Start-Ups haben eine hohe wirtschaftliche Bedeutung in Deutschland. Durch ihre Beiträge sind sie maßgeblich an der Entwicklung technologischer Innovationen beteiligt, sie erschaffen neue Märkte und damit auch Arbeitsplätze. Daher sind Start-Ups nicht nur eine wichtige Grundlage für wirtschaftliches Wachstum in Deutschland, sondern erhöhen auch die Attraktivität Deutschlands als Standort für Investoren und Unternehmen. Unternehmen haben aber auch längst erkannt, dass einfache Beteiligungen nicht mehr ausreichen – warum also Start-Ups nicht direkt eine Plattform bieten? Über Start-Up-Initiativen werden Start-Ups in-house gegründet und nach erfolgreicher Etablierung in die interne Unternehmensstruktur integriert. Diese Initiativen unterscheiden sich je nach Entwicklungsphase der Start-Ups. Häufig statten Unternehmen externe Gründer nach außerordentlicher Prüfung (strategischer Fit, Realisierbarkeit, Ertragspotenzial u. v. m.) mit Kapital, Büroräumen und zusätzlicher Unterstützung in Form von Coaching aus. Die Unterscheidung zwischen klassischem Start-Up und Start-Up-Initiativen soll in den folgenden Kapiteln deutlich werden.

Abb. 2: Anzahl der gewerblichen Existenzgründungen in Deutschland von 2007 bis 2017[1]

Die Zahl der gewerblichen Existenzgründungen ist seit 2011 stetig gesunken.[2] Alleine im ersten Halbjahr 2018 wurden 4,3 % weniger Gewerbe angemeldet als im ersten Halbjahr 2017.[3] Dies ist jedoch erstmal kein negatives Omen, denn laut KfW geschehen Gründungen oftmals aus der Not heraus, um einer potenziellen Arbeitslosigkeit aus dem Weg zu gehen.[4] In Zeiten einer guten Konjunktur und Rekordtiefständen bei der Arbeitslosigkeit steigt die Quote von chancenbasierten Gründungen an den Gesamtgründungen. Vor allem diese werden wahrscheinlich mehr zum zukünftigen Wohlstand der Gesellschaft beitragen.

Obwohl die Vorstellung einer Garagen-Start-Up-Gründung in "Steve-Jobs"-Manier aufgrund hoher Chancen sehr verlockend wirkt, bringen Start-Ups Herausforderungen und Strukturen mit sich, denen sich Gründer und Controller bewusst sein müssen. Start-Ups haben zu Beginn meist nicht nur instabile Verbindungen zu ihren Stakeholdern, sondern müssen zunächst auch häufig Ressourcen wie Kapital und Personal aufwenden können, an denen es häufig gerade zu Beginn mangelt.[5] Diese besonderen Herausforderungen und Einschränkungen für Start-Ups führen zum "Liability-of-Newness"-Problem. Im Vergleich zu etablierten Unternehmen ist das Ausscheiden junger Unternehmen aus dem Markt wahrscheinlicher.[6] Umso wichtiger ist es, dass Start-Ups in schwierigen Phasen das Ziel des Wachstums nicht aus den Augen verlieren. Nur mit stetigem Wachstum können die genannten Probleme adressiert werden. Wachstum ist eine Phase im Lebenszyklus von Start-Ups, der im Folgenden kurz beschrieben werden soll.[7] Diese Phasen orientieren sich am Produktlebenszyklus und werden nachfolgend noch losgelöst vom Controlling betrachtet (s. Abb. 3).

Abb. 3: Typische Lebenszyklus-Phasen von Start-Ups

Jede der Start-Up-Phasen muss vorsichtig vorbereitet werden. Einer der größten Fehler, den Gründer machen, ist die Annahme, dass diese Phasen automatisch eintreten und lediglich an Alter oder Wachstum geknüpft sind. Jede Phase ist dabei mit eigenen Geschäftsproblemen und Herausforderungen verbunden. Spätestens nach der Gründung muss das Produktportfolio sorgfältig überprüft und für den Markteintritt vorbereitet werden. Ein Hauptaugenmerk sollte hier auf die Marktsegmentierung, Identifizierung von Kundengruppen sowie ggf. auf die Produktions- und Distributionsplanung inkl. zu planenden Kosten gelegt werden. Eine kurzfristige Änderung des Angebots nach erfolgtem Markteintritt ist erfahrungsgemäß mit hohem Aufwand verbunden.

Zusätzlich spielt für viele Start-Ups das Timing eine große Rolle. Ein verzögerter Markteintritt kann zusätzliche Kosten nach sich ziehen und sogar zum Verlust von (vorab gewonnen) Kundengruppen führen. Das Controlling sollte versuchen, insbesondere diese ressourcenintensiven Risiken zu minimieren. Besonders der Beginn der Wachstumsphase sollte äußerst gut geplant werden. Nicht selten sind junge Start-Ups vom frühen Wachstum überwältigt. Man stelle sich an dieser Stelle ein produzierendes Start-Up vor, welches in mehreren Finanzierungsrunden viel Kapital eingesammelt hat und deutlich an Bekanntheit gewinnen konnte. Sofern das Unternehmen viele Bestellungen bzw. Aufträge erhält, muss es diesen auch gewachsen sein. Die Partnerwahl (bspw. Coaching, strategische Ausrichtung oder Netzwerkmöglichkeiten) ist in dieser Phase nicht zu unterschätzen. Die Wachstumsphase kann als die kritischste Phase eingeordnet werden, da das angebotene Produktportfolio für den Massenmarkt vorbereitet werden muss. Schafft das Start-Up nicht den Sprung aus der Nische, sind Skalierungseffekte im weiteren Lebenszyklusverlauf unwahrscheinlich. Hat sich das Produkt dann im (lokalen) Massenmarkt bewiesen, reichen im Regelfall zusätzliche Ressourcen und Kapital in der Reifephase aus, um p...

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