Entlang der Wertschöpfungskette, von der Beschaffung der Rohmaterialien über die Produktion, bis hin zur Distribution zum Endkunden, gibt es vielfältige Maßnahmen zur Steigerung der Nachhaltigkeit entsprechend der ESG-Ziele (Umwelt (engl. Environment), Soziales und Governance). Dabei sind die Maßnahmen nach drei Dimensionen zu unterscheiden:

  • Perspektive der Wirksamkeit (kurz-, mittel- oder langfristig),
  • Funktion (Einkauf, Produktion und/oder Logistik) und
  • beeinflusste ESG-Kriterien.

In der Folge werden exemplarische Maßnahmen im Detail beschrieben.

2.1 Sustainable Supplier Qualification & Evaluation

Maßnahme und Nutzen

Beziehungen zu Lieferanten sind gerade in Branchen mit einer geringen eigenen Wertschöpfungstiefe oder mit technologie-getriebenen Lieferantenbeziehungen von hoher Relevanz. Bei immer höherem Anteil von z. B. Just-in-Time-Lieferungen (JIT) ist das Thema Verlässlichkeit der Lieferanten von umso größerer Bedeutung für Unternehmen. Klassischerweise finden regelmäßige Audits aktueller und potenzieller Lieferanten statt, auf deren Basis auf der einen Seite Vergabeentscheidungen beruhen und auf der anderen Seite Maßnahmen für die Qualifizierung und damit Weiterentwicklungen der Lieferanten abgeleitet werden. In der Regel sind diese Prozesse im Grundsatz gut etabliert, jedoch liegt der Fokus von klassischen Lieferantenaudits und Qualifizierungsprogrammen oft auf Themen wie Logistik (z. B. Termintreue) oder Qualität (z. B. Fehlerrate).

Somit fehlt die notwendige Transparenz über die Nachhaltigkeit von Lieferanten, damit diese in Vergabeentscheidungen berücksichtigt werden kann oder um ein zielgerichtetes Qualifizierungsprogramm durchzuführen. Diese Transparenz kann über zwei Wege erreicht werden: Entweder können Nachhaltigkeitsaspekte in eigene Lieferantenbefragungen aufgenommen oder Daten zur Nachhaltigkeit von spezialisierten externen Anbietern zugekauft werden.

Die Aufnahme von Nachhaltigkeitsaspekten in die eigenen Audits für Lieferanten hat den Vorteil, dass diese spezifischer auf das eigene Unternehmen und Geschäftsmodell angepasst sind. Damit verbunden sind jedoch auch ein enormer Mehraufwand und eine höhere Komplexität für das eigene Unternehmen. So müssen z. B. bei Einführung von neuen Regelungen oder Anforderungen Unternehmen ihre spezifischen Prozesse und Qualifizierungsbögen entsprechend anpassen.

Die andere Option, auf externe Anbieter von Audits zuzugreifen, bedeutet weniger eigenen Mehraufwand, jedoch erhöhte Kosten für den Zugriff auf die Datenbanken. Weitere Vorteile sind die direkte Verfügbarkeit der Daten und das Nutzen von anerkannten industrieweiten Standards. Bei der Änderung von Anforderungen muss der Anbieter einer solchen Plattform für Kontinuität und Erfüllung der rechtlichen Anforderungen sorgen. Zudem bieten manche Plattformen durch die Möglichkeit von Standardanalysen und Reportings weiteren Mehrwert.

 
Praxis-Beispiel

Lieferantenbewertungsprozess wird erweitert

Führende DAX-Unternehmen setzten verstärkt auf die Integration von Anbietern wie Ecovadis oder IntegrityNext, um den Lieferantenbewertungs- und -qualifizierungsprozess um Nachhaltigkeitskriterien zu erweitern. Dabei decken die Unternehmen bereits heute den Großteil der Anforderungen z. B. des Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes zur Transparenz der Tier-1-Lieferanten ab. Mittels Integration der externen Tools in eigene Einkaufssysteme ist das Thema Nachhaltigkeit folglich auch im Tagesgeschäft auf der Agenda.

Anforderungen an Controlling und KPI-System

Existierende KPI-Systeme zur Lieferantenbewertung müssen um neue Kriterien erweitert werden. Diese Kriterien umfassen Bereiche wie Energie (Energieverbrauch pro produzierter Einheit, Anteil erneuerbarer Energien, …), Wasser (Verbrauch, Anteil recyceltes Wasser, …), Umwelt (Emissionen von Treibhausgasen pro Mitarbeiter, Menge von Chemieabfall, …) oder Transport (Entfernung zum eigenen Standort, Anteil der Transporte mit Bahn oder LKW, …). Diese KPIs müssen selbst erhoben werden oder mittels Anbindung von externen Datenbanken in das eigene IT-System integriert werden. Erst wenn diese Daten vorliegen, können Nachhaltigkeitsaspekte bei Vergabeentscheidungen und Qualifizierungsprogrammen berücksichtigt werden.

2.2 Sustainable Category Management

Maßnahme und Nutzen

Mit einem Warengruppenmanagement strukturieren Unternehmen Ihre Beschaffungsaktivitäten, um bestmöglich ähnliche Produktgruppen, Materialien und Fertigungstechnologien zu bündeln und damit eine erhöhte Effizienz und Konsolidierung zu erreichen. In jeder dieser Warengruppen wird dann eine spezifische Strategie verfolgt. Diese Warengruppenstrategien sind der Ansatzpunkt für die Integration der ersten Nachhaltigkeitsaspekte im Einkauf – durch Beschaffung von nachhaltigen Materialien oder durch Lieferbeziehungen mit nachhaltig operierenden Lieferanten.

 
Praxis-Beispiel

Nachhaltige Aspekte in Warengruppenstrategien (Auszug)

  • Bei der Wahl von Immobilien, für z. B. Büros, sollten die Kriterien von Energie- und Wassersparstandards oder der Zugang zu erneuerbaren Energien (z. B. Photovoltaik auf dem Dach) bei Einkaufsen...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Controlling Office. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge