Je länger man am Stück arbeitet, desto größer ist i. Allg. auch die Belastung. Dabei kommt es natürlich auch auf die Art der Arbeit an: die Mitarbeiterin einer Beschwerde-Hotline, die sich mit verärgerten Kunden auseinandersetzen muss, wird einen 8-Stunden-Arbeitstag möglicherweise anstrengender empfinden als ein Künstler in einer produktiven Schaffensphase.

Von der Dauer der Arbeitszeit hängt einerseits ab, wie lange Beschäftigte arbeitsbezogenen Belastungen ausgesetzt sind. Andererseits bestimmt sie die außerhalb der Arbeit zur Verfügung stehende Zeit für private Unternehmungen, Hobbys, soziale Kontakte, Verpflichtungen und Freizeit. Lange Arbeitszeiten gehen auch oft einher mit Termin- und Leistungsdruck und einer großen, überfordernden Arbeitsmenge.

"Die Länge der tatsächlichen Wochenarbeitszeit ist ein maßgeblicher Indikator für die Belastung von Beschäftigten."[1]

Nach ca. 8 Stunden täglicher Arbeit nimmt die Effektivität deutlich ab; es kommt zur Ermüdung, Verringerung der Konzentration und einer erhöhten Unfallgefahr. Wer über längere Zeit hinweg mehr als 40 Stunden pro Woche arbeitet, muss mit körperlichen und psychovegetativen Beschwerden rechnen. Bereits ab 2 Überstunden pro Woche steigen die gesundheitlichen Beschwerden an. Die Betroffenen beklagen eine allgemein schlechtere Gesundheit, geringe Arbeitszufriedenheit und schlechtere Work-Life-Balance. Mit steigender Anzahl der Überstunden gehen besonders körperliche Erschöpfung und Schlafstörungen einher. Längere Arbeitszeiten und Überstunden treten häufig gemeinsam mit Termin- und Leistungsdruck, einer großen Arbeitsmenge sowie dem Ausfallen von Arbeitspausen auf. Abb. 1 zeigt den Zusammenhang zwischen geleisteten Überstunden und gesundheitlichen Beschwerden.

Abb. 1: Zusammenhang zwischen Überstunden und gesundheitlichen Beschwerden[2]

 
Wichtig

Hat sich die Dauer der Arbeitszeit durch die Pandemie verändert?

Der Arbeitszeitreport der BAuA ging auch der Frage nach, inwieweit sich die Arbeitszeit der Beschäftigten durch die SARS-CoV-2-Pandemie verändert hat. Die Hälfte der Befragten gab an, dass es keinerlei Veränderungen gab. Rund ein Viertel berichtete über eine Verlängerung ihrer Arbeitszeit, ca. 20 % über eine Verkürzung (z. B. durch Kurzarbeit). Gerade die Beschäftigten mit einer längeren Arbeitszeit berichteten auch über eine deutlich erhöhte Arbeitsintensität, die immerhin 45 % an die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit gebracht hat. Gerade bei Büroberufen im Homeoffice stieg der erlebte Termin- und Leistungsdruck. Der subjektive Eindruck vieler Arbeitgeber, dass weniger gearbeitet wurde, entspricht also nicht den Tatsachen.

Zur Dauer der Arbeitszeit gelten daher folgende Empfehlungen (wie sie auch im Arbeitszeitgesetz vorgesehen sind):

  • Die tägliche Arbeitszeit sollte durchschnittlich auf 8 Stunden begrenzt sein und 10 Stunden nicht überschreiten.
  • Die wöchentliche Arbeitszeit sollte durchschnittlich auf 40 Stunden begrenzt sein und sich möglichst auf 5 und nicht auf 6 Arbeitstage verteilen. Es kommt sogar verstärkt der Wunsch nach einer Vier-Tage-Woche auf.

Außerdem kann es für die Beschäftigten hilfreich und entlastend sein, wenn auf ihre individuellen Wünsche zur Dauer der Arbeitszeit eingegangen wird. So möchten laut dem neuesten Arbeitszeitreport 53 % der Beschäftigten ihre Arbeitszeit gerne verkürzen, 10 % dagegen wünschen sich sogar längere Arbeitszeiten.

[1] BAuA (2023): Arbeitszeitreport Deutschland: Ergebnisse der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2021, Dortmund.
[2] Quelle: BAuA: Arbeitszeitreport Deutschland 2021, Dortmund 2023.

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