Der Bestand wird im Wesentlichen durch 3 Faktoren beeinflusst:

  • Die Schwankungen im Kundenbedarfsverhalten
  • Die Wiederbeschaffungszeiten
  • Die (Mindest-)Losgrößen (entweder Bestelllosgrößen bei zugekauften Artikeln oder Produktionslosgrößen für eigengefertigte Artikel)

Auf Basis dieser Einflussgrößen lassen sich nun die Bestandsparameter

  • Sicherheitsbestand
  • Zielbestand
  • Meldebestand

nach der Entscheidung für eine Bevorratungsstrategie berechnen.

Bei einer MTO-Strategie ist die Bestandshöhe per definitionem 0, da immer nur auf Kundenbestellung produziert wird. Bei einer MTS-Strategie wird die Bestandshöhe durch den Sicherheitsbestand und die Losgröße beeinflusst. Der Meldebestand hat (in der Berechnungsmethode) keinen direkten Einfluss auf die Höhe des Bestands, er dient lediglich als Auslöser für eine neue Bestellung an Produktion oder Lieferanten.

 
Praxis-Tipp

Bestände an MTO-Artikeln

Bestände an MTO-Artikeln können dennoch dadurch entstehen, dass die Kundenbestellung unter der technischen (Mindest-)Losgröße bleibt. Um dem entgegenzuwirken, sollten z. B. Mindestbestelllosgrößen dem Kunden vorgegeben werden.

Sicherheits­bestand

Der Sicherheitsbestand hat die Aufgabe, Kundenbedarfsschwankungen durch einen Bestandspuffer abzudecken. Er ist nicht zu verwechseln mit dem sog. Eisernen Bestand, dessen Höhe nicht unterschritten werden darf. Der Sicherheitsbestand kann sehr wohl verbraucht werden, um Kundenbedarfe abzudecken, die über das normale Maß hinausgehen; denn das ist ja genau seine Aufgabe. Seine Höhe wird bestimmt durch

  • Die Wiederbeschaffungszeit in Kalendertagen[1], die man auch als Messgröße für die Güte der Prozesse bezeichnen kann: Je länger die Wiederbeschaffungszeit, desto grösser sind tendenziell die Unsicherheiten in den Beschaffungs- und/oder Produktionsprozessen, die es durch zusätzlichen Bestand abzusichern gilt.
  • Die Kundenbedarfsschwankungen, ausgedrückt durch die Mittlere Absolute Abweichung einer Verteilung von Monatsverbräuchen: Je größer die Schwankungen im Verbrauchsverhalten, desto schwieriger sind die Planbedarfe vorauszusehen.
  • Die laut Geschäftsmodell geforderte Lieferfähigkeit (z. B. 95 %, d. h. in 95 % der Fälle wird erwartet, dass der Artikel lieferfähig ist)[2]: Je höher die geforderte Lieferfähigkeit, desto mehr Sicherheitsbestand ist notwendig.

Mithilfe dieser Größen lassen sich nun Sicherheitsbestände berechnen[3]. Es gilt zu beachten, dass die Losgröße selbst keinen Einfluss auf die Höhe des Sicherheitsbestands hat.

Zielbestand

Der Zielbestand eines Artikels, d. h. die mittlere Bestandshöhe über seine Wiederbeschaffungszeit, ist definiert über den Sicherheitsbestand plus die halbe (Mindest-)Losgröße.

Meldebestand

Der Meldebestand wird nur für den Fall einer verbrauchsgesteuerten MTS-Strategie verwendet. Er ist definiert als Summe aus

  • Sicherheitsbestand und
  • mittlerem Verbrauch in der Wiederbeschaffungszeit.

Der Meldebestand hat (in der Berechnungsmethode) keinen direkten Einfluss auf die Höhe des Bestands, er dient lediglich als Auslöser für eine neue Bestellung an Produktion oder Lieferanten (so wie auch der Sicherheitsbestand im plangesteuerten Szenario).

 
Achtung

Berechnungsfallen

Die Ergebnisse für die Berechnung von Sicherheits- und Meldebeständen sind nicht uneingeschränkt verwendbar. So würde bspw. bei stark schwankenden Artikeln, die dazu nur wenige Male im Jahr abverkauft werden (BZ, CZ), die Berechnung der Sicherheitsbestände zu astronomisch hohen Werten führen. Hier empfiehlt es sich eher, eine Mindestlosgröße auf Lager zu legen – wenn der Artikel nicht doch MTO-gesteuert werden kann.

Weiterhin wichtig ist die Verwendung realistischer Größen für Wiederbeschaffungszeiten, Losgrößen und Kundenbedarfsverhalten. Diese gilt es daher regelmäßig durch entsprechende Plan-Ist-Vergleiche zu überprüfen.

[1] Im SAP-ERP sind die Wiederbeschaffungszeiten für fremdbeschaffte Artikel in Kalendertagen, die für eigenproduzierte in Werktagen angegeben. Der Vergleichbarkeit halber werden die Gesamtwiederbeschaffungszeiten auf Kalendertage hochgerechnet (dividiert durch 5 multipliziert mit 7).
[2] Ausgedrückt durch einen auf einer Normalverteilung basierenden Faktor, bei 95 % Lieferfähigkeit beträgt dieser 2,06, bei 98 % schon 2,56: Das bedeutet, dass der notwendige Sicherheitsbestand 25 % höher ausfällt als bei einer Lieferfähigkeit von 95 %.
[3] Die von FST verwendete Formel lautet vereinfacht: Sicherheitsbestand =

√Wiederbeschaffungszeit * 2,06 * Mittlere Absolute Abweichung

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