Ein AMS zielt auf eine stärkere Einbindung (Berücksichtigung) von Sicherheit und Gesundheitsschutz in die strategische und operative Betriebsführung, in alle relevanten Geschäftsprozesse eines Unternehmens sowie in das Handeln des Unternehmers, der Führungskräfte und der Mitarbeiter. Demzufolge bilden die betrieblichen Besonderheiten, die strategischen Ziele, die existierenden Prozesse, die sie managenden Systeme, die Aufbau- und Ablauforganisation, die bisherige Organisation von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit, die Kundenerwartungen und ggf. vorhandene oder zu erwartende Zertifizierungsnotwendigkeiten wesentliche Eckdaten (die internationale AMS-Norm ISO 45.001:2018 spricht vom Kontext der Organisation) für die Konzeption eines unternehmensspezifischen Arbeitsschutz-Managementsystems. Darüber hinaus ist eine geeignete Orientierungshilfe zur Festlegung der Struktur (Elemente) des AMS erforderlich. Hierfür ist vor dem oben skizzierten Hintergrund ein geeignetes AMS-Konzept auszuwählen.

 
Praxis-Tipp

Überblick verschaffen

Verschaffen Sie sich zuerst einen Überblick zu den gängigen AMS-Konzepten.

Prüfen Sie danach, welches Konzept am besten zu Ihrem Unternehmen passt. Die nachfolgenden Ausführungen unterstützen Sie hierbei.

3.1 Anforderungen der Unternehmensleitung an ein AMS

Bei den Anforderungen ist zwischen externen und internen Forderungen zu unterscheiden. Aus Sicht der Unternehmensleitung stehen externe Forderungen insbesondere des Marktes bzw. der Kunden, von Geschäftspartnern, mit denen gemeinsame Projekte bearbeitet werden, von Versicherern, von Geldinstituten sowie von anderen Institutionen, die Rankings durchführen, an erster Stelle, denn aus diesen Forderungen kann sich ein direkter unternehmerischer Nutzen ergeben. Gleiches gilt heute auch für die Attraktivität des Unternehmens am Arbeitsmarkt. Bei der Auswahl eines geeigneten AMS-Konzeptes ist also einerseits zu prüfen: Wird eine gute Praxis im Arbeits- und Gesundheitsschutz, das Praktizieren eines AMS, der Nachweis eines wirksamen AMS oder gar ein Zertifikat derzeit oder zukünftig von solchen Externen gefordert oder direkt bzw. indirekt erwartet/honoriert? Andererseits ist auch zu prüfen, ob aus der Anwendung eines AMS ein messbarer Mehrwert (z. B. lukrative Aufträge, geringere Versicherungsprämien, Prämie der zuständigen BG) resultiert bzw. resultieren kann.

Für die Auswahl eines geeigneten AMS-Konzeptes folgt daraus, dass das Konzept ggf. eine Bestätigung des Nachweises der Wirksamkeit des eingeführten AMS oder eine Zertifizierung ermöglichen sollte. Tab. 2 zeigt, welche AMS-Konzepte dies ermöglichen.

 
AMS-Konzepte Nachweis eines wirksam praktizierten Arbeitsschutzmanagements
(z. B. für Kunden oder Partner)
Zertifizierung
Nationaler Leitfaden für AMS (NLA)

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die "eigene" Berufsgenossenschaft oder die Aufsichtsbehörde des zuständigen Bundeslandes)
 
Sicherheits-Certifikat-Contraktoren (SCC/SCP)   möglich
AMS-Leitfäden der Bundesländer
(diese basieren weitgehend auf dem Nationalen Leitfaden für AMS), z. B.
   
  • OHRIS: Occupational Health- and Risk-Managementsystem

möglich

(in Bayern und Sachsen, durch eine freiwillige Begutachtung durch die dortige Aufsichtsbehörde)
 
  • LASI-Leitfaden LV 58 "Beratung der Länder zu und Umgang der Länder mit Arbeitsschutz-Managementsystemen"

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die Aufsichtsbehörde des zuständigen Bundeslandes)
 
Branchenspezifische AMS-Leitfäden der Berufsgenossenschaften
z. B. AMS – Arbeitsschutz mit System der BG BAU, der BG RCI oder der VBG sowie Gütesiegel "Sicher mit System" der BGHM)

möglich

(durch eine freiwillige Begutachtung durch die "eigene" Berufsgenossenschaft)
 
BS OHSAS 18001:2007 Occupational Health and Safety Assessment Series
(wird 2020 zurückgezogen)
  möglich (noch)
OHSAS 18001: Occupational Health and Safety Assessment Series
internationaler, zertifizierungsfähiger AMS-Standard, keine Norm (wird 2020 zurückgezogen)
  möglich
DIN ISO 45.001:2018 Occupational health and safety management systems – Requirements with guidance for use   möglich

Tab. 2: Begutachtungs-/Zertifizierungsmöglichkeiten der AMS-Konzepte

Eine zweite Gruppe von Anforderungen ergibt sich möglicherweise aus den betrieblichen Managementanforderungen. Hier ist zu prüfen, ob es Vorgaben (z. B. durch bereits praktizierte Managementsysteme) gibt; beispielsweise hinsichtlich

  • der Möglichkeit das AMS in vorhandene Managementsysteme zu integrieren → Aufbau eines integrierten Managementsystems (IMS),
  • der Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung des Unternehmens (Corporate Social Responsibility),
  • einer ganzheitlichen Ausrichtung des Managementsystems (z. B. aus der Anwendung der Balanced Scorecard),
  • der Orientierung an einem konzernweiten Unternehmensführungskonzept,
  • der Orientierung an Business Excellence (z. B. wird oder soll das EFQM Excellence Modell umgesetzt werden),
  • einer besonderen "Humanorientierung" der Unternehmensführung (z. B. gelebte Humanisierung der Arbeitswelt).

Diese Anforderungen erfüllen die ...

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Arbeitsschutz Office Professional. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge