Employer Branding: Tipps für Steuerkanzleien

Ein altbekanntes Problem – aus vielen neuen Blickrichtungen betrachtet: Bei den Tax Talks 2024 drehte sich alles um die Frage, wie Kanzleien Fachkräfte für sich gewinnen und bei sich halten können. Mit kreativen Ideen und analytischer Hingabe überzeugten die Expertinnen und Experten die Zuhörenden, dass Employer Branding für alle Steuerberatungskanzleien umsetzbar ist.

Das Online-Event fand am siebten März 2024 unter dem Motto "Spot an! Strategien, um Ihre Steuerkanzlei ins richtige Licht zu rücken“ statt.

Warum gutes Employer Branding strategisch aufgebaut ist

Sowohl Employer-Branding-Experte Andreas Seltmann, Unternehmensberater Jörgen Erichsen als auch Steuerberaterin und Partnerin Elisa Lutz zeigten in ihren Fachvorträgen auf, dass Employer Branding sehr viel mehr ist, als für die eigene Kanzlei zu werben. Eine Kanzlei müsse eine Employer-Branding-Strategie für sich entwickeln. Andreas Seltmann gab den Zuhörenden sechs Handlungsfelder an die Hand, mit denen sich so eine Strategie entwickeln lasse. Jörgen Erichsen stellte fünf Schritte vor, mit denen Kanzleien ihre Attraktivität erhöhen können. Elisa Lutz zeigte die sechs Schwerpunkte ihrer Kanzlei auf.

„Ich bin Fan einer strukturierten Vorgehensweise“, sagte Jörgen Erichsen, „allerdings habe ich die Erfahrung gemacht, dass es manchen Betrieben hilft, sich Bausteine aus der Strategie zu nehmen, um loslegen zu können.“ Verzichten sollten die Kanzleien aber keinesfalls auf eine Bestandaufnahme und auf eine Vision, da waren sich alle Experten einig. Wie so eine Vision, also die klare Ausformulierung der eigenen Kanzleiziele und -werte aussehen kann, zeigte Elisa Lutz am Beispiel der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft HWS. „Wir wollen das, wofür wir nach außen werben, auch nach innen leben“, sagte die Steuerberaterin.

Wofür es kein Marketingbudget braucht: Authentizität und Wertschätzung

„Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass das Steuerrecht Spaß macht!“, mit diesem enthusiastischen Appell warb Dozentin und Syndikus-Steuerberaterin Jennifer Frenken für ein positives Mindset in der Steuerberatungsbranche. Die Anforderungen, welche die Generation Z teilweise an das Berufsleben stellte, könnten von Steuerberatungskanzleien gut erfüllt werden: eine sichere Anstellung mit guter Bezahlung, flexible Arbeitszeiten und eine digitale und ortsunabhängige Arbeitsweise. Diese Vorzüge müssten mehr nach außen getragen werden.

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Eine weitere Employer-Branding-Maßnahme, die kein Geld kostet und für die alle Vortragenden warben: Wertschätzung. So könne, laut Experte Andreas Seltmann, auch das generationenübergreifende Arbeiten gefördert werden: „Jeder muss bereit sein, einen Schritt auf den anderen zuzugehen und gut miteinander umzugehen.“ Jennifer Frenken betonte: „Gerade im Zeitalter der Digitalisierung wollen die Leute gesehen werden. Am Ende scheitert gutes Employer Branding eher an der Wertschätzung, weil die im Arbeitsalltag der Kanzleien untergeht.“ Damit das nicht passiert, stellte Referentin Cordula Schneider Strategien vor, mit denen Kanzleien ihre Zeit- und Mandantenplanung optimieren können.

Erfolgsgarantie für Employer Branding: Mitarbeiter sind die besten Werbeträger

Das Thema Onboarding bekam bei den Tax Talks große Aufmerksamkeit in Form von kreativen Tipps von Kanzleiberaterin Angela Hamatschek. Sie machte deutlich, dass ein Onboardingprozess mit kreativen Herangehensweisen erheblich aufgewertet werden kann. Ein Tipp: „Es ist wichtig, bei den Bewerbern eine emotionale Bindung zu schaffen. Die erhält man zum Beispiel, wenn Mitarbeiter für Mitarbeiter werben. Bitten Sie Ihre Mitarbeiter zum Beispiel, die Stellenanzeige in ihrem Whatsapp-Status zu teilen.“

Die beste Zeit für die Suche nach Fachkräften ist jetzt

Christian Böke, Steuerberater und Vizepräsident des Deutschen Steuerberaterverbands, machte deutlich, dass die Branche nur dann genügend Fachkräfte erhält, wenn sie mehr Menschen für eine Ausbildung oder ein Studium im Steuerberatungsbereich begeistern kann. „Wirklich lösen können wir das Problem nur, wenn wir neue Fachkräfte in den Markt bringen, und das gelingt über Ausbildung und Studium.“ Er zeigte auf, wie die Verbände die Kanzleien unterstützen und gab einen Ausblick auf eine neue Initiative, die für die Branche werben will. „Wir sind als Branche selten so gut aufgestellt gewesen wie jetzt.“


Tipp aus der Redaktion

Hier können Sie die Tax Talks 2024 anschauen.