Die Wertschöpfungskette von Plattformanbietern unterscheidet sich grundlegend von produzierenden Unternehmen, sodass althergebrachte Controllingwerkzeuge nicht weiterhelfen. Sie müssen erweitert bzw. angepasst werden:

Die zentrale Herausforderung für das Management von plattformbasierten Geschäftsmodellen liegt in der Andersartigkeit der Wertschöpfungskette. Im Gegensatz zu traditionellen Unternehmen muss die Wertschöpfungskette nicht mehr einem linearen Ansatz folgen.[1] Die klassische Ordnung, nach der Werte im Unternehmen geschaffen und anschließend verkauft werden, wird durch frei zugängliche Plattformen abgelöst.[2] Beispiele dafür sind Portale oder Apps, die mit steigender User-Anzahl exponentiell an Wert gewinnen. Das Management dieser Netzwerkeffekte gewinnt entscheidend an Bedeutung.[3] Die Wertschöpfung in Produkten und Produktkategorien weicht der Wertentstehung durch die Benutzung der Plattform und die Interaktion der Nutzer selbst.[4] Für das Netzwerkmanagement sind "frequency of use", "interaction success" und "user engagement" als Kennzahlen relevant, sodass die Erfolgsmessung plattformbasierter Geschäftsmodelle auf die Fähigkeit abzielt, monetarisierbare, wiederholbare und für beide Seiten vorteilhafte Interaktionen zu schaffen.[5] Ein hoher Fixkostenanteil steht annähernd Null-Grenzkosten im Plattformbetrieb gegenüber.[6] Die Zurechnung der Kosten und Erlöse auf die einzelne Transaktion bzw. die Interaktion mit dem Kunden ist kaum möglich. Zudem werden Geschäftsmodelle sowie die Aufbauorganisation häufig angepasst und ergänzt. Steuerungsinstrumente müssen entsprechende Flexibilität bieten und schnell adaptierbar sein.

Es wird deutlich, dass althergebrachte Controllingwerkzeuge diesen Ansprüchen weder auf strategischer noch auf operativer Ebene genügen. Neue finanzielle und nicht-finanzielle Kennzahlen müssen identifiziert werden.[7] Während die Steuerungselemente sich in Abhängigkeit des Lebenszyklus des digitalen Unternehmens verändern, zeigt sich allgemein ein Trend zu prädiktiven Kennzahlen (sog. "leading indicators"), die auf Basis von Algorithmen und statistischen Modellen generiert und automatisiert bereitgestellt werden.[8]

[1] Vgl. Constantinides/Henfridsson/Parker, 2018, S. 1.
[2] Vgl. Alstyne/Schrage, 2016, S. 1.
[3] Vgl. Remane/Nickerson/Hanelt, 2017, S. 42.
[4] Vgl. Alstyne/Paul, 2016, S. 1 ff.
[5] Vgl. Alstyne/Paul, 2016, S. 115 ff.
[6] Vgl. Rifkin, 2014.
[7] Vgl. Schrage,2018, S. 1; Huck/Radisic, 2018.
[8] Vgl. Huck/Radisic, 2018.

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