Der Bereich der Glasmacher bezieht sich auf folgende technologische Verfahren:

Blasverfahren (Blasglas), Schwimm- bzw. Floatverfahren (Floatglas), Gieß- bzw. Walzverfahren (Gussglas), Ziehverfahren (Ziehglas), Pressverfahren (Pressglas) und Schaumverfahren (Schaumglas).

Damit sind folgende Tätigkeiten verbunden:[1]

  • Beschaffung und Zubereitung der Rohstoffe für die Schmelzerei,
  • Probenahme aus der Schmelze und deren Begutachtung im Labor,
  • Entnahme eines Glaspostens aus dem Hafen- oder Wannenofen mittels Glasmacherpfeife oder Glasmachereisen (langes Rohr oder Stahlstab) und Herstellen des Kölbels[2] durch Aufblasen bzw. durch Bedienen einer Kölbelmaschine zu einer dickwandigen Glaskugel,
  • Einblasen des Glaspostens in eine Einblasform, Entnahme weiterer Glasposten aus dem Ofen und Ausformen des Stieles mittels Stielzange und Herstellen der Bodenplatte durch Auseinanderdrücken des Glases mit einer Bodenschere und unter ständigem Drehen der Pfeife,
  • Veredeln der Hohlgläser mithilfe von Schleifmaschinen durch individuelle Tief- und Musterschliffe (Kugel-, Rillen-, Eckenschliff),
  • Walzen oder Gießen von Flachglas und Erzielung bestimmter thermischer und mechanischer Eigenschaften durch mehrschichtige Ausführung bzw. durch Zugaben von Materialien (z. B. Verbundglas, Wärmeabsorptions- und -reflexionsglas, Drahtglas durch eingebrachtes Drahtgitter),
  • Veredeln der Flachgläser (Spiegel, Tischplatten u. a.) mithilfe von Schleifmaschinen mit Kanten bzw. Facettenschliff,
  • Einstellen der Glasschleifmaschine/-automat und Bestücken mit entsprechenden Werkzeugen,
  • Programmieren der Glasschleifmaschine entsprechend des gewünschten Musters,
  • Überwachen und ggf. Korrigieren des Bearbeitungsablaufs,
  • Qualitätskontrolle der Schliffe (Maß-, Form- und Oberflächengenauigkeit),
  • Polieren der geschliffenen Stellen unter Verwendung von Polierbändern und Scheiben aus Holz, Kork, Filz oder Leder,
  • Anfertigen von Kunstverglasungen für Hohl- und Flachgläser mit Glasmalereien, Glasätzungen mit ätzenden Säuren (Glasfenster, Glastüren oder Glasbilder) für privaten und sakralen Bereich,
  • Auftragen von Farben mit Pinsel und Einbrennen im Einbrennofen,
  • Entwickeln von Entwürfen für Bleiverglasungen in Form von Ornamenten, Dekoren, Monogrammen und danach Herstellen von Schablonen,
  • Übertragen der Schablonen auf das Glas mit Schablonendiamanten,
  • Einlegen der Gläser in vorbereitete Bleiprofile und Fixieren durch Verlöten bzw. Einkitten,
  • Restaurieren von Kunstverglasungen (z. B. Kirchenfenster),
  • Montieren von Spiegeln, Glastüren, Glasfenstern, gläsernen Zwischenwänden,
  • Beratung zum Einsatz des Glases in Abhängigkeit seiner mechanischen und physikalischen Eigenschaften (Tageslichtlenkung, Wärmedämmung, Schall- und Brandschutz, Stoßfestigkeit).[3]

Berufsgruppen

Im Rahmen des o. g. Geltungsbereichs ist das Professiogramm insbesondere auf nachstehende Berufsgruppen anwendbar: Glaser, Glasmacher, Glastechniker, Flachglasmechaniker, Glasbläser, Thermometerbläser, Glasveredler, Glasschleifer, Glasmaler. Spezialisierungen wie Hohlglasmacher, Stangenglasmacher, Kunstglasmacher u. a. sind üblich.

[1] BW Bildung und Wissen: Berufsprofile für die arbeits- und sozialmedizinische Praxis, Glasmacher, Band 1, S. 534–537, 1997.
[2] Das Kölbel ist die erste Glasblase nach Entnahme eines walnussgroßen Glasbatzens aus dem Ofen mittels Glasmacherpfeife und kurzem Aufblasen.
[3] Memento Glashandbuch, Saint-Gobain, 2005.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge