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Mandantentypen: Einstellung und Entscheidungsfindung

Gibt es DEN Mandanten? Natürlich nicht. Jeder Mandant ist individuell verschieden. Das Einstellen auf verschiedene Menschen macht den Beruf des Steuerberaters auf der einen Seite so spannend. Auf der anderen Seite ist das manchmal auch anstrengend. Woran liegt es, dass es bei manchen Mandanten "flutscht", bei anderen aber...?

Persönlichkeitsmodelle helfen auch im Verhältnis zum Mandanten

Im Umgang mit anderen Menschen – übrigens nicht nur mit Mandanten, sondern auch bei Kollegen und Mitarbeitern – kann es helfen, sich mit einem Persönlichkeitsmodell zu beschäftigen. Diese Modelle gibt es schon seit der Antike und tatsächlich hat die moderne Hirnforschung herausgefunden, dass die verschiedenen Regionen des Gehirns individuell unterschiedlich auf unser Denken und Handeln wirken. Damit ergeben sich "Präferenzen", also Denk- und Handlungsmuster, die zusammen den Persönlichkeitstyp ausmachen. 

Die Modelle helfen, "Typen" zu erkennen und sich auf sie einzustellen. Dabei ist natürlich nicht dogmatisches "Schubladendenken" sondern eine wertschätzende, differenzierte Betrachtungsweise sinnvoll. Es gibt keine guten oder schlechten Typen. Jeder ist wertvoll und bringt seine Stärken ein.

Die Analyse beginnt dabei immer bei sich selbst. Erst im zweiten Schritt geh es darum, die anderen (Chef, Kollegen, Mandanten) einzuschätzen.

Die Einführung in diesem Beitrag kann nur einen groben ersten Überblick geben. Es geht hier auch ausschließlich um den beruflichen Kontext. Wir orientieren uns hier am Insights-Persönlichkeitsmodell, das wie viele andere auch auf dem Myers-Brigg-Type-Indicator beruht. In Deutschland ist auch z. B. das sog. DISG-Modell weit verbreitet.

Introvertiert oder extrovertiert?

Die erste Unterscheidung liegt in der Einstellung. Eher introvertierte Menschen neigen stärker dazu, zu beobachten und zu reflektieren. Sie brauchen Zeit um Situationen einzuschätzen. Tipp: Drängen Sie solche Menschen nicht zu schnellen Reaktionen! Einen eher introvertierten Menschen erkennen Sie oft daran, dass er denkt, um zu reden.

Eher extrovertierte Menschen bevorzugen schnelle Aktionen und Diskussionen. Tipp: Lassen Sie solche Menschen wissen, was Sie gerade denken! Einen eher extrovertierten Menschen erkennen Sie oft daran, dass er redet, um zu denken.

Kleiner Test: Wie verbringen Sie Ihren Urlaub? 4 Wochen auf Baltrum oder in den schottischen Highlands beim Wandern? Oder eher Club Robinson mit viel "Action" und neuen Gesichtern?

Überblick: Unterschiede Bei der Einstellung

Introversion
Extraversion
still
gesprächig
beobachtend
beteiligend
nach innen gerichtet
nach außen gerichtet
auf Tiefe konzentriert
auf Breite konzentriert
persönlich
gesellig
zurückhaltend
extravagant
gedankenvoll
handlungsorientiert
nachdenklich
unverblümt
vorsichtig
wagemutig

Denken oder fühlen?

Natürlich wird jeder von uns denken und fühlen. Hier geht es darum, in welche Richtung wir uns bei Entscheidungen zuerst bewegen oder was wir vorziehen. 

Der eine ist eher sach- oder aufgabenorientiert. Entscheidungen trifft er durch Zurückgreifen auf Wissen oder aufgrund objektiver Fakten. Persönliche Befindlichkeiten versucht er aus der Kanzlei fern zu halten. Tipp: Bereiten Sie die Fakten für eine Entscheidung vorher genau auf! Tabellen und Checklisten werden geschätzt.

Der andere ist eher personenorientiert. Er wird bei seinen Entscheidungen vorrangig seine persönliche Bewertung und die Auswirkungen auf die Betroffenen mit einbeziehen. Tipp: Legen Sie diesem Typ die positiven Auswirkungen auf ihn selbst und die Menschen in seiner Umgebung dar! Und damit sind weniger die finanziellen Aspekte gemeint. Es geht um Harmonie und Konfliktvermeidung.

Überblick: Unterschiede bei der Entscheidungfindung

Denken
Fühlen
förmlich
ungezwungen
unpersönlich
persönlich
analytisch
sinnorientiert
distanziert
beteiligend
objektiv
subjektiv
willensstark
flexibel
wetteifernd
empfänglich
eigen
ambivalent
aufgabenorientiert
beziehungsorientiert


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