Interview: "Entscheidend ist nicht die Mischung der Mitarbeiter"
Haufe Online Redaktion: Sie haben untersucht, welche Rolle Diversity für den Teamerfolg spielt. Zu welchem Schluss sind Sie dabei gekommen?
Torsten Biemann: Diversity hinsichtlich Alter, Geschlecht oder auch Nationalität hat keine nennenswerten Auswirkungen auf die Teamleistung. Demographische Diversität in Teams ist also weder gut noch schlecht – sie ist für die Teamleistung unbedeutend.
Haufe Online Redaktion: Lässt sich dies auch auf den Unternehmenserfolg übertragen?
Biemann: Diversity an sich bringt keinen höheren Unternehmenserfolg. So zeigen beispielsweise erste belastbare Studien nach Einführung der Frauenquote in Norwegen, dass der höhere Frauenanteil den Unternehmenswert eher gesenkt hat. Das lag aber nicht an Diversitätseffekten, sondern einfach daran, dass zu wenig qualifizierte Frauen zur Verfügung standen.
Haufe Online Redaktion: Für wie wichtig erachten Sie also Diversity in Unternehmen insgesamt?
Biemann: Für Unternehmen kann Diversity wichtig sein, um alle Talente ansprechen zu können. Wenn ein Unternehmen zum Beispiel nur Männer einstellt, werden 50 Prozent aller Talente übersehen. Es ist nicht die Mischung, die mehr Erfolg bringt, sondern die Summe sehr guter Mitarbeiter. Und je größer der Pool, aus dem die Mitarbeiter rekrutiert werden können, desto besser für das Unternehmen.
Haufe Online Redaktion: Inwiefern raten Sie Unternehmen dazu, auf Diversity in der Belegschaft zu achten?
Biemann: Einen direkten Vorteil bringt höhere demografische Diversität nicht. Für Unternehmen kann es trotzdem sehr sinnvoll sein, auf Diversität zu achten, da sie so attraktiver für alle Gruppen aktueller und potenzieller Mitarbeiter werden. Es kann also besser gelingen, Talente zu rekrutieren und im Unternehmen zu halten.
Prof. Dr. Torsten Biemann hat den Lehrstuhl für ABWL, Personalmanagement und Führung an der Universität Mannheim inne.
Das Interview führte Kristina Enderle da Silva, Redaktion Personal.
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