Top-Führungsebene: Frauenanteil seit zehn Jahren unverändert

Der Frauenanteil in Top-Führungspositionen hat sich in den vergangenen zehn Jahren nicht verändert. Positiver sieht es aber auf der zweiten Führungsebene aus: Hier stieg der Frauenanteil um sechs Prozentpunkte.

Trotz der schon sein langem geführten Debatte über bessere Aufstiegschancen für Frauen und trotz gesetzlicher Maßnahmen wie der seit diesem Jahr geltenden Frauenquote gelingt weiblichen Mitarbeitern der Sprung an die Unternehmensspitze heute so selten wie vor zehn Jahren.

Privatunternehmen: Nur 25 Prozent Frauen in der obersten Führungsebene

Nach wie vor ist nur jede vierte Chefposition auf der obersten Führungsebene eines Privatunternehmens mit einer Frau besetzt. Schon im Jahr 2004 lag der entsprechende Frauenanteil nur bei 24 Prozent, wie der aktuellen Analyse des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hervorgeht. Zwar sei der Anteil im Jahr 2012 vorübergehend auf 26 Prozent gestiegen, im Jahr 2014 aber wieder auf 25 Prozent gesunken.

Zu ähnlich ernüchternden Erkenntnissen gelangte jüngst auch das Deutsche Institut für Wirschaftsforschung (DIW) in Berlin, das ebenfalls seit zehn Jahren die Entwicklung der Frauenanteile 200 umsatzstärksten deutschen Unternehmen beobachtet. Das jährlich veröffentlichte DIW-Managerinnen-Barometer verzeichnet Ende 2015 für die Vorstände dieser 200 Unternehmen einen Frauenanteil von rund sechs Prozent – ein Anstieg von weniger als einem Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. Ein "Ritt auf der Schnecke" also, wie DIW-Forschungsdirektorin Elke Holst dies nannte.

Frauenanteil in der zweiten Führungsebene steigt auf 39 Prozent

Verbessert haben sich laut der IAB-Analyse dagegen die Karrierechancen von Frauen auf der zweiten Führungsebene. Habe der entsprechende Anteil im Jahr 2004 bei 33 Prozent gelegen, seien 2014 bereits 39 Prozent der Stellen im mittleren Management mit einer Frau besetzt gewesen. «Nur auf der zweiten Führungsebene holen Frauen langsam auf», betonen die Autoren der Studie. Dort nähere sich der Chefinnen-Anteil dem Anteil der in Privatunternehmen beschäftigten Frauen (43 Prozent) allmählich an.

Aufstiegschancen regional und je nach Branche unterschiedlich

Generell hätten Frauen in kleineren Betrieben bessere Aussichten auf die Chefpositionen als in Großbetrieben, im Osten bessere als im Westen Deutschlands, berichten die Nürnberger Arbeitsmarktforscher. Am häufigsten ständen Frauen an der Spitze in Betrieben der Gesundheits- und Erziehungsbranche (43 Prozent), im Einzelhandel (38 Prozent) und im Gastgewerbe (39 Prozent).

Im Finanzsektor sind die Chancen für Frauen am schlechtesten

Am geringsten seien die Aufstiegschancen für Frauen gemessen am Anteil aller weiblichen Mitarbeiter der Branche bei Banken und Versicherungen (12 Prozent), so die IAB-Analyse. Dies deckt sich ebenfalls mit den Untersuchungen des DIW, das zusätzlich noch die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen in den verschiedenen Branchen betrachtet hat  - mit dem Ergebnis, dass die Banken und Versicherungen auch in punkto Entgeltungleichheit am schlechtesten abschneiden. Laut dem DIW-Managerinnen-Barometer ist der so genannte "Gender Pay Gap" im Finanzsektor im Vergleich zu allen anderen Branchen am größten.

Gesetzliche Frauenquote im Aufsichtsrat: Dax-Unternehmen mit positiver Entwicklung

Positiver sieht die Entwicklung der Frauenquote in den Aufsichtsräten aus, insbesondere bei denjenigen Unternehmen, für die seit Anfang des Jahres die gesetzliche Frauenquote gilt. Fast die Hälfte der Dax-Unternehmen erfüllt die vorgegeben Quote von 30 Prozent Frauen im Aufsichtsrat bereits.

Auch Bundesunternehmen haben ihre Hausaufgaben gemacht

Der Bund hat die Vorgaben zur Besetzung der Aufsichtsgremien mit Frauen in seinen Unternehmen mehr als erfüllt. Zum 31. August 2015 stieg die Frauenquote in Kontrollgremien der unmittelbaren Bundesbeteiligungen auf 36 Prozent und lag damit über dem seit Januar 2016 geforderten Anteil von 30 Prozent. Das geht aus dem vergangene Woche in Berlin vorgelegten aktuellen Beteiligungsbericht des Bundes hervor. "Das zeigt, dass wir die Förderung der Karrieren von Frauen ernst nehmen und voranbringen", sagte der Staatssekretär im Finanzministerium, Jens Spahn (CDU). Von den 136 Geschäftsführerpositionen in allen unmittelbaren Bundesbeteiligungen waren im Jahr 2014 den Angaben zufolge 21 mit Frauen besetzt, was einem Anteil von 15,4 Prozent entspreche. Ende 2014 waren der Bund und seine Sondervermögen unmittelbar an 107 Unternehmen beteiligt. Hinzu kamen mittelbare Beteiligungen an 566 Unternehmen (Anteil unter anderem von unter 25 Prozent).

dpa
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