Der Mensch nimmt aufgrund begrenzter Verarbeitungskapazitäten zum eigenen Schutz nur jene Informationen wahr, welchen er Aufmerksamkeit schenkt. Er verfügt über ein sensorisches Gedächtnis, das viele für ihn unbedeutende Informationen filtert. Informationen, die seine Aufmerksamkeit erregen, kommen zunächst in das Kurzzeitgedächtnis (den Arbeitsspeicher). Hier können allerdings nur 7 (plus/minus 2) neue Informationen in einer kurzen Zeit ohne Wiederholung wahrgenommen bzw. verarbeitet werden.[1] Für die Informationsverarbeitung wird das Kurzzeitgedächtnis belastet, je mehr Information, desto stärker.[2] Diese Belastung kann drastisch reduziert werden, sofern Schemen für die Informationsverarbeitung im Langzeitgedächtnis abgelegt sind. Erst durch Wiederholung und Training werden Informationen ins Langzeitgedächtnis übergeführt. Dieses ist von nahezu unbeschränkter Kapazität. Auf die Bedeutung dieses Langzeitgedächtnisses werden wir später noch zurückkommen, wenn es darum geht, durch Standardisierung im Reporting Lerneffekte zu erzielen.[3]

Abb. 2 veranschaulicht die Funktionsweise der menschlichen Informationsverarbeitung.

Abb. 2: Das "Multi-Store Model of Memory"[4]

Die Wirkung von Schemen im Langzeitgedächtnis kann gut am Beispiel eines Autofahrers erklärt werden:[5] ein Fahrschüler ist von der Fülle an Informationen zu Beginn schnell überfordert. Er soll auf den Verkehr und die Straßenverhältnisse achten, die Verkehrszeichen berücksichtigen, den Status des Autos und die Geschwindigkeit überwachen, lenken, kuppeln, schalten, bremsen – an ein Telefonieren oder mit dem Sitznachbarn Sprechen ist gar nicht zu denken. Viel zu viele Informationen und Aufgaben sind gleichzeitig abzuarbeiten. Mit Übung und Erfahrung gelingt ihm das alles nach einiger Zeit deutlich besser und stressfreier. Sein sensorisches Gedächtnis überwacht viele Informationen intuitiv und warnt nur bei besonderen Vorkommnissen. Die Fahraktivitäten an sich sind als Routinen (Schemen) im Langzeitgedächtnis gespeichert und laufen ganz automatisch ab. Das Kurzzeitgedächtnis bleibt weitgehend frei für wenige, wirklich relevante Infos und Aktivitäten wie beispielsweise, wenn ein Fußgänger plötzlich die Straße quert. Den gleichen positiven Effekt hat die einheitliche Verwendung und Gestaltung von Diagrammen und Tabellen auf Berichtsleser. Die Standards werden ebenfalls als Schemen im Langzeitgedächtnis abgelegt, wodurch die Wahrnehmung von Trends und Ausreißern im aktuellen Report wesentlich erleichtert und beschleunigt wird.

[1] Vgl. Miller, 1956.
[2] Vgl. Atkinson/Shiffrin, 1968; Baddeley/Hitch, 1974.
[3] Vgl. Chandler/Sweller, 1991; Falschlunger et al., 2016b.
[4] Atkinson und Shiffrin, 1968.
[5] Vgl. Ware, 2013.

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