Das Licht und seine Bedeutung wird unterschätzt: Licht ist Leben und alle Lebensprozesse sind zugleich Lichtprozesse. Jede lebendige Zelle erzeugt Licht und hat einen Lichtstoffwechsel: "Der Mensch lebt im Licht. Er nimmt Licht auf, und er bildet sich in seinem ganzen Organismus aus dem Licht. Es ist daher für das ganze Menschsein von wesentlicher Bedeutung, in welchem Licht der Mensch lebt."[1] Licht ist nicht gleich Licht, denn es hat unterschiedliche Qualitäten mit jeweils anderen Wirkungen auf den Menschen.

Es rechnet sich, den Mitarbeitern gemäß ihrem Alter, der Arbeits- und Sehaufgabe das dazu nötige Licht zur Verfügung zu stellen. Das optimale, leistungsfördernde und gesunde Licht ist individuell durch den Mitarbeiter steuerbar. Licht – synergetisch zusammengesetzt aus Tages- und Kunstlicht – muss einen guten Job machen, damit die Produktivität in der Produktion und im Büro stimmt.

 
Achtung

Die Qualität entscheidet

Nicht mehr die Quantität von Kunstlicht (Luxzahlen), sondern die synergetische Qualität des Lichtes zusammengesetzt aus Tages- und individuell steuerbarem Kunstlicht gemäß des Alters und der Sehaufgabe ist entscheidend.

Die Frage einer zeitgemäßen, effizienten und effektiven Beleuchtung ist mehrdimensional. Die richtige Lösung ist heute nicht nur hell und blendfrei, sondern ein integriertes ganzheitliches Konzept, das funktionalen Qualitätsmerkmalen entsprechen muss, individuell einstellbar, energieeffizient und einem bestimmten Designanspruch gerecht werden muss.

 
Praxis-Tipp

So wenig Kunstlicht wie möglich

Es zahlt sich aus, Licht dort einzusetzen, wo es gebraucht wird, und dort zu reduzieren, wo es unnötige Energie verbraucht.

Das ist heute mit einem zentralen oder dezentralen individuellen Lichtmanagement einfach umsetzbar und mit Blick auf die Energiekosten und die demografische Entwicklung eine lohnende Investition.

[1] Hübner/Karow: Kunstlicht und Mobilfunk: Wirkungen und Nebenwirkungen aus ganzheitlicher Sicht, Flensburger Hefte, 2015, S. 29.

1.1 Was heißt altersgerecht beleuchten?

1.1.1 Altersgerechte Arbeitsplatzgestaltung

Unter altersgerechter Arbeitsplatzgestaltung versteht man den Erhalt der Leistungsfähigkeit einer bestimmten Altersgruppe der Mitarbeiter durch Anpassung der Arbeitsplätze und Arbeitsabläufe an die spezifischen Fähigkeiten und Bedürfnisse der Altersgruppe.

Dieses Vorgehen ist statisch und reaktiv, aber nicht präventiv bezüglich des Alterungsprozesses. Was aber, wenn an einem Arbeitsplatz in der Produktion oder im Büro, z. B. durch Desksharing, unterschiedliche Generationen und damit Menschen mit unterschiedlichem Lichtbedarf arbeiten?

Die wichtigsten einschränkenden und zu beachtenden Defizite von älteren Mitarbeitern (50+) sind:

  • Alterssichtigkeit,
  • Blendempfindlichkeit.

Altersgerechte Maßnahmen sind nicht generell notwendig, da die Arbeits- und Leistungsfähigkeit von vielen Faktoren abhängt. Leistungseinschränkungen der Augen können im Bedarfsfall durch diese Maßnahmen aufgefangen werden:

  • die Erhöhung des Kontrastes an Sichtgeräten und Messinstrumenten,
  • größere Schrift und Symbole auf Monitoren, Sichtgeräten und Messinstrumenten.

1.1.2 Alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung

Unter alternsgerechter Arbeitsplatzgestaltung versteht man das gezielte Vorgehen, Arbeitsplätze und -abläufe so zu gestalten, dass sie den Anforderungen, die der Prozess des Älterwerdens stellt, gerecht werden.

Die alternsgerechte Arbeitsplatzgestaltung verfolgt das Ziel, die physische und psychische Leistungsfähigkeit von Mitarbeitern über den gesamten Zeitraum des Erwerbslebens zu erhalten. Sie setzt bereits in jungen Jahren an. Die Maßnahmen sind präventiv ausgerichtet und beziehen alle Altersgruppen ein.

Künftig werden Unternehmen verstärkt mit Belegschaften konfrontiert sein, die im Durchschnitt deutlich älter sind als das heute der Fall ist. Arbeitsplatz und Arbeitsorganisation müssen daher so beschaffen sein, dass die Mitarbeiter in einem Umfeld tätig sein können, das ihnen den Erhalt ihrer Arbeitsfähigkeit auch mit zunehmendem Alter ermöglicht.

Die Beleuchtungsnormen beschäftigen sich mit dem Thema Altern bisher nur im Hinblick auf Lampen und Leuchten. Alle Größen bezüglich der Beleuchtung basieren auf gesunden jungen Augen. Das alternde Auge wurde bisher nicht berücksichtigt.

 
Achtung

Die Zukunft der Arbeitsplätze

Die Hersteller und Planer der Arbeitsplätze müssen sich mehr und mehr mit den Bedürfnissen, den psychologischen und physiologischen Gegebenheiten des einzelnen Mitarbeiters am jeweiligen Arbeitsplatz auseinandersetzen, um dessen Gesundheit über die komplette Lebensarbeitszeit zu erhalten. Dies gilt auch und im Besonderen für die natürliche Beleuchtung durch Tageslicht und Kunstlicht und deren Zusammenspiel.

1.2 Physiologische Grundlagen

Die Augen sind mit außergewöhnlichen Fähigkeiten ausgestattet. Nur wenige, aber hochsensible Bauteile ergänzen sich zu einem erstaunlichen Ganzen. Jeder merkt es selbst, wenn es soweit ist, oder jeder hört es von anderen: ab einem gewissen Alter wird es schlechter mit dem Sehen, ob es das Autofahren in der Nacht ist oder das Zeitunglesen. Viele fahren dann nicht mehr nachts oder halten die Zeitung im passenden Abstan...

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