Flüchtlinge im Unternehmen integrieren: Kosten und Hemmnisse

Die Integration eines Flüchtlings im Unternehmen bringt Kosten mit sich. Wie hoch diese wirklich sind, hat das Beratungsunternehmen BCG in einer Umfrage unter 300 Unternehmen herausgefunden. Laut den Studienautoren können sich diese Kosten schnell amortisieren.

Die Kosten von durchschnittlich 7.500 Euro pro Jahr und Geflüchtetem verteilen sich auf Betreuung, Qualifizierung und Sprachunterricht. Vor allem der Zeiteinsatz von Mitarbeitern fällt hier ins Gewicht, betonen die Studienautoren.

Kosten für die Integration von Flüchtlingen amortisieren sich

Laut den Studienautoren amortisieren sich diese Kosten dort, wo Personalknappheit herrscht, nach spätestens einem Jahr. Staatliche Förderung, wie der Eingliederungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit, erhöhe zusätzlich die Wirtschaftlichkeit der Investition. Speziell bei den Kosten für den Sprachunterricht will sich die baden-württembergische Finanzministerin Edith Sitzmann nun für eine steuerliche Begünstigung einsetzen. Das teilt die Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart mit. Nach der derzeitigen Praxis der Finanzbehörden werden Deutschkurse als Privatangelegenheit der Flüchtlinge angesehen – mit der Folge, dass vom Arbeitgeber finanzierte Deutschkurse als geldwerter Vorteil im Rahmen der Lohnsteuer zu versteuern sind.

"Die betrieblichen Kosten belaufen sich auf einen Bruchteil der gesellschaftlichen Gesamtkosten, die bei Nicht-Integration von Geflüchteten anfallen", kommentiert dazu Heinrich Rentmeister, einer der Studienautoren und BCG-Partner.

Für die Studie "Integrationskraft Arbeit" hat das Beratungsunternehmen The Boston Consulting Group (BCG) im Oktober und November 2016 insgesamt 300 Unternehmen aus dem Netzwerk "Unternehmen integrieren Flüchtlinge (NUiF)" über ihre Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingen befragt. Das Netzwerk ist eine Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK); es informiert Unternehmen, die sich für Geflüchtete engagieren oder engagieren wollen, und ermöglicht den Austausch zwischen den beteiligten Unternehmen.

Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen bleiben die gleichen

Die Studienautoren von BCG haben außerdem nach den Herausforderungen und Hemmnissen bei der Integration von Flüchtlingen in den Unternehmen gefragt. Hier nennen die Befragten ähnliche Probleme, die auch schon andere Studien, wie beispielsweise eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), belegt haben: Mangelnde Vorkenntnisse und kulturelle Unterschiede. Beides sehen die BCG-Befragten aber als zu bewältigend oder als geringe Herausforderung an.

Als problematischer betrachten die Firmen hingegen die nötigen Sprachkenntnisse der Geflüchteten sowie die komplizierten Verfahren und Vorschriften zum Aufenthaltsstatus. Zudem sind die Unternehmen unsicher in ihrer Personalplanung aufgrund einer möglichen Abschiebung.

Je nach Branche und Unternehmensgröße unterscheiden sich die Herausforderungen

Je nach Branche und Unternehmensgröße nehmen die Unternehmen diese Herausforderungen als unterschiedlich stark wahr. So sehen kleinere Unternehmen weniger Probleme in der Sprachbarriere und den kulturellen Unterschieden als größere. Außerdem erfordert eine Tätigkeit im Handel beispielsweise bessere Sprachkenntnisse als im produzierenden Gewerbe, was die Unterschiede im Antwortverhalten ebenso erklärt.

Als kein großes Hindernis, aber mit viel Aufwand verbunden, sehen die Befragten der BCG-Studien den Zugang zu Geflüchteten. Hier dominieren informelle Kanäle bei der Kontaktaufnahme. Selten sind institutionalisierte Organisationen als Vermittler tätig.

Integration von Flüchtlingen ist unabhängig von Branche möglich

Insgesamt scheint die Integration von Geflüchteten im Unternehmen nicht von Branche oder Unternehmensgröße abhängig zu sein. Die Stellen, die die befragten Unternehmen bisher geschaffen haben, verteilen sich auf alle Branchen und Unternehmensgrößen – wobei zwei der befragten Unternehmen das Gros der Geflüchteten beschäftigt (zusammen etwa 1.300 von 2.500).

Allerdings sind nur 13 Prozent der Geflüchteten in einer Festanstellung tätig. Die anderen 87 Prozent absolvieren ein Praktikum, eine vorbereitende Maßnahme, ein Einstiegsqualifizierung oder haben einen Ausbildungsplatz erhalten.

Weitere Maßnahmen für die Integration von Flüchtlingen in Unternehmen

Welche weiteren Maßnahmen Personaler für Flüchtlinge in Deutschland ergreifen können, um sie in der Arbeitswelt zu integrieren, lesen Sie im Personalmagazin im Titelthema "Flüchtlinge beschäftigen und qualifizieren" der Ausgabe 1/2016 und in einer Serie ab Ausgabe 2/2017.

Welche Rechtsfragen bei der Beschäftigung von Flüchtlingen zu klären sind, erläutern wie in einer News-Serie.

Schlagworte zum Thema:  Flüchtlinge, Diversity