Entscheidungskriterien mit einer qualitativen Ausprägung, die durch Opportunitätskosten berücksichtigt werden, sind eine Art qualitativer Merkmale. Eine andere Art, die sich sehr stark subjektiv bestimmt, sind Kriterien mit einer Einordnung durch den Menschen. Dabei werden Begriffe wie gut oder schlecht, passen oder unpassend, angenehm oder unangenehm verwendet. Es geht nicht immer um die Einschätzung des Entscheiders. Es kann auch um die angenommene Meinung anderer gehen.

  • Wie empfinden die Kunden den neuen Mitarbeiter im Außendienst?
  • Wie reagieren die Außendienstmitarbeiter auf die neue Dienstwagenregelung?
  • Wie wird das Ansehen der Außendienstmitarbeiter bei den Kunden durch einen weniger teuren Dienstwagen beeinflusst?
  • Wie ist die Belastung der Arbeitnehmer an der neuen Maschine? Motiviert die neue Maschine die Mitarbeiter zur Leistung?

Das letzte Beispiel zeigt, dass auch Mehrfachkriterien berücksichtigt werden müssen. Da diese subjektiven Einschätzungen nicht seriös zu Euros umgerechnet werden können, muss die Bewertung der Ausprägungen zu einer Rangfolge der Alternativen führen. Um diese Rangfolge zu ermitteln, muss die subjektive Einschätzung zunächst auf einer Skala eingeordnet werden. Eine Gewichtung der einzelnen Kriterien trägt der unterschiedlichen Wichtigkeit Rechnung.

Wer will, kann auch solche Kriterien auf diese Art behandeln, die z. B. durch Opportunitätskosten ausgeglichen werden könnten. Die Ergebnisse sind in solchen Fällen oft überraschend.

Beispiel: Dienstreise

So könnten z. B. die 3 qualitativen Kriterien Bequemlichkeit, Zuverlässigkeit und Umweltfreundlichkeit auch durch eine Rangfolge in die Bewertung einfließen. Dazu wird für jede der Alternativen eine Einschätzung des Kriteriums auf einer Skala markiert. Die Kriterien werden gewichtet und aus den gewichteten Skalenwerten wird eine Summe gebildet (s. Abb. 2).

 

Abb. 2: Rangfolgen der Kriterien bei der Dienstreisen-Entscheidung

Es ergibt sich eine Rangfolge, in der die Bahnreise vor der Flugreise liegt. Dies muss zusätzlich zu den Euro-Werten bei der Entscheidung berücksichtigt werden.

Bewertungsschritte

Um die Bewertung mit Hilfe von Skalen und Gewichtung vornehmen zu können, sind 5 Schritte notwendig:

  1. Die Kriterien müssen beschrieben werden. Dabei darf es nicht zu einem subjektiven Text kommen, der bereits eine Bewertung beinhaltet. Formulierungsbeispiel: Bewertung der Zuverlässigkeit bzgl. Pünktlichkeit u. a. (NICHT:  Wie wichtig ist die Pünktlichkeit bei der Nutzung von Bahn oder Flugzeug?)
  2. Die Skala muss so gewählt werden, dass ausreichend differenziert werden kann. Eine Skala mit zu wenig Bewertungspunkten lässt die Unterschiede zwischen den Alternativen nicht richtig zur Geltung kommen. Eine Skala mit zu vielen Punkten macht die Entscheider unsicher. Bewährt hat sich eine Skala mit den Werten 1 bis 6 und der Bewertung nach Schulnoten. Eine Skala sollte nicht mehr als 10 Punkte anbieten. Der Wert Null gibt die Möglichkeit, ein Kriterium für eine Alternative ganz zu verneinen. Das Tool bietet maximal eine Skala mit 10 Punkten plus der Null an.
  3. Einzelne Kriterien haben sicher unterschiedlichen Einfluss auf die Qualität der Alternative. Dies kann durch eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Merkmale berücksichtigt werden. Der Bewertungspunkt wird dann mit der gewählten Gewichtung multipliziert. Im Tool ist eine Gewichtung jedes Kriteriums mit 100 % vorgegeben. Diese kann individuell geändert werden.
  4. Die Summe der gewichteten Ergebnisse der einzelnen Kriterien wird ermittelt. Die entstehenden Werte geben eine Rangfolge der einzelnen Alternativen vor.
  5. Problematisch ist die Einschätzung dieser Rangfolge. Es ist kaum möglich, die Abstände zwischen den Alternativ-Werten tatsächlich zu bewerten. Ein sehr geringer Abstand (z. B. 0,1 Punkt) deutet darauf hin, dass die Alternativen ähnlich bewertet worden sind, ein Abstand von 5 Punkten lässt auf große Unterschiede schließen.

Beispiel: Subjektive Werkzeugnutzung

Das unten stehende Arbeitsblatt aus dem Excel-Tool zeigt die Bewertung qualitativer Kriterien für die Auswahl eines Werkzeugsets. Diese Quantifizierung wurde von einem Möbelhändler durchgeführt, der für seine Montageteams neue Werkzeugsets leasen will. Es gibt drei Angebote, wobei das Set des Händlers in Euro etwas günstiger ist als die beiden anderen Alternativen. Dabei handelt es sich um Werkzeughersteller, deren preisliche Bewertung keine signifikanten Unterschiede ausweist.

Die Bewertung der Kriterien wurde von den Montageteams gemeinsam durchgeführt. Dabei erhielt zunächst das Kriterium der Handhabung das größte Gewicht. Aussehen und Farbe der Werkzeuge wurden sehr gering gewichtet.

 

Abb. 3: Rangfolgenbildung mit Skalen und Gewichtung

Als Ergebnis zeigt sich, dass das Werkzeugset des Anbieters „Kürten“ vor dem des zweiten Herstellers liegt, knapp dahinter kommt das Händlerangebot. Ausschlaggebend für das gute Abschneiden der führenden Alternative ist die Vollständigkeit und die Haltbarkeit. Das sind nachvollziehbare Gründe. Trotz d...

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