Tax-Techs sind noch lange vor KI sicher – dank der Bürokratie
Kaum eine Woche vergeht derzeit, in der keine neue Studie über die Auswirkungen von Künstliche Intelligenz erscheint. Immer wieder wird deutlich, dass wir viele Wellen des Wandels erleben. Disruptions-Experte Geoffrey Moore beschreibt das in seinem Buch Zone to Win: Es gibt verschiedene Wellen disruptiver Technologien, die einen Zeithorizont von rund 15 Jahren haben. Die aktuelle Welle bezieht sich auf intelligente Systeme mit dem Schwerpunkt auf Algorithmen. Es gilt „Daten sind König“. Die nach Moore gerade begonnene und kommende Welle beschreibt autonome Systeme mit dem Schwerpunkt auf Objekten, also zum Beispiel selbstfahrende Autos. Hier zählt das Motto „KI ist König“.
Daher ist sicher: Die Umwälzungen auch für den Taxulting-Bereich werden kommen, doch wahrscheinlich später als in anderen Branchen. Aufforderungen an ChatGPT wie „Mach meine Steuererklärung 2022” werden nämlich noch einige Jahre unerfüllt bleiben.
Steuererklärung mit ChatGPT? Das verhindert das Steuerrecht
Ein Blick in die Praxis, zu uns bei smartsteuer, einem deutschen Steuertool für Privatpersonen und Selbstständige, zeigt: Wir haben die Abgabe für unsere Kund:innen insofern vereinfacht, als dass sie dialogisch ihre Steuerdaten eingeben. Anstatt von Mantelbogen und Anlage S zu sprechen, sorgen wir für einen geführten Eingabefluss in verständlicher Sprache.
Die Komplexität der Steuererklärung schützt davor, dass ChatGPT und Co. uns und andere Steuertools überflüssig machen. Das Steuerrecht strebt eine hohe Einzelfallgerechtigkeit an. So erschwert die Beurteilung eines detaillierten Einzelfalles statt einer sehr weitgehenden pauschalen Betrachtungsweise den Einsatz von KI. Die erforderlichen Angaben und Daten sind häufig nur der betroffenen Person bekannt, entsprechend sind die Eingabe und Interpretation durch die Kund:innen noch unerlässlich. Kurzum: Die Bürokratie und das Steuerrecht werden für viele Jahre den Menschen bei der Steuererklärung notwendig machen.
Steuererklärung und KI: Vorbereiten ja, ersetzen nein
Vorstellbar ist jedoch, dass KI mittelfristig bereits bei der Vorbereitung der Steuererklärung helfen und die Dauer der Beschäftigung deutlich reduzieren kann. Ein Prompt, der Unterlagen auf dem Rechner sortiert, könnte vielen Menschen eine Zeitersparnis bringen. Möglich ist auch ein Szenario, in dem mittels KI ein Einspruch formuliert wird, wenn die Prognose und der tatsächliche Steuerbescheid voneinander abweichen. Alternativ kann KI auch die Erfolgsaussichten eines Einspruchs beurteilen und damit für große Entlastung sorgen.
Damit unterscheidet sich das Steuerrecht von anderen juristischen Kontexten, in denen Sachverhalte standardisierter beantwortet werden können – dort mag der Einsatz von KI noch weiter gehen. Dass Urteile, beispielsweise bei Klagen wegen einer Flugverspätung, durch eine KI zukünftig zumindest vorbereitet, wenn nicht sogar gefällt werden, halte ich als Jurist für vorstellbar.
Anzeige Besuchen Sie die Tax TalksEinige schüchterne Annäherungsversuche und verliebte Stunden später ist der Arbeitsalltag schnell wieder eingezogen: eine hohe Arbeitsbelastung, Personalmangel und unsichere Gesetzeslagen stellen die Beziehung auf die Probe. Damit daraus eine Liebesgeschichte für die Ewigkeit wird, braucht es Kommunikation auf Augenhöhe. In unserem Kurzformat „Tax Talks konkret“ zeigen wir Ihnen deshalb ganz konkret, wie das Zusammenleben mit der KI in Ihrer Kanzlei langfristig funktioniert. Und mit den richtigen Beziehungstipps wird KI zur perfekten Unterstützung in der steuerlichen Mandantenberatung oder bei der Personalgewinnung. Melden Sie sich jetzt für die Tax Talks konkret an – und dem Happy End steht nichts im Wege. |
KI im Einsatz bei Steuertools ist bereits Standard
Zwar mag der umfassende Einsatz von KI im Steuerrecht schwierig sein, in unserem Arbeitsalltag hat sie dennoch bereits Einzug gefunden. So testen wir ChatGPT bei smartsteuer, um Codes zu schreiben und unsere Software weiterzuentwickeln. Noch haben die Ergebnisse aus qualitativer Sicht eine große Spanne und bedürfen häufig einer Korrektur, doch hier wird es sicherlich Entwicklungssprünge geben. Zudem wird uns künstliche Intelligenz auch helfen können, große Datenmengen zu erfassen und zu interpretieren, sodass alle Kolleg:innen – sei es aus der Entwicklung, dem Marketing oder unsere Steuerexpert:innen – datengetriebene Entscheidungen treffen können.
Was aktuell bleibt, ist die Erkenntnis: Um sich die durchschnittlich 1.079 Euro Steuererstattung unserer Kund:innen zu sichern, braucht es noch den Menschen. Zumindest, solange unser Steuersystem so ist, wie es ist.
Zum Autor: Stefan Heine ist Fachanwalt für Steuerrecht und Geschäftsführer bei smartsteuer, ein Anbieter von digitalen Steuererklärungen und ein Unternehmen der Haufe Group.
Hinweis der Redaktion: CoPilot Tax Haufe präsentiert die neue KI-Lösung CoPilot Tax. Es handelt sich dabei um einen auf künstlicher Intelligenz basierenden Assistenten, dem Sie in Kürze im Rahmen Ihres Steuer Office steuerliche Fragen stellen und mit dem Sie in einen Dialog treten können. CoPilot Tax wurde in den letzten Monaten in enger Zusammenarbeit der KI- und Fach-Experten von Haufe entwickelt. Das enthaltene Steuerwissen basiert ausschließlich auf den rechtssicheren Inhalten des Haufe Steuer Office. Testen Sie die neue Lösung schon vorab bei der Premiere auf dem Steuerberaterkongress am 13./14.5.2024 in Berlin (Convention Hall II an Stand 40). |
-
Podcast: Wie Steuerberater eine Unternehmensstrategie entwickeln
29.10.2024
-
"KI wird die Steuerberatung revolutionieren"
24.10.2024
-
Cyberkriminalität in der Steuerberatung: So schützen Sie Ihre Daten
17.10.2024
-
Podcast: Der Weg zum guten Verdienst
15.10.2024
-
Darum gibt es mehr Syndikussteuerberater
08.10.2024
-
Podcast: Das Kanzlei-Ökosystem
01.10.2024
-
Ausblick auf den 47. Deutschen Steuerberatertag
27.09.2024
-
Braucht die Steuerberaterprüfung ein Update?
25.09.2024
-
Kanzleikommunikation: Das erwarten Mandanten
18.09.2024
-
Podcast: Vom Finanzamt an die Hochschule
17.09.2024