"Klassische Kontrollarten" als Ansatzpunkt des Risiko­managements

Bei der Entwicklung und Umsetzung einer wachstumsorientierten Strategie sind besondere Anforderungen an die Unterstützung durch das Risikomanagement zu stellen. Die Aufgaben können anhand der drei "klassischen Kontrollarten" - der Prämissenkontrolle, der Durchführungskontrolle sowie der strategischen Überwachung - dargestellt werden.

Abb. 1: Kontrollarten des Risikomanagements im Wachstumsprozess

2.1 Prämissenkontrolle

Planungsprämissen überwachen

Wachstumsorientierte Strategien sind dadurch gekennzeichnet, dass sich ergebende Marktchancen schnell genutzt werden sollen. Dies erfordert eine Prognose der zukünftigen Entwicklung, welche sich in der Formulierung von Planungsprämissen widerspiegelt. Neue Risiken entstehen dann, wenn sich die Planungsprämissen (unbemerkt) verändern und an einer Strategie (unbemerkt) festgehalten wird, der nun die inhaltliche Grundlage fehlt. Im Rahmen der Prämissenkontrolle ist zu überprüfen, ob die der Strategie zugrunde liegenden Annahmen noch zutreffen.

Der Kontrolltyp erfährt seine Bedeutung aufgrund des im Wesentlichen auf Prognosen beruhenden Planungsprozesses, der für die Strukturierung der Entscheidungssituation das Festlegen von Prämissen verlangt und damit mögliche andere Zustände ausschließt. Die bei der Festlegung der Prämissen ausgeblendeten Bereiche können jedoch im Nachhinein aufgrund neuerer Entwicklungen an Relevanz gewinnen und möglicherweise eine Bedrohung für die verfolgte Strategie darstellen. Die Prämissenkontrolle soll daher eine bis dato unbekannte oder unerkannte Entwicklung so frühzeitig aufdecken und Aktionen ermöglichen, dass diese im Zuge der Strategieimplementierung nicht als Störung messbar wird.[1]

Da im Wachstumsprozess oftmals ein hoher Kapitaleinsatz mit der Umsetzung der Strategie verbunden ist, kann eine dadurch verursachte Fehlallokation von Kapital gravierende Konsequenzen für das Unternehmen haben. Das Risikomanagement sollte sich daher in diesen Phasen verstärkt mit den Planungsprämissen und deren Entwicklung in der Phase der Strategieumsetzung auseinandersetzen. Werden Veränderungen frühzeitig erkannt und negative Entwicklungen rechtzeitig kommuniziert, kann die Geschäftsführung gegensteuern. Dabei bietet ein frühzeitiges Eingreifen die Chance, an der verabschiedeten Strategie grundsätzlich festzuhalten und mit inkrementellen Änderungen auf die veränderten Prämissen zu reagieren. Ggf. sind strategische Ziele anzupassen. Eine Abkehr von der Strategie ist oftmals nur notwendig, wenn Veränderungen über einen langen Zeitraum nicht wahrgenommen werden.

[1] Vgl. Steinmann/Schreyögg, Management. Grundlagen der Unternehmensführung, Konzepte – Funktionen – Fallstudien, 6. Aufl. 2005, S. 279.

2.2 Durchführungskontrolle

Strategische Ausrichtung regelmäßig reflektieren

Wachstumsstrategien sind elementare Bestandteile der strategischen Planung. Dabei ist eine Strategie – insbesondere in einer globalisierten und vernetzten Welt – kein statisches, sondern stets ein dynamisches Konzept. Eine regelmäßige Überprüfung des Inhalts, Umfangs und der Konsistenz der strategischen Ausrichtung ist ebenso unerlässlich wie eine ausreichende Flexibilität des Unternehmens bei sich abzeichnenden, nicht erwarteten Entwicklungen.

Inwieweit die einzelnen Schritte zur Realisierung der verfolgten Strategie bereits durchgeführt wurden, in welchen Bereichen Abweichungen erkannt worden sind und welche Vollzugsdefizite bereits aufgetreten sind, ist im Rahmen der Durchführungskontrolle zu analysieren. Wie bei der operativen Kontrolle werden auch bei diesem Typus der strategischen Kontrolle "Ist" und "Soll" gegenübergestellt. Die Aufmerksamkeit ist jedoch hier auf die fortdauernde Gültigkeit des strategischen Solls gerichtet.[1] Letztlich ist zu prüfen, ob sich die entworfene Strategie – auch bei Eintritt der zuvor festgelegten Planungsprämissen – realisieren lässt und die geplanten Meilensteine erreicht werden.

[1] vgl. Steinmann/Schreyögg, Management. Grundlagen der Unternehmensführung, Konzepte – Funktionen – Fallstudien, 6. Aufl. 2005, S. 280.

2.3 Strategische Überwachung

Risiken funktions­übergreifend managen

Während es sich bei der Prämissen- und der Durchführungskontrolle um inhaltlich gerichtete Kontrollen handelt, ist die strategische Überwachung als eine prozessual ungerichtete, unspezifische strategische Kontrolle zu verstehen. Mit ihr sollen kritische Ereignisse erkannt werden, die im Rahmen der Prämissenkontrolle ggf. übersehen wurden und mittels Durchführungskontrolle noch nicht bemerkt werden konnten.[1] Diese drei Kontrollarten bilden zusammen das strategische Kontrollsystem, das auch als Strategie-Monitoring bezeichnet wird.

Die Aufgabe des Risikomanagements besteht darin, die Risiken im Rahmen der Strategieentwicklung bzw. regelmäßigen Überprüfung zu reflektieren und die jeweiligen Verantwortlichen anzuhalten, diesen durch geeignete risikosteuernde Maßnahmen und Projekte zu begegnen. Hierzu muss das Risikomanagement in der Organisation als Moderator fungieren und die oftmals auch funktion...

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