Eine gute Kultur der Prävention hängt in hohem Maße davon ab, wie mit Fehlern und unerwünschten Ereignissen umgegangen wird.

Zum einen können Führungskräfte und Beschäftigte aus Fehlern und Ereignissen viel darüber lernen, wie sie ihre Arbeit in Zukunft besser gestalten können. Wenn Beschäftigte zum anderen erleben, dass im Unternehmen mit Fehlern oder Ereignissen konstruktiv umgegangen wird, erhöht dies auch die Wahrscheinlichkeit, dass sie im Alltag bereits über kleine Fehler und Abweichungen offener sprechen und diese nicht verschweigen.

Bezogen auf Sicherheit und Gesundheit können Fehler schwerwiegende Folgen haben. Deshalb bedeutet eine Fehlerkultur nicht, Fehler zu beschönigen oder "wegzureden". Vielmehr geht es in einer konstruktiven Fehlerkultur darum, aus kleinen Fehlern zu lernen, um schwerwiegende und gefährliche Fehler zu vermeiden.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist, dass für Beschäftigte berechenbar ist, was geschieht, wenn etwas schiefgegangen ist. Insbesondere der Umgang mit Konsequenzen muss für sie nachvollziehbar sein. Denn wer möchte schon von einem Fehler oder kritischen Ereignis berichten, wenn er Sorge hat, dass er beschuldigt wird, oder nicht genau weiß, was nach seiner Meldung geschieht?

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Was meinen wir mit "Fehler"?

Wenn wir hier von Fehlern sprechen, meinen wir all die Situationen, in denen unsere Erwartungen enttäuscht wurden. Wir haben einen Plan, eine Vorgabe oder eine Ergebnisvorstellung, aber es läuft schief. Fehler, unerwünschte Ereignisse oder Störungen sind immer ein Hinweis darauf, dass wir etwas über die Zusammenhänge nicht wussten. Damit bietet jeder Fehler, jedes unerwartete Ereignis auch eine Chance, etwas zu lernen.

Fehler als Lösungsversuch verstehen

Eine konstruktive Denkweise ist: Fehler sind gescheiterte Lösungsversuche. Die Grundfrage nach einem Fehler sollte also lauten: Welchen Sinn hatte das Verhalten oder die Entscheidung für die Beteiligten in dieser speziellen Situation?

Fehlerkultur bedeutet nicht

Laisser-faire

Fehler haben und brauchen Konsequenzen, vor allem wenn sie einen Schaden verursacht haben. Denn nur so kann ein Team daraus lernen und sich eine lösungsorientierte Kultur entwickeln. In der Praxis lässt sich immer wieder beobachten, dass Unternehmen einen offenen, manchmal nachlässigen oder verzeihenden Umgang mit Fehlern praktizieren, solange nichts Gravierendes geschieht. Nach einem schwereren Ereignis werden dann aber plötzlich "andere Saiten" aufgezogen. Beschäftigte erleben solche Umschwünge als Willkür. In der Folge werden sie sich deshalb damit zurückhalten, über Fehler oder Ereignisse zu berichten. Das jedoch schadet der Leistungsfähigkeit aller.

Führung prägt die Fehlerkultur

Gerade die Unternehmensführung hat hier die Aufgabe zu überlegen, wie ein berechenbares und für die Beschäftigten nachvollzielbareres Vorgehen aussehen kann. Führung prägt die Fehlerkultur in zweierlei Hinsicht: durch ihr Verhalten im System und ihre Arbeit am System.

Verhalten im System

Zum einen werden Führungskräfte von Beschäftigten genau beobachtet. Wie offen verhalten sie sich selbst im Umgang mit eigenen Fehlern? Welche Fragen stellen sie nach einem Fehler oder einem Ereignis? Wie zeigen sie im Alltag Interesse an kleinen Fehlern oder Abweichungen und was sind ihre Schlussfolgerungen? Übertrieben formuliert: Geht es Führung darum, Schuldige zu finden oder dankbar aus Fehlern heraus Potenziale zu entdecken?

Arbeiten am System

Zum anderen gestalten Führungskräfte die Rahmenbedingungen für ein lernbereites, offenes Arbeitsumfeld. Dazu gehört es, geeignete "Fehler-Lernräume" zu gestalten und die dafür notwendigen Kompetenzen aufzubauen. Beispiele hierfür sind Ereignisanalysen, Lessons-learned-Sitzungen oder Tagesrückblicke bzw. Debriefings. Darüber hinaus ist es eine wichtige Aufgabe von Führung, für einen berechenbaren, personenunabhängigen Umgang mit Konsequenzen zu sorgen.

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