Kommunikations-Knigge: Die korrekte Anrede

Nicht nur Berufsanfänger sind manchmal unsicher, wie die korrekte Anrede lautet, ob man sich dem Trend zum Du im Unternehmen anpassen muss und wie vertraulich es unter Kollegen zugehen darf. Hier sind die wichtigsten Regeln.

Die deutsche Sprache hat zwei unterschiedliche Formen der persönlichen Ansprache: Das höfliche Sie drückt Respekt und Distanz aus, das freundschaftliche Du wirkt vertraulich. Grundsätzlich hat jede volljährige Person ein Recht darauf, mit Sie angesprochen zu werden; dies ist die Regel. Duzen ist (noch) die Ausnahme.

Das Du im beruflichen Kontext setzt sich mehr und mehr durch

Allerdings ist in Zeiten der Globalisierung und Internationalisierung ein Kulturwandel zu beobachten. Inzwischen hat sich das Du als Teil der Unternehmenskultur sowohl gegenüber Kollegen und Vorgesetzten als auch gegenüber Kunden in etlichen Firmen etabliert, beispielsweise in der Medienbranche oder in Firmen mit jungen Zielgruppen, während Finanzunternehmen oder Behörden das traditionelle Sie vorziehen. Bei der Kommunikation im Internet wird schneller geduzt. Newsletter oder Rundschreiben über Online-Plattformen erhalten Kunden immer häufiger mit dieser vertraulichen Anrede, die allerdings nicht bei allen gut ankommt. Deshalb Achtung: Taktgefühl ist gefragt.

Wer bietet wem das Du an?

Im Berufsleben gilt wie beim Kartenspiel: Ober sticht Unter, d.h. der Ranghöhere bietet das Du an, unabhängig von Alter und Geschlecht. Es beruht immer auf Gegenseitigkeit. Ein einseitiges Du des Vorgesetzten dem Mitarbeiter gegenüber wirkt überheblich oder herablassend. Vorgesetzte ungebeten mit Du anzusprechen, ist respektlos und anmaßend, es wertet die Person des Vorgesetzten ab. Wer neu an einen Arbeitsplatz kommt, sollte erst einmal Siezen und abwarten, bis die Kollegen das Du anbieten. Unter Kollegen macht das üblicherweise derjenige, der länger im Betrieb ist.

Duzen oder Siezen sollte gut überlegt werden

Als Vorgesetzter muss man gut überlegen, wem man das Du anbietet, denn es wird als Auszeichnung und Vertrauensbeweis angesehen. Mitarbeiter, mit denen der Chef beim Sie bleibt, könnten sich zurückgesetzt fühlen. In gewachsenen Strukturen, etwa wenn man beim Aufbau eines Unternehmens mit den Gründungsmitgliedern per Du ist, ab einer gewissen Größe jedoch bei neuen Mitarbeitern das Sie behält, sollte das kommuniziert werden.

Duzen kann zum Fettnäpfchen werden

Wenn das Du nicht Teil der Unternehmenskultur ist und nicht für alle gilt, sollte nie ungefragt geduzt werden, es könnte als verbaler Übergriff betrachtet werden. Ein Du bei einer Betriebsfeier gilt übrigens erst einmal nur für diesen Abend. Am nächsten Morgen sollte zum Sie zurückgekehrt werden, es sei denn, Chef oder Kollegen erklären, dass man doch dabei bleiben möchte.

Das Du ablehnen – geht das?

Ja, das Du kann abgelehnt werden. Die Frage, ob man sich nicht Duzen soll, da man sich schon länger kennt und gut versteht, ist zunächst ein Angebot, das selbstverständlich abgelehnt werden darf, auch wenn es einem vielleicht unangenehm ist. Manche Menschen schätzen das Sie als persönliche Schutzzone vor zu großer Vertraulichkeit und Nähe. Gut ist es, vorher herauszufinden, wie jemand dazu steht. Ist im gesamten Unternehmen das Du die Standardanrede, unabhängig von der Hierarchie, passt man sich dem an.

Doch egal, ob man sich mit Du oder Sie anspricht, die Grundeinstellung ist immer die gleiche: Dem anderen wird mit Höflichkeit, Respekt und Wertschätzung begegnet.

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