Tipps zur Vorbereitung auf die Steuerberaterprüfung

Die Steuerberaterprüfung ist nach wie vor die einzige Eintrittskarte in den Beruf. Berüchtigt für ihre Stofffülle wie ihre Durchfallquoten sorgt sie für reichlich Stress bei Kandidatinnen und Kandidaten. Wesentlich sind daher starke Nerven, ein langer Atem – aber auch eine gute Vorbereitungsstrategie. Sechs Tipps für mehr Effizienz. 

1. Den Zeitpunkt klug wählen 

Wann ist überhaupt der richtige Zeitpunkt, das Steuerberaterexamen anzugehen? Beschäftigte in Großkanzleien müssen sich diese Frage seltener stellen, da es dort oftmals klare Erwartungshorizonte gibt. Kandidatinnen und Kandidaten, die in kleineren Büros arbeiten, haben dagegen meist eine freiere Wahl. Ist dies der Fall, sollten sie ihre beruflichen Ambitionen mit den privaten Rahmendaten abgleichen. So ist es vielleicht nicht unbedingt ideal, Familiengründung und Steuerberaterexamen in dasselbe Zeitfenster zu packen.  

Auch zeitintensive Hobbys oder geplante längere Auszeiten sollten in die Langfriststrategie einfließen. Denn ein bestandenes Examen bringt zwar schnell den nächsten Karriereschritt und damit mehr Verantwortung und Einkommen, gleichzeitig kann aber ein zu straffes Zeitkonzept vielleicht eine Extra-Runde notwendig machen. Auch im Privatleben können vermeintlich kurzfristige Abstriche langfristig unerwünschte Folgen haben.  

Das kann die Partnerschaft betreffen, die Formkurve bei ambitionierten Freizeitsportlern oder gewachsene Verantwortung im Ehrenamt. Kandidatinnen und Kandidaten sollten daher im Vorfeld ehrlich zunächst ihre eigenen Prioritäten prüfen und im zweiten Schritt überlegen, ob auch ihr Umfeld einen längeren Rückzug unterstützt und auffängt. Danach lässt sich der ideale Zeitpunkt besser planen. 

Jedes Jahr im Oktober finden die Steuerberaterprüfungen statt. Weitere Informationen zu Voraussetzungen, Ablauf, Inhalt und Kosten lesen Sie hier

2. Die Dauer nicht unterschätzen 

Denn eines ist klar: Die Vorbereitung dauert und nimmt erhebliche zeitliche Ressourcen in Anspruch. Dabei ist es gleichgültig, welche Form gewählt wird. Zwar bieten mittlerweile viele Lehrgangswerke auch Hybrid-Formen an, und auch komplette Online-Angebote sind inzwischen auf dem Markt. Das spart aber im Vergleich zum traditionellen Präsenzseminar auch nur einen Teil der Zeit ein. 

Expertinnen und Experten raten dazu, sich zwölf bis 18 Monate lang vorzubereiten. Und bei Durchfallquoten von 50 Prozent ist es nur realitätsnah, sich vor Augen zu führen, dass sich diese Zeitspanne durch eine nicht bestandene Prüfung nochmals um ein halbes Jahr verlängert. Zwei Jahre sind also durchaus ein Zeitrahmen, der mehr als im Bereich des möglichen liegt. 

3. Die Ressourcen checken 

Idealerweise ist es möglich, für einen Teil dieser Zeit eine unbezahlte Freistellung vom Arbeitgeber zu erhalten. Dafür müssen selbstverständlich entsprechende Rücklagen vorhanden sein. Möglicherweise lässt sich aber auch eine Vereinbarung treffen, die Arbeitszeit zu reduzieren oder im Rahmen des Arbeitszeitkontos bereits vorab ein Plus aufzubauen, das später abgetragen werden kann. Ob es wirklich sinnvoll ist, auch den sämtlichen regulären Urlaub für die Prüfungsvorbereitung zu verwenden, ist eine Frage, die nur individuell beantwortet werden kann. 

Denn die Zeit der Prüfungsvorbereitung ist ja keine entspannte, Erholung also im Grunde dringlicher als in normalen Jahren. Auch hier ist wieder Ehrlichkeit gefragt, eine ungeschönte Bilanz der eigenen Belastungsfähigkeit und Ressourcen unerlässlich. Zumindest finanziell unterstützen Kanzleien Kandidatinnen und Kandidaten gelegentlich bei der Vorbereitung.  

Die zweite Säule der Unterstützung kommt idealerweise aus dem privaten Umfeld. Können Familienmitglieder oder Freunde vorübergehend bestimmte Aufgaben übernehmen, um zeitliche Freiräume zu schaffen? Lässt sich anderes vielleicht gegen Entgelt für eine gewisse Zeit auslagern? Vor allem das Delegieren von regelmäßig wiederkehrenden Aufgaben verschafft ein spürbares Zeitplus. 

4. Das passende Lehrgangswerk auswählen 

Danach geht es an die Organisation der Vorbereitung an sich. Im ersten Schritt sollten sich Kandidatinnen und Kandidaten für einen passenden Dienstleister entscheiden, sofern sie die Vorbereitung nicht vollständig in Eigenregie erledigen wollen. Letzteres ist möglich, aber unüblich. Die Angebote der Lehrgangswerke unterscheiden sich nicht grundlegend hinsichtlich des Inhalts; auch die Formen ähneln einander: In der Regel werden Abend- oder Fernlehrgänge für die berufsbegleitende und Vollzeit-Kurse für die Vorbereitung ohne weitere Beschäftigung angeboten. 

Inzwischen gibt es auch reine Online-Angebote, bei denen sämtliche Kurse per Video-Konferenz stattfinden. Auch Kombinationen sind möglich, Samstagslehrgänge üblich. Für die Auswahl bieten manche Schulen eine probeweise Teilnahme an den Lehrgängen an. Ein wesentliches Kriterium kann zudem sein, inwieweit die Anbieter individuelle Lernstrategien oder Vorwissen berücksichtigen beziehungsweise eine diesbezügliche Beratung anbieten. 

Denn ein One-fits-all-Ansatz ist aufgrund der unterschiedlichen Voraussetzungen, mit denen die Kandidatinnen und Kandidaten starten – wenn sie etwa aus der Finanzverwaltung, einer Großkanzlei oder einer mittelständischen Kanzlei mit unterschiedlichsten praktischen Erfahrungen kommen – häufig nicht sinnvoll. Und "sicherheitshalber" den gesamten Stoff ungeachtet der Vorkenntnisse bewältigen zu wollen, ist aufgrund der Fülle keine gute Idee. 

5. Ein eigenes Lernkonzept entwickeln 

Statt sich nur auf das Schreiben einer möglichst großen Anzahl von Probeklausuren – im Gespräch sind 30 bis 50 bis 80 – zu verlassen, ist es sinnvoll, die Stofffülle zu clustern und Schwerpunkte zu setzen. Dinge, die Kandidatinnen und Kandidaten bereits in ihrer Berufspraxis angewandt haben, müssen nicht noch theoretisch besonders bedacht werden. Umgekehrt gilt es, inhaltliche Lücken, die – vielleicht aufgrund der Spezialisierung der Abteilung in einer Großkanzlei – keine Rolle gespielt haben, aufzuarbeiten. 

Wesentlich ist dabei auch: sich nicht unbedingt auf die gut gemeinten Ratschläge anderer verlassen. Denn jene haben ihre Prüfung vielleicht unter völlig anderen Voraussetzungen abgelegt, hatten ganz andere Vorkenntnisse, waren nicht dieselben Lerntypen. Wichtig am individuellen Lernkonzept ist zudem, die einzelnen Inhalte mit Zeitschienen zu versehen – und sich an diese dann zumindest in groben Zügen auch zu halten. Andernfalls läuft man Gefahr, sich in einzelne Aspekte zu verbeißen und am Ende unter Zeitdruck zu geraten. 

Manche Anbieter scheinen bereits durch die Strukturierung und Abfolge bestimmter Vor-, Einstiegs-, Übungs- und Intensiv-Klausurenkurse die Erstellung eines Lernkonzepts zu ersetzen. Es kann sinnvoll und hilfreich sein, sich auf diese Planung zu verlassen, es muss aber nicht immer der effizienteste Weg im Einzelfall sein. Kandidatinnen und Kandidaten sollten daher genau prüfen, ob sie die entsprechenden Angebote in der vorgegebenen Form benötigen oder nicht. Wichtig ist auch, genügend Zeit für individuelle Aspekte einzuplanen. 

Wie wichtig ein individuelles Lernkonzept ist, darüber spricht Marlo Steineke, Dipl.-Finanzwirt (FH), LL.M. (Tax Law), Steuerberater und Gründer der ESH Examenscoaching GmbH, im Interview

6. Den Druck raus nehmen 

Kurz vor der eigentlichen Prüfung sollte man dann – ungeachtet der Disziplin während der Vorbereitungsphase – den Druck etwas reduzieren. Sich bis zur letzten Minute in Details zu vertiefen, mag im Einzelfall vielleicht genau den entscheidenden Hinweis in der Klausur bringen, oftmals aber führt es eher dazu, dass die Stofffülle sich wieder als unbeherrschbare Hürde auftürmt.  Wahrscheinlich ist, dass die in den allerletzten Tagen angeeigneten Aspekte eher nicht Inhalt sein werden. 

Wesentlich zielführender ist es daher, sich auf seine körperlichen Ressourcen zu fokussieren – zum Beispiel ganz banal genügend Schlaf zu tanken – um fit und konzentriert in die Prüfung zu starten.  


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