Abb. 24: Das Schema verdeutlicht die Möglichkeiten der Blutstillung an unterschiedlichen Körperteilen

3.5.4.1 Blutungen an den Extremitäten

Blutende Extremitäten sollten sofort hochgehalten oder hochgelegt werden, um den Blutfluss zur Wunde zu reduzieren. Bei einer Blutung am Arm wird darüber hinaus die Hauptschlagader abgedrückt. Dazu presst der Helfer mit 4 Fingern einer Hand in die Muskellücke auf der Innenseite des Oberarms hinein (Abb. 25). Die Hauptblutzufuhr zum Arm wird verringert; kleinere Blutgefäße können immer noch das Gewebe versorgen. Ein anderer Helfer legt parallel den Druckverband an.

Abb. 25: Abdrücken der Hauptschlagader bei Blutungen am Arm

Druckverband (Abb. 26)

  1. Die Wunde wird mit einer Kompresse abgedeckt.
  2. Durch das zwei- bis dreimalige Umwickeln mit einer Binde (oder einem gefalteten Dreiecktuch) wird die Kompresse befestigt.
  3. Nun wird der Druckkörper auf den Wundbereich gelegt.
  4. Die Binde wird weiter abgewickelt, sodass die Kompresse seitlich nicht herausrutschen kann.
  5. Als Letztes werden die Bindenenden am besten verknotet; zur Druckverstärkung ruht der Knoten auf dem Druckkörper.
  6. Das Abdrücken am Arm wird beendet.

Abb. 26: Druckverband: Statt einer Binde kann auch ein Dreiecktuch genutzt werden, um den Druckkörper zu fixieren

 
Achtung

Druckverband

Den Druckverband darf man nicht zu fest verknoten, da dies einem Abbinden gleichkommen würde. Äußert der Verletzte Schmerzen oder Gefühllosigkeit, wird der Verband gelockert. Kommt es hingegen zur starken Durchblutung, wird über dem ersten Druckverband ein neuer angebracht.

Beim Anlegen des Verbandes muss der Helfer darauf achten, dass der Druckkörper nicht seitlich herausrutscht.

3.5.4.2 Amputationsverletzungen

Amputationsverletzungen sind völlige oder teilweise Abtrennungen eines Körperteils. Von derartigen Verletzungen sind hauptsächlich die Arme und Beine bzw. Finger betroffen. Bei rascher Hilfe und korrekter Versorgung des abgetrennten Körperteils (Amputat) und des Betroffenen können heutzutage abgetrennte Extremitäten wieder "angenäht" werden. Die Suche nach dem Amputat darf jedoch nicht die Versorgung der blutenden Person verzögern. Zuerst muss die Blutung gestillt werden. Da an den meisten Amputationsverletzungen ein Druckverband nicht richtig fixierbar ist, muss der Ersthelfer geeignete Materialien (z. B. Verbandtücher, Handtücher, Kompressen) auf die Blutung pressen.

Das Amputat sollte am besten folgendermaßen sichergestellt werden (Abb. 27):

  1. Das Amputat in ein sauberes Tuch (z. B. Verbandtuch, Binde, Taschentuch) einwickeln.
  2. Ist eine Plastiktüte vorhanden, so wird das umwickelte Körperteil in die Plastiktüte gelegt und verschlossen.
  3. Falls möglich, wird diese Plastiktüte in einen weiteren Plastikbeutel gegeben, in dem sich Eiswasser befindet. Auch diese Tüte ist zu verschließen.

    Abb. 27: Optimale Sicherstellung eines abgetrennten Körperteils

     
    Achtung

    Abgetrennte Körperteile

    Abgetrennte Körperteile dürfen auf gar keinen Fall mit Wasser gereinigt, nicht im Kühlschrank oder in der Tiefkühltruhe aufbewahrt werden.

3.5.4.3 Gesichtsverletzungen

Wunden im Gesicht (z. B. Mund, Stirn, Nase) beinhalten eine Gefahr, die über den Blutverlust hinausgeht. Das Blut kann sowohl bei bewusstlosen Personen als auch Personen mit Bewusstsein zum Ersticken führen, wenn es in die tiefer liegenden Atemwege gelangt. Um ein Ersticken zu verhindern, wird der Verletzte behutsam in die Bauchlage gedreht und die Stirn auf die verschränkten Arme gelegt (Abb. 28). Dadurch fließt das Blut ab.

Abb. 28: Durch die Bauchlage kann das Blut abfließen und gelangt nicht in die Atemwege

3.5.4.4 Wunden am Bauch

Durch Bauchverletzungen können sowohl innere Blutungen als auch Organschäden auftreten. Innere Blutungen sind allerdings nur schwer festzustellen. Eine direkte Hilfe durch den Ersthelfer ist praktisch unmöglich.

Bei äußeren Bauchverletzungen ist ein Druckverband nicht möglich, da dadurch die Atmung behindert wird. Meist kann die Blutung nur durch das Aufpressen von Verbandmaterial gestillt werden. Zur Schmerzlinderung werden die Beine des Betroffenen leicht angewinkelt (Abb. 29).

Abb. 29: Das Anwinkeln der Beine in der Seitenlage (embryonale Haltung) lindert Schmerzen im Bauchbereich

3.5.4.5 Fremdkörper im Auge

Verletzungen des Auges durch Fremdkörper äußern sich durch Rötungen, Tränenfluss und Brennen. Der Betroffene möchte das Auge reiben. Die Hilfeleistung erfolgt dadurch, dass das verletzte Auge mit einer Wundauflage vorsichtig abgedeckt wird. Anschließend verbindet man beide Augen – also auch das evtl. Gesunde. Ließe man das nicht beschädigte Auge frei, würden sich die Augenbewegungen unwillkürlich auf das betroffene Sehorgan übertragen; der Fremdkörper riebe sich weiter in das Auge.

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