Gegenüberstellung Kennzahlen – Sollwerte

Um die Leistungserbringung und Unternehmensentwicklung zu beurteilen, werden Kennzahlen spezifischen Sollwerten bzw. Benchmarks gegenübergestellt. Sollwerte können sich auf bereinigte oder unbereinigte Werte beziehen und zeigen den Grad der Zielerreichung an.[1] Über- bzw. Unterschreitungen der Sollwerte implizieren Zielabweichungen, die die Umsetzung adäquater Maßnahmen implizieren. In saisonalen Branchen ist es notwendig, die Saisonalitäten bei der Gestaltung der Sollwerte zu berücksichtigen.

Adäquate Benchmarks stellen sicher, dass Zielabweichungen frühzeitig und korrekt erkannt werden. Hierfür ist es notwendig, Sollwerte in angemessener Höhe festzulegen. Besonders in saisonalen Hochs können sich die Umwelt und die internen Unternehmensbedingungen relativ stark und kurzfristig ändern, sodass Sollwerte eng festgelegt werden. Dies gilt umso mehr, wenn Konsequenzen von Zielabweichungen z. B. durch Produktionsausfälle, Lieferengpässe und entgangene Gewinne in saisonalen Hochs kritischere Auswirkungen auf den Unternehmenserfolg haben als in Tiefs.

In saisonalen Tiefphasen sind Sollwerte so zu setzen, dass relevante Zielabweichungen rechtzeitig und zugleich effizient erkannt werden. Bei unsicheren Entwicklungen werden u. U. keine Maßnahmen eingeleitet, wenn die Auswirkungen von leichten Zielabweichungen keine starken Auswirkungen auf den Erfolg haben und der Zeitraum zur Korrektur von Fehlentwicklungen länger ist.

Auswahl und Gestaltung von Sollwerten unterscheiden sich in Hochs und Tiefs

Die Gestaltung von Sollwerten orientiert sich an den Herausforderungen im Saisonalitätsverlauf. In saisonalen Hochs ist zu gewährleisten, dass das hohe Produktionsvolumen mithilfe der vorhandenen Kapazitäten fristgerecht erfüllt werden kann. Eine kritische Entwicklung liegt vor, wenn die Kapazitäten überlastet sind. In dem Fall kann z. B. ein Sollwert für die Kapazitätsauslastung in Höhe von 95 % festgelegt werden. Eine Überschreitung des Werts impliziert eine potenzielle Zielabweichung, die mithilfe von adäquaten Maßnahmen korrigiert werden soll. In Tiefs soll eine Unterauslastung der Kapazitäten verhindert werden. Die Soll-Auslastung liegt in den Zeiträumen z. B. bei 75 %, wobei Unterschreitungen auf Zielabweichungen hindeuten, die Gegenmaßnahmen anzeigen.

Anwendung relativer Ziele

Eine Möglichkeit zur saisonalitätsadäquaten Interpretation von Kennzahlen stellt die Anwendung relativer Ziele dar. Relative Ziele werden abhängig von externen Referenzwerten formuliert, die unbeeinflussbare und unsichere Entwicklungen der Unternehmensumwelt berücksichtigen.[2] Relatives Ziel ist z. B. Umsatzwachstum, das einen Prozentpunkt über dem des stärksten Konkurrenten liegt. Vor dem Hintergrund saisonaler Einflüsse bieten sich als Benchmarks Märkte oder Wettbewerber an, die von denselben Saisonalitäten beeinflusst werden.

Hängen Saisonalitäten von zeitlich variablen Ereignissen wie dem Wetter ab, sind Benchmarks relativ zu diesen Ereignissen zu formulieren. Orientiert sich der Liefertermin an einem flexiblen Termin wie dem Erntebeginn für Getreide, so ist die Liefertermintreue auch abhängig von diesem Ereignis zu messen. Tab. 3 fasst die Ansatzpunkte zur Interpretation von Kennzahlen in saisonalen Branchen zusammen.

 
  Saisonales Hoch Saisonales Tief
Bereinigung von Kennzahlen mithilfe von Referenzzeitreihen, die denselben Saisonalitäten unterliegen, die sich während des Betrachtungszeitraums nicht geändert haben mithilfe von Referenzzeitreihen, die denselben Saisonalitäten unterliegen, die sich während des Betrachtungszeitraums nicht geändert haben
Benchmarks relativ enge Benchmarks, um kurzfristige Zielabweichungen frühzeitig zu erkennen Benchmarks, die die rechtzeitige und effiziente Reaktion auf Zielabweichungen sicherstellen
Anzeige von Zielabweichungen

Ziel: Verhinderung von Kapazitätsüberlastung, um Liefertermintreue sicherzustellen

Sollwert: Auslastung < 95 %

Ziel: Sicherstellung ausreichender Kapazitätsauslastung, um effiziente Produktion sicherzustellen

Sollwert: Auslastung > 75 %
Relative Ziele als Benchmarks Berücksichtigung von externen unbeeinflussbaren und unsicheren Entwicklungen

Tab. 3: Interpretation von Kennzahlen

[1] Ausführlicheres zu Benchmarking in Horváth, 2011, S. 354 ff.
[2] Vgl. Weber/Schäffer, 2011, S. 70.

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