sechste Dimension Professionalität und Personalentwicklung führt die Prozesse und Strukturen auf, die die Fähigkeit und Bereitschaft der Lehrpersonen zum berufsbezogenen lebenslangen Lernen stärken und erhalten können. Motivierte, gesunde und leistungsfähige Lehrerinnen und Lehrer sind die Grundlage jeder guten gesunden Schule. "Wer kraftlos und ausgelaugt ist, wenig Selbstvertrauen zeigt und durch eigene Konflikte anhaltend in Anspruch genommen wird, kann den Schülerinnen und Schülern schwerlich Partner sein, die ihnen bei ihrer Persönlichkeitsentwicklung in einer komplexer und widersprüchlicher gewordenen Welt zuverlässig zur Seite stehen" (Schaarschmidt & Kieschke, 2007, S. 29). Notwendig ist es deshalb, die Lehrerinnen und Lehrer zu unterstützen und zu fördern, um ihre Potenziale für eine nachhaltige Qualitätsentwicklung der Schule nutzen zu können.

Die siebte Dimension umfasst das Qualitätsmanagement einer Schule. Es werden die wichtigsten Elemente einer systematischen Qualitätsförderung beschrieben: Gemeinsam vereinbarte Qualitätsansprüche, der Aufbau einer Feedbackkultur, Schulentwicklung, interne Evaluation und Steuerung der Qualitätsprozesse.

Als achte Dimension wird jene Qualitätsdimension ins Zentrum gerückt, die seit PISA am meisten die öffentliche Aufmerksamkeit beansprucht, nämlich die Wirkungen ...

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