Zusammenfassung

 
Überblick
  • In manchen Branchen ist Luftbefeuchtung für die Qualität der Produkte erforderlich. Dazu gehören u. a. Elektroindustrie, Lebensmittelindustrie, Druck und Verpackung, Holzverarbeitung und Textilindustrie. Aber auch in Museen muss oft eine gewisse Feuchtigkeit in der Luft sein.
  • Für andere Bereiche ist feuchte Luft aus hygienischen Gründen wichtig, etwa im OP-Bereich oder auf Entbindungsstationen. In Laboren verhindert die Luftfeuchte, dass Arzneimittel und Proben bei der Herstellung und Lagerung austrocknen.
  • Aber auch Menschen, die in Innenräumen arbeiten, brauchen ein gesundes Raumklima. Hierbei ist zunehmend die Klimaerwärmung zu berücksichtigen, denn sie verändert u. a. die Luftfeuchte in den Gebäuden.
  • 2022 lagen aufgrund von Grippe- und Erkältungswellen Atemwegserkrankungen erstmals auf Platz 1 der Ursachen krankheitsbedingter Arbeitsausfälle. Sie waren, so die Zahlen der BKK, für mehr als jeden dritten AU-Fall (35,9 %) und für mehr als jeden fünften AU-Tag (21,8 %) verantwortlich.
  • Studien aus den Jahren 2013 und 2018 belegen, dass bei einer relative Luftfeuchte von mehr als 40 % die Infektiosität von aerosolgetragenen Influenzaviren deutlich verringert wird.
  • Luftbefeuchtungssysteme lassen sich einfach nachrüsten.

1 Details

1.1 Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Raumluftfeuchte

Die Immunabwehr der Schleimhäute hängt entscheidend von der Raumluftfeuchte ab. Ist die Luft zu trocken, nimmt die Beweglichkeit der Flimmerhärchen in der Nase ab. Bei weniger als 20 % relativer Luftfeuchte blockieren sie vollständig. Dies konnte an der Universität Erlangen nachgewiesen werden.

Den Zusammenhang zwischen steigenden Grippefällen und Raumluftfeuchte deckten amerikanische Wissenschaftler auf. Grippeviren lieben es trocken. Liegt die relative Luftfeuchte im Bereich von 20 bis 35 %, ist das Risiko sich anzustecken 3 mal so hoch wie bei einer Raumluftfeuchte von durchschnittlich 50 %.

Sprechintensive Berufe brauchen reine und feuchte Luft, um gut bei Stimme zu sein. Laut einer Empfehlung des Berufsgenossenschaftlichen Instituts für Arbeitsschutz sollte deshalb in einem Call-Center ständig eine Mindestluftfeuchte von 40 % gewährleistet sein.

Bei Luftfeuchtewerten unter 20 % nimmt die Schutzfunktion der Haut deutlich ab. Bei weniger als 10 % gerät sie unter Stress. Am wohlsten fühlt sich Haut bei 60 % Luftfeuchte. Wichtig ist aber auch, dass bei einer Raumtemperatur von 20 °C statt 24 °C der Wasserverlust in der Haut deutlich zurückgeht.

80 % der Bürobeschäftigten empfinden zu trockene Luft am Arbeitsplatz als störend. Dies ergab eine Umfrage zum Thema Sick-Building-Syndrom beim Proklima-Projekt mit mehr als 4.500 Bürobeschäftigten.

1.2 Gesundheitliche Beschwerden durch zu trockene Luft

  • Zu geringe Luftfeuchte kann Beschwerden an Augen, Schleimhäuten, Atemwegen und der Haut verursachen.
  • Die Lichtempfindlichkeit kann zunehmen, die Augenlider können anschwellen, die Schleimhäute im Bereich der Augen können austrocknen, die Augenoberfläche kann mit zu wenig Tränenflüssigkeit benetzt werden, die Augen können brennen oder sich entzünden, eine Bindehautreizung kann entstehen.
  • Die Schleimhäute der Atemwege können austrocknen, die Selbstreinigungsfunktion und Barrierefunktion gegen Krankheiterreger der Schleimhäute kann nachlassen, die Immunabwehr kann geschwächt werden und das Infektionsrisiko steigen, Krankheitserreger wie z. B. Grippeviren können vermehrt in den Körper eindringen.
  • Schluckbeschwerden, Heiserkeit oder Halsschmerzen können auftreten, die Stimme kann überstrapaziert werden, die Schleimhäute der Stimmlippen können an Elastizität verlieren und die Stimmritze kann nicht mehr vollständig schließen. Der hohe Feinstaubgehalt in der trockenen Luft kann eine Lungenreizung auslösen.
  • Die Haut kann rau werden, spannen oder jucken, chronische Hauterkrankungen wie Neurodermitis oder Schuppenflechte können sich verschlechtern, über Hautrisse können Erreger eindringen und Entzündungen verursachen.

1.3 Verantwortung für saubere Luft

In der Atemluft sind immer auch Keime enthalten. Damit der Körper damit fertig werden kann, darf die Luft nicht zu trocken sein. Wird deshalb im Betrieb ein Luftbefeuchtungssystem installiert, ist gem. der Arbeitsstättenverordnung der Unternehmer für den hygienischen Betrieb und die Instandhaltung zuständig. Er muss dafür sorgen, dass das Gerät bzw. die Anlage richtig installiert und entsprechend oft gereinigt wird, damit es nicht zu einer Verkeimung kommt. Denn bei zu feuchter Luft erhöht sich das Risiko von Schimmelbildung.

Luftbefeuchtungsanlagen sind sowohl technisch als auch hygienisch zu warten. Der Betreiber der Anlage muss dazu eine Betriebsanweisung sowie einen Wartungsplan erstellen. Außerdem sind in regelmäßigen Abständen Grundreinigungen, Hygienekontrollen sowie bei Bedarf eine Entkeimung der Wasser führenden und feuchten Anlagenteile durchzuführen.

Die Hersteller von Luftbefeuchtungsanlagen sind verpflichtet, bei der Planung und Ausführung alles Notwendige zu berücksichtigen, dass beim Betrieb eine Vermehrung von Mikroorganismen vermieden werden kann.

Beim Kauf sollte berücksichtigt werden, dass Reinigungs- und Wartungsarbeiten unkompliziert ...

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