Im Falle des Umgangs mit offenen radioaktiven Stoffen besteht zusätzlich zu einer – durch die primären Grenzwerte beschränkten – externen Strahlenexposition auch die Möglichkeit der Inkorporation von Radionukliden, die dann eine interne Strahlenbelastung vornehmlich einzelner Organe zur Folge hat.

Man muss also für diesen Fall auch die Aktivitätsmenge festlegen, die dem Körper – durch Einatmen oder über den Verdauungstrakt – in einer bestimmten Zeit höchstens zugeführt werden darf, um die primären Grenzwerte der Körper- oder Organdosen nicht zu überschreiten. Diese Aktivität heißt, auf das Jahr bezogen, im Englischen ALI für "Annual Limit of Intake" und im Deutschen Jährliche Aktivitäts-Zufuhr (JAZ). Da die JAZ-Werte aus den primären Dosiswerten gewonnen werden, heißen sie abgeleitete oder sekundäre Grenzwerte.

Die Berechnung der JAZ-Werte ist nur ein Teilaspekt der allgemeinen Fragestellung, welche Dosis durch eine bestimmte Menge eines inkorporierten Radionuklids verursacht wird. Ausgedrückt wird dieser Zusammenhang durch – nuklidspezifische – Dosisfaktoren. Beispielsweise ergibt die Aufnahme von 600 Bq Cs-137 – so viel war nach Tschernobyl im Liter Milch noch akzeptiert worden – beim Erwachsenen 8,4 μSv, errechnet aus dem Dosisfaktor von 1,4 × 10-5 mSv/Bq.

Zur Bestimmung der Dosisfaktoren braucht man biokinetische Modelle über das Verhalten und die Verweilzeit der Radionuklide im Körper. Dabei müssen besonders die Art der Aufnahme (Essen, Trinken, Atmen), die chemische Verbindung des Nuklids und das Alter der Betroffenen in Betracht gezogen werden.

Die angegebene Dosis bezieht sich i. d. R. auf die gesamte Folgedosis bis zur völligen Ausscheidung des Nuklids aus dem Organismus. Diese Zeitspanne wird bestimmt durch die biologische Halbwertszeit. Sie beträgt z. B. für Cäsium bei Erwachsenen etwa 110 Tage, d. h., nach einem Jahr sind rund 90 % der aufgenommenen Aktivität wieder ausgeschieden. Die Verabfolgung der Gesamtdosis nach einmaliger Aufnahme geschieht also bei Cäsium praktisch innerhalb eines Jahres.

Bei langlebigen Radionukliden mit gleichzeitig langer Verweilzeit im Körper, etwa bei Plutonium, wird die Folgedosis für einen Zeitraum von 50 Jahren angegeben.

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