Studie: Recycling in DAX-Konzernen

Die durchschnittliche Recyclingquote liegt mittlerweile bei 69 Prozent – 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahlen können allerdings täuschen: Fast alle untersuchten Unternehmen sehen auch die Müllverbrennung als Teil des Recyclings an, wie eine neue Studie herausfand.

Die Müllmengen, die in deutschen Großkonzernen anfallen, sind enorm. „Spitzenreiter“ im vergangenen Jahr ist RWE mit viereinhalb Millionen Tonnen Müll. Davon wurden lediglich 16 Prozent recycelt. Deutlich höher liegt die Recyclingquote bei den deutschen Automobilunternehmen: BMW, Mercedes Benz und Porsche haben mit 99 Prozent die höchste Reyclingquote aller DAX-Unternehmen. Dicht darauf folgen Daimler Truck (98 Prozent) und Volkswagen (95 Prozent). Das fand das Hamburger Unternehmen Resourcify heraus. Bereits zum zweiten Mal untersuchte es die Entsorgungspraxis der 40 DAX-Unternehmen.

Recycling-Kennzahlen in den Geschäftsberichten

In ihren Geschäftsberichten reporten Großunternehmen regelmäßig auch über Nachhaltigkeitskennzahlen. Ein Viertel der DAX-Konzerne macht in ihren Jahres- oder Nachhaltigkeitsberichten allerdings bislang noch keine Angaben rund um ihre Abfälle. Dies begründet zum Beispiel die Deutsche Post mit der „fehlenden Materialität“ – das heißt, da so wenig Müll anfalle, werde er nicht getrackt. Weitere Unternehmen ohne Angaben zu ihrem Müllaufkommen sind Adidas, Brenntag, Commerzbank, Continental, Deutsche Börse, Deutsche Post, Fresenius Medical Care, Fresenius SE & Co, Hannover Rück DE und Quiagen.

Unter den Unternehmen, die entsprechende Kennzahlen angeben, scheint die Entwicklung allerdings erfreulich: Die Recyclingquote steigt auf 69 Prozent, das sind 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Darüber hinaus „nehmen geplante Maßnahmen zur Förderung einer Kreislaufwirtschaft bei vielen Unternehmen einen größeren Stellenwert im Unternehmensbericht ein“ wie Gary Lewis, CEO und Co-Founder von Resourcify sagt. Er sieht allerdings noch gesetzlichen Verbesserungsbedarf, denn bislang zähle auch die thermische Verwertung, also das Verbrennen von Abfall, laut Gesetz als Recycling. Das könnte die hohe Recyclingquote erklären.

„Resourcify Sustainability Index“ soll Vergleichbarkeit schaffen

Das Abfallaufkommen ist je nach Sektor und Branche sehr unterschiedlich. Um eine bessere Vergleichbarkeit zu schaffen, betrachtet die Studie neben der Recyclingquote auch, ob Unternehmen sich in ihrer Unternehmensberichterstattung mit Themen wie Waste Tracking, Closed Loops und Ähnlichem beschäftigen. Mit einer Gewichtung von zehn Prozent fließt in den Index außerdem auch ein, wie häufig die Berichte bestimmte Schlagworte – etwa „Recycling“ oder „Circular Economy“ – enthalten. Das könnte eine methodische Schwachstelle der Studie sein, denn die Nennung der Schlagworte hat noch keine Folgen für die Praxis. Gleichwohl kann sie dazu führen, dass ein Unternehmen im Ranking weit vorne landet, obwohl die Recyclingquote eher niedrig ist.

Noch ein weiter Weg bis zur Kreislaufwirtschaft

Die durchschnittliche Recyclingquote bedeutet nicht zuletzt, dass noch immer 31 Prozent der Wertstoffe nicht recycelt werden. Das entspricht laut Resourcify konservativ gerechnet einer Menge von vier Millionen Tonnen pro Jahr.

Felix Heinricy, CRO und Co-Founder von Resourcify sagt: „Ab nächstem Jahr sollten Unternehmen für die CSRD-Richtlinie bereit sein. So wird es für viele große Unternehmen – darunter auch die DAX-Konzerne – in Zukunft Pflicht, ihre Bemühungen für eine Kreislaufwirtschaft sowie dazugehörige Prognosen zu kommunizieren. Bis dato gibt es aber noch einige Unternehmen, die keine gesonderten Nachhaltigkeitsberichte haben und noch immer kommunizieren 25 Prozent der DAX-Unternehmen ihre Abfallzahlen nicht. […] Unternehmen sollten so schnell wie möglich Maßnahmen durchsetzen, um diese Lücke zu schließen und für die notwendige Berichterstattung bereit zu sein.“

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