Deutschland verschläft die Entwicklung von Servicerobotern

Deutschland konzentriert sich beim Einsatz und der Entwicklung von Robotern zu sehr auf die Industrie. Die Entwicklung von Dienstleistungsrobotern braucht mehr Förderung. Zu diesem Ergebnis kommt das EFI-Jahresgutachten für die Bundesregierung.

Deutschland droht den Anschluss bei der Entwicklung von Servicerobotern zu verlieren. Der Fokus der Roboterentwicklung in Deutschland liegt hauptsächlich bei der industriellen Robotik insbesondere im Bereich Fahrzeugbau. Der Markt für Serviceroboter wird dagegen bedenklich vernachlässigt.

Kritik an Fokus auf die Industrie

Zu diesem Schluss kommt Ingrid Ott von der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI). Die Professorin vom Karlsruher Institut für Technologie kritisierte bei der Vorstellung des EFI-Jahresgutachtens für die Bundesregierung, die Zahl der außerhalb des verarbeitenden Gewerbes genutzten Roboter, als zu gering. Die Fokussierung auf die Industrie verstelle die Sicht auf aktuelle Robotik-Entwicklungen. Dabei habe es in der jüngsten Vergangenheit bedeutende technische Fortschritte in der Robotik gegeben.

Neue Einsatzgebiete: Roboter arbeiten mit Menschen

Industrieroboter werden nicht nur immer kleiner, leichter, billiger und flexibler im Einsatz, sondern sie verlassen auch zunehmend die Sicherheitsräume in der Massenproduktion und arbeiten direkt mit Menschen zusammen. Serviceroboter, die etwa in der klinischen Pflege assistieren, in der Logistik Transportaufträge abwickeln oder in Geschäftsräumen und Privathaushalten Reinigungsarbeiten verrichten, werden mit ihren neuen Einsatzgebieten in Deutschland von der Politik bisher wenig wahrgenommen.

Förderung kommt zu kurz

Bedenklich findet die Kommission, dass es an Förderung noch in vieler Hinsicht hapere. Deutschland drohe den Anschluss an führende Robotik-Nationen, insbesondere die USA, zu verlieren, aber auch im Wettbewerb mit Südkorea und China abgehängt zu werden. Es gelte daher, die Förderung der Robotik grundlegend zu überdenken und Kräfte zu bündeln. Zudem sollten Bedenken in der Bevölkerung ausgeräumt werden, dass durch zunehmenden Roboter-Einsatz Beschäftigungschancen oder Löhne gesenkt werden. Wie die Vergangenheit zeige, habe der technologischer Fortschritt insgesamt immer mehr Arbeitsplätze und Wohlstand geschaffen. In vielen Berufen steige dadurch die Produktivität der Arbeitnehmer.

 

Überholt die Servicerobotik die Industrierobotik in der Zukunft?

Nach den bislang aktuellsten Zahlen wurden 2014 fast zehnmal mehr Industrieroboter verkauft (etwa 230 000) als gewerbliche Serviceroboter (24 000). Die Dynamik dieses neuen Marktes dürfe auf keinen Fall unterschätzt werden, mahnte die EFI. Nach ihrer Ansicht besagen Marktprognosen, dass die Servicerobotik die Industrierobotik hinsichtlich des weltweiten Marktvolumens bereits um das Jahr 2020 bis 2025 einholen wird.

 

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dpa
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