KI in Steuerkanzleien: Status quo und Perspektiven

Künstliche Intelligenz wird immer wichtiger. Doch welches Potenzial jenseits der Routineaufgaben steckt in ChatGPT und ähnlichen Systemen? Eine Umfrage der Haufe Group liefert Einblicke in den aktuellen Stand der KI-Nutzung in Steuerkanzleien.

Von der Automatisierung der Buchhaltung bis hin zur Beantwortung komplexer Steuerfragen – Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, die Steuerberatung in vielfältiger Weise zu unterstützen. Doch wie sieht der Status quo in Steuerkanzleien aus? In einer Umfrage der Haufe Group wurden 204 Steuerberaterinnen und Steuerberater sowie Beschäftigte in Steuerkanzleien befragt, wie sie mit KI und ChatGPT in ihrer täglichen Arbeit umgehen und welchen Einfluss KI zukünftig auf den Arbeitsalltag in Steuerkanzleien haben könnte. Die Ergebnisse im Überblick:

Relevanz von KI im Arbeitsalltag

Die Meinungen zur Relevanz von ChatGPT und ähnlichen Systemen im Arbeitsalltag sind gespalten. Während knapp die Hälfte der Befragten (48 Prozent) KI als relevant betrachtet, stuft die andere Hälfte (50 Prozent) diese als weniger bedeutend ein. Dabei wird deutlich, dass die Einschätzung stark von Faktoren wie der Kanzleigröße und der Position abhängig ist. So ist KI etwa für Steuerberaterinnen und Steuerberater in größeren Kanzleien KI im Arbeitsalltag relevant, wohingegen Beschäftigte in kleineren Kanzleien diese als weniger bedeutsam einschätzen.

Zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) glauben, dass KI ihren Arbeitsalltag in den nächsten 5 Jahren stark beeinflussen wird. In puncto Nutzung herrscht jedoch noch Zurückhaltung. Nur 4,9 Prozent der befragten Kanzleien haben bereits erste Projekte angestoßen. Nur 0,5 Prozent der Kanzleien planen, KI-Projekte im nächsten Jahr umzusetzen.

Kleinere Steuerkanzleien hinken hinterher

Obwohl die Relevanz von KI von der Hälfte der Befragten anerkannt wird, beschäftigen sich die meisten Kanzleien nur oberflächlich mit der Thematik. Laut Umfrage informiert sich nur etwa jeder Vierte allgemein über KI. Besonders alarmierend ist, dass kleinere Kanzleien angeben, sich bisher noch nicht oder nur oberflächlich mit dem Thema KI auseinandergesetzt zu haben. Angesichts der rasanten Entwicklung dieser Technologie besteht hier insbesondere für kleinere Kanzleien die Gefahr, den Anschluss zu verlieren.

Zudem verschenken Kanzleien, unabhängig von ihrer Größe, wertvolles Potential im Kampf gegen den Fachkräftemangel. ChatGPT und ähnliche Systeme bieten potenziellen Bewerberinnen und Bewerbern neue, spannende Tätigkeitsfelder. Darüber hinaus lassen sich durch den Einsatz von KI Prozesse vereinfachen, sodass sich vakante Stellen auch dadurch ein Stück weit abfedern lassen.

Anwendungsgebiete von Künstlicher Intelligenz

In Bezug auf konkrete Anwendungsgebiete von KI bleibt bei der Mehrheit der Befragten noch Unsicherheit. Die Erwartungen drehen sich hauptsächlich um die Unterstützung bei Standardtätigkeiten (36 Prozent) sowie um die Effizienzsteigerung von Abläufen und Prozessen in der Kanzlei (29 Prozent). Etwa 15 Prozent der Befragten glauben, dass KI ihnen Routinetätigkeiten vollständig abnehmen kann.

Was können Steuerkanzleien jetzt tun?

KI als Chance für kleinere Steuerkanzleien: Bisher haben kleinere Kanzleien den Einsatz von KI vernachlässigt. Im Kampf gegen den Fachkräftemangel bietet KI / ChatGPT eine bedeutende Chance, einerseits Prozesse zu vereinfachen und somit dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, andererseits stellt der Einsatz von KI ein attraktives Tätigkeitsfeld dar, um potenzielle Bewerber anzuziehen. Es liegt in der Verantwortung der kleineren Kanzleien, diese Möglichkeiten zu nutzen und attraktive Perspektiven für zukünftige Mitarbeiter zu schaffen.

Anwendungsfelder identifizieren: Zwar sind sich die Befragten bei KI noch überwiegend unsicher über die Anwendungsfelder und die Nutzung für komplexe Sachverhalte. Je früher Sie sich jedoch intensiv mit der Thematik beschäftigen, desto schneller lassen sich sinnvolle Einsatzgebiete identifizieren.

Neues Potenzial erkunden und aktiv voranschreiten: Der Einsatz von KI/Chat GPT unterstützt den Aufbau neuer Beratungsfelder und die Bewältigung komplexer Sachverhalte. Dieses Potential sollte genutzt werden.

Angesichts der dynamischen Entwicklung von KI sollten Steuerkanzleien den Anschluss nicht verlieren und das Thema aktiv vorantreiben.

Die gesamte Umfrage mit weiteren Ergebnissen finden Sie hier

Tipp der Redaktion: Tax Talks - ChatGPT & Steuern

Wie kaum eine andere Anwendung hat in den letzten Monaten ChatGPT die Diskussionen über KI bestimmt. Für Steuerkanzleien eröffnen sich interessante Möglichkeiten, um Kosten und Zeit zu sparen. Eigene Erfahrungen haben unsere Expert:innen Jens Henke, Kristiina Coenen, Maximilian Justus Müller von Baczko und Yan Christoph bereits gemacht. Sie mahnen allerdings auch zur Vorsicht und Umsicht. Sehen Sie sich hierzu die Aufzeichnung der Tax Talks zu ChatGPT & Steuern (20.6.2023) an.