In den Risk Assessments werden die im Unternehmen vorhandenen Risiken identifiziert, mit mathematischen Modellen quantifiziert und einem Review unterzogen. Die Herausforderung bei der Integration von Nachhaltigkeit in Risk Assessments liegt in der Quantifizierung, da zum einen meist nur ungenügende Datenhistorien, zum anderen keine Erfahrungen mit Szenarien vorliegen. Dieses Manko kann durch die Integration von agilen Denkansätzen aufgelöst werden. In Workshops, die mit Design Thinking-Tools umgesetzt werden, werden die dringend benötigten ESG-Szenarien erarbeitet, die dann mit mathematischen Modellen kalkuliert und verifiziert werden.

Abb. 2: Herausforderungen beim Risk Assessment

ESG wird so anhand der folgenden Prozessschritte in die bereits bestehende Infrastruktur der Risk Assessments integriert:

1. Auswahl der Geschäftsbereiche

Priorisierung der Geschäftsbereiche nach:

  • den Trends- und Megatrends, z. B. aus der Megatrend-Map, für Controlling und Risikomanagement
  • den Ergebnissen aus der vorangegangenen Stakeholder Analyse
  • dem größten Nachhaltigkeitsimpact
  • dem signifikanten Wertbeitrag für die Nachhaltigkeit
  • hohen Kostentreibern
  • einem hohen strategischem Nachhaltigkeitsimpuls
  • hohen Reputationschancen oder -risiken

2. Identifikation der Wertreiber im Unternehmen

Analyse der Geschäftsfelder nach:

  • Anteil am Gesamtertrag des Unternehmens
  • Wertbeitrag für die Nachhaltigkeit
  • Sichtbarkeit des Geschäftsfeldes für die Stakeholder
  • Einfluss und Impact der Nachhaltigkeitsmaßnahmen, z. B. aktivem oder passivem Impact Investing

3. Darstellung der wesentlichen Chancen und Risiken im Risk Assessment

Erarbeitung der Chancen und Risiken in Bezug auf:

  • Nachhaltigkeitschancen und -risiken pro Geschäftsfeld
  • Darstellung von Sensitivitäten
  • Erarbeitung von KPIs und KRIs zu ESG
  • Erstellung von Szenarien (Best-, Medium-, Worst-Case)
  • Erarbeitung der Wesentlichkeit für das Unternehmen
  • Reflexion von quantitativen, analytischen Daten und KI
  • Kalkulation von monetären Effekten der Nachhaltigkeit für die Perspektiven:

    • Mitarbeiter
    • (Automatisierte) Prozesse
    • Strukturen (Aufbau- und Ablauforganisation)
    • Externe Faktoren (inkl. Stakeholder-Betrachtung, Outsourcing)

4. Maßnahmenmanagement

Erarbeitung von nachhaltigkeitswirksamen Maßnahmen:

  • Gegenüberstellung der Chancen und Risiken
  • Darstellung von Brutto- und Nettorisiken (vor und nach den Maßnahmen)

5. Erstellung Gesamtrisikoprofil

Konsolidierung und Integration der ESG-Risiken in das Gesamtrisikoprofil:

  • Reflexion und ggf. Anpassung des Risikoappetits unter ESG-Gesichtspunkten
  • Aggregation der unterschiedlichen ESG-Risiken in den Risikoarten zu einem Gesamtrisikoprofil
  • Integration der ESG-Risiken in das Risiko-Limitsystem
  • Erarbeitung aller Voraussetzungen für den Strategieprozess
  • Proaktives Steuerungskonzept für ESG-Maßnahmen

6. Reflexion

Erarbeitung von Optimierungsmöglichkeiten in Bezug auf die folgenden Fragestellungen:

  • Was lief gut und soll beibehalten werden?
  • Wo gibt es Optimierungsmöglichkeiten?
  • Ist die Kultur reif für den ESG-Change / die ESG-Transformation?
  • Wurde ein gemeinsames Chancen-/Risikoverständnis mit dem Ziel nachhaltiger Lösungen geschaffen?
  • Wurden quantitative und qualitative Mehrwerte durch das Risk Assessment ausreichend erarbeitet?
  • Wurden die analytischen Daten allumfassend mit den in den kreativen Tools erarbeiteten Ergebnissen verknüpft?
  • Finalisierung und Abschluss des Risk Assessments

Die Trend- und Szenarioanalyse ist im Risk Assessment ein wesentliches Instrument der ESG-Integration. Abb. 3 stellt diese beispielhaft dar.

Abb. 3: Risk Assessment mit der Trend- uns Szenarioanalyse im ESG-Mindset[1]

In der Trend- und Szenarioanalyse werden auf Basis der erarbeiteten und für alle transparenten Ziele (Punkt 1) die Trends- und Megatrends unter Risikogesichtspunkten reflektiert und aggregiert. Aus der Megatrend-Map[2] werden die für das Controlling und Risikomangement des Unternehmen wichtigen Trends zusammenfassend dargestellt.

In Punkt 4 der Trend- und Szenarioanalyse werden die Einflussfaktoren bzw. Sensitivitäten sowie Chancen und Risiken für das Unternehmen erarbeitet. Auf deren Basis leitet das Team im Workshop Szenarien – üblich in Form von Best-, Medium-/Real- und Worst-Case-Szenarien – ab. Diese werden genau – d. h. anhand von Parametern sowie zugeordneten KPIs und KRIs – definiert. Final erarbeiten die Teams mögliche Maßnahmen zur Steuerung. Diese dienen dazu, dass die Entscheider im Unternehmen im Vorfeld gut vorbereitet sind, sofern die Ziel-KPIs und KRIs aus den Limiten laufen.

Tab. 1 zeigt eine Übersicht möglicher KPIs und KRIs zu den Dimensionen von ESG, die unternehmensindividuell zu reflektieren und anzupassen sind:

 

ENVIRONMENTAL (E)

Planet (P)

SOCIAL (S)

People (P)

GOVERNANCE (G)

Principles of Governance (P)
  • Treibhausgas-Emission: CO2, Methan, Lachgas, sonstige Gase
  • Fläche der Landnutzung (alle Standorte)
  • Energieverbrauch
  • Energiemix
  • Einweg-Plastik
  • Wasserverbrauch / Entnahme
  • Flächennutzung
  • Nähstoff-Emissionen von Stichstock, Dünger etc.
  • Klima-Aufsicht/Management
  • Klimarisiko-Mitiga...

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