Qualität und Effizienz des Verrechnungspreis-Managements

Unternehmen mit mehreren hundert Intercompany-Beziehungen müssen das VP-Management automatisieren. Experten von Melitta, Continental und Henkel schildern, wie sie Effektivität und Effizienz erhöht haben.

2-Preis-Lösung auch bei Melitta

Auch Melitta ist von einem dezentralen Steuerungsmodell bei Waren und Dienstleistungen zu einem übergreifenden Ansatz zu übergegangen. Den Veränderungsprozess stellten Dr. Dietmar Scheja (Managing Director Melitta Business Service Center) und Charlotte Beier (Director FI, C0 & BI) dar. Sie entschieden sich für eine sogenannte "2-Preis-Lösung". Das bedeutet, die Gewinn- und Verlust-Rechnung wird durch eine Managementerfolgsrechnung ergänzt. Jede konzerninterne Warentransaktion wird also doppelt bewertet:

  1. mit den steuerlichen Verrechnungspreisen,
  2. mit den betriebswirtschaftlich relevanten Kosten.

So bleibt die Management-Erfolgsrechnung aussagekräftig und die Deckungsbeitragsinformationen zur Steuerung des operativen Geschäfts werden nicht durch steuerliche Einflüsse verzerrt.

Wie viel Genauigkeit vertragen die operativen Einheiten?

Ein zentrales Anliegen war, die operativen Einheiten möglichst nicht mit Arbeit zu belasten. Dazu wurden in einem ersten wichtigen Schritt klare und einheitliche Abläufe geschaffen. Daneben war die Kernfrage zu beantworten, wie viel Genauigkeit braucht das System zur Leistungsverrechnung bzw. wie viel Genauigkeit verträgt es? Einfachheit und Genauigkeit stehen in einem Gegensatz – hier muss jedes Unternehmen eine indivuduelle Entscheidung treffen. Am Beispiel „Leistungsarten" wurde gezeigt, dass der Verrechnungsaufwand mit zunehmender Genauigkeit überproportional ansteigt. Die "2-Preis-Lösung" wird daher vorerst nur für Waren, nicht aber für Dienstleistungen angewandt, solange keine bessere Systemunterstützung zur Verfügung steht.

Software-Lösung unterstützt zentrale VP-Dokumentation bei Continental

Stefan Rüther (Head of Intercompany Systems, Continental) fokussierte auf den steuerlichen Teil der Verrechnungspreise. Er berichtete von den Möglichkeiten der Automatisierung einer Transferpreis-Dokumentation mittels der Software globalDoc Solution®. Mithilfe der PwC-Software war es gelungen, den Aufwand für die steuerliche Dokumentation erheblich zu verschlanken. Das System, das mittlerweile seit über zehn Jahren genutzt wird, hat das permanente Wachstum des Konzerns begleitet. Aktuell werden rund 300 Gesellschaften mit ca. 500 Nutzern darüber betreut. Mit nicht einmal zehn Mitarbeitern ist das zentrale Team überaus schlank besetzt.

Zentrale Mehrfachverwertung von Texten reduziert Aufwand

Bei Continental wird jede Dokumentation zentral erstellt und durch lokale Informationen ergänzt wird. Dadurch wird der Aufwand für die lokalen Gesellschaften sehr reduziert, beispielsweise auf den Upload lokaler Dokumente wie den Jahresabschluss, Updates oder Anpassungen an lokales Landesrecht. Der Konzern kann auf diese Weise sicherstellen, dass

  1. alle Local Files (Verrechnungspreisdokumentationen der einzelnen Konzern-Gesellschaften) konsistent sind und
  2. redundante Texte/ Kapitel nur einmal geschrieben, aber x Mal den Local Files zugeordnet werden.

Insbesondere der „roll-forward“ der Berichte ins nächste Wirtschaftsjahr läuft hocheffizient und spart enorm Zeit der Mitarbeiter.

Gleichzeitig aber war es von zentraler Bedeutung, die lokalen Mitarbeiter in persönlichen Trainings, also ausdrücklich keine Online-Schulungen, mit Schritt-für-Schritt Anleitungen zu begleiten und diese Trainings auch kontinuierlich zu wiederholen.

Henkel optimiert VP-Qualität und Transparenz bei gleichzeitiger Kostensenkung

Dr. Martin Lagarden (Head of Global Transfer Pricing, Henkel) berichtete über die Preissetzung und das Margen-Monitoring bei Henkel im TP Management Tool®. Auch Henkel versucht, den Verwaltungsaufwand im (steuerlichen) Verrechnungspreis-Prozess permanent zu reduzieren und gleichzeitig die Qualität und die Transparenz zu erhöhen. Hierzu wurde bei Henkel bereits vor über zehn Jahren eine Vereinheitlichung der unterschiedlichen Transferpreis-Systeme vorgenommen. Das betrifft nicht nur die Anzahl der Kostenzuschläge, sondern auch die Anzahl der verwendeten Transferpreis-Methoden.

Zuschlagskalkulation verbessert Management-Verständnis

Um dem Management die komplexen Sachverhalte einfacher erklären zu können, wird die Darstellung einer klassischen Zuschlagskalkulation gewählt. Dies wird durch ein Modell von Supply Chain-, Vertriebs- und Auftragsfertiger-Gesellschaften begleitet. Eine klare Trennung zwischen Routine- und Nicht-Routine-Gesellschaften vereinfacht das Verrechnungspreis-Modell und die Methodenwahl.

Zudem erlaubt es die Vereinfachung von Prozessen und administrativen Strukturen, sodass ein zentral gemanagter Price Setting-Ansatz gefahren werden kann. Das Zusammenspiel dieser Komponenten ermöglicht eine zeitnahe Dokumentation, welche dem zunehmenden Zeitdruck aus einzelnen Länder Rechnung tragen kann. Zudem wird ein Schwerpunkt auf die Überwachung und Steuerung von Warenlieferungen gelegt. Flankierend erfolgen zielgerichtete Investitionen für die weitere Digitalisierung der Steuerabteilung.

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Weitere Infos und Anmeldung

Über die weiteren Vorträge berichten wir in den nächsten Tagen. 

Schlagworte zum Thema:  Verrechnungspreis