Kein Anstieg des "stillschweigenden Kündigens" in Deutschland

In den letzten Jahren wurde vermehrt über das Phänomen des "Quiet Quitting" oder "stillen Kündigens" diskutiert, bei dem Beschäftigte sich nicht mehr vollständig in ihre Arbeit investieren. Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat in einer Auswertung der BAuA-Arbeitszeitbefragung 2015 bis 2021 untersucht, ob sich dieser Trend in Deutschland abzeichnet. Die Ergebnisse des Kompaktberichts sind ermutigend, denn es zeigt sich, dass ein tiefgreifender Trend zum "Quiet Quitting" in Deutschland aktuell nicht erkennbar ist.

Der Begriff "Quiet Quitting" beschreibt das Phänomen von Beschäftigten, die nicht mehr mit der gleichen Hingabe und Motivation bei ihrer Arbeit sind wie zuvor. Sie engagieren sich nicht mehr in dem Maße, wie es für die Erreichung der Unternehmensziele notwendig wäre. Dabei ist „Quiet Quitting“ zu unterscheiden von der tatsächlichen Kündigung und auch von der "inneren Kündigung", bei Mitarbeitende zwar physisch anwesend sind, aber gedanklich bereits gekündigt haben.

Hohe Arbeitszufriedenheit bei Mehrheit der Beschäftigten

Im Rahmen der BAuA-Arbeitszeitbefragung wurden verschiedene Faktoren untersucht, darunter die Arbeitszufriedenheit, die Wichtigkeit der Trennung von Arbeit und Privatleben, die Bereitschaft, sich proaktiv beruflich einzubringen (Eigeninitiative) und die Wechselbereitschaft (Fluktuationsabsicht) der Beschäftigten. Die Auswertung der Daten zeigte eine anhaltend hohe Arbeitszufriedenheit in Deutschland. Mehr als 90 Prozent der Beschäftigten gaben an, mit ihrer Arbeit insgesamt zufrieden oder sehr zufrieden zu sein.

Weniger Eigeninitiative am Arbeitsplatz

Die Relevanz der Trennung von Privatleben und Beruf zeigt im Zeitverlauf leichte Schwankungen. Von 2015 bis 2017 nahm die Bedeutung dieser Trennung kurzfristig zu, ging aber anschließend nicht mehr auf das Ausgangsniveau zurück. Stattdessen blieb sie über dem Startwert von 75 Prozent im Jahr 2019 und 76 Prozent im Jahr 2021. Ein weiterer untersuchter Faktor war die Eigeninitiative der Beschäftigten. Hier wurde ein leichter Rückgang festgestellt. Knapp ein Viertel der Befragten gab an, in den letzten 12 Monaten darüber nachgedacht zu haben, den Arbeitsplatz zu wechseln. Ein Trend zur „stillen Kündigung“ lässt sich aber nicht erkennen.

Präventive Maßnahmen zur Stärkung der Arbeitszufriedenheit

Die Ergebnisse der BAuA-Studie lassen darauf schließen, dass sich in Deutschland insgesamt kein signifikanter Trend zum "Quiet Quitting" abzeichnet. Dennoch betonen Experten, dass eine gesundheitsfördernde und motivierende Arbeitsgestaltung von entscheidender Bedeutung ist, um die Arbeitsfähigkeit und das Engagement der Beschäftigten langfristig zu erhalten.

Um präventive Maßnahmen zu entwickeln, die die Arbeitszufriedenheit stärken, können gut gestaltete Arbeitsbedingungen eine Rolle spielen. Dazu gehören individuelle Flexibilität und Autonomie für die Beschäftigten, ein unterstützendes Führungsverhalten sowie Mitbestimmungsmöglichkeiten und transparente Prozesse auf organisationaler Ebene.

Die BAuA-Studie gibt wichtige Einblicke in die Arbeitszufriedenheit und die Fluktuationsabsichten der Beschäftigten in Deutschland. Sie unterstreicht die Notwendigkeit, weiterhin für eine positive Arbeitsumgebung zu sorgen und die Mitarbeiterbindung zu fördern. Eine stetige Verbesserung der Arbeitsbedingungen kann nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten steigern, sondern auch die Produktivität und Innovationskraft der Unternehmen langfristig stärken.

Der vollständige Bericht kann als PDF auf der Internetseite der BAuA heruntergeladen werden:  www.baua.de/publikationen

Pressemeldung der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) vom 1. August 2023
Schlagworte zum Thema:  BAuA, Kündigung, Studie