2.1 Finanzielle Wirkungen

Primäres Ziel des Working Capital Managements ist die Reduzierung des im Unternehmen gebundenen Umlaufvermögens und die daraus resultierende Freisetzung von Liquidität bzw. Erhöhung des Cashflows. Gleichzeitig sind dabei die Einsparung von Kapitalkosten und die Verbesserung der Gesamtkapitalrentabilität von Bedeutung.

Die finanziellen Wirkungen erfolgreichen Working Capital Managements erstrecken sich damit auf 2 unterschiedlichen Ebenen, nämlich:

  • Liquidität und
  • Profitabilität.

Einmaleffekte und dauerhafte Wirkung unterscheiden

Für beide Ebenen können direkte und indirekte Verbesserungen unterschieden werden, die im Folgenden noch weiter ausgeführt werden. Grundsätzlich ist bei der Verringerung des Working Capital zwischen Einmaleffekten und dauerhaften Effekten zu unterscheiden. Die Freisetzung von Liquidität ist prinzipiell ein Einmaleffekt in der Periode, in der das Working Capital reduziert wird. Parallel dazu erhöht dieses reduzierte Working Capital aber auch in den Folgeperioden die Profitabilität und verbessert langfristig die Kapitalstruktur.

Wechsel- und Nebenwirkungen beachten

Nur wenige Maßnahmen zur Liquiditätsfreisetzung wirken sich dabei isoliert auf die Liquidität oder Profitabilität aus, häufig besteht auch ein umgekehrter Einfluss. Zudem ziehen viele Maßnahmen zur Optimierung einer Working Capital-Komponente Nebenwirkungen auf andere Working Capital-Komponenten nach sich.

In der Unternehmenspraxis ist ein Verständnis dieser Interdependenzen wesentlich. Denn nur wer die Wirkungen und Nebenwirkungen einzelner Maßnahmen kennt, kann erfolgreich optimieren!

Die Liquiditätsfreisetzung führt nicht nur zu einem niedrigeren externen Finanzierungsbedarf, sondern über die Stärkung der Cash-Generierung direkt zu einer Verbesserung des Zinsergebnisses. Der reduzierte Finanzierungsbedarf führt zudem zu einer Verbesserung des unternehmensspezifischen Ratings und damit zu besseren Finanzierungskonditionen und indirekt wiederum zur Verbesserung des Zinsergebnisses. Darüber hinaus kann die zusätzlich im Unternehmen befindliche Liquidität zur Finanzierung weiteren unternehmensinternen Wachstums oder alternativ für Dividendenzahlungen an die Anteilseigner genutzt werden.

Auch "non capital carrying costs" werden reduziert

Auch wenn der Hauptfokus des Working Capital Managements auf der Liquiditätsfreisetzung liegt, kann zudem über die Optimierung der Effizienz der betroffenen Prozessschritte ein wesentlicher (direkter) Beitrag zur Verbesserung der Profitabilität geleistet werden. Darüber hinaus führt erfolgreiches Working Capital Management zu einer (indirekten) Verbesserung der sog. "non capital carrying costs". So zieht eine Reduktion der Vorräte bspw. geringere Lager-, Transport- und Versicherungskosten nach sich. Eine Optimierung des Forderungsmanagements kann Mahn- und Beitreibungskosten wesentlich senken.

Abb. 7: Wirkungen des Working Capital Managements[1]

Mit Forderungen und Beständen sinken die Risiken

Des Weiteren leistet Working Capital Management auch einen bedeutenden Beitrag zum Risikomanagement. Preis-, Nachfrage- oder Wechselkursänderungen können einen wesentlichen Einfluss auf die Werthaltigkeit von Vorräten und Forderungen haben; eine erfolgreiche Steuerung kann daher Abschreibungsrisiken wesentlich begrenzen. Nichtautorisierte Abweichungen von den mit Lieferanten vertraglich vereinbarten Zahlungszielen können Reputationsschäden und somit zukünftig ungünstigere Konditionen nach sich ziehen, welche durch funktionierende Prozesse vermieden werden.

[1] Quelle: Losbichler, 2010b, S. 374.

2.2 Herausforderungen

Die betriebliche Praxis zeigt, dass Unternehmen beim Working Capital Management vor zahlreichen Herausforderungen stehen. Diese bestehen in

  • nicht adressierten Zielkonflikten zwischen den beteiligten Unternehmensbereichen,
  • fehlendem Bewusstsein für die Wichtigkeit von Working Capital bzw. Liquidität,
  • häufig nicht vollständig definierten Zuständigkeiten sowie
  • einem rein situativen Working Capital Aktionismus.

Zielkonflikte müssen addressiert werden

Insbesondere der Adressierung und Lösung der Zielkonflikte kommt eine wesentliche Bedeutung zu, um eine erfolgreiche und nachhaltige Optimierung zu erreichen. Klassische Zielkonflikte zwischen einzelnen Unternehmensbereichen und dem Working Capital Management finden sich regelmäßig zwischen Bilanz- und GuV-Wirkung sowie in den Bereichen Vertrieb, Kredit & Inkasso, Produktion, Logistik und Transport sowie dem Einkauf.

Zielkonflikte im Vertrieb

Der Vertrieb verfolgt grundsätzlich das Ziel, möglichst viele und möglichst große Kundenaufträge zu akquirieren. Häufig ist der Fokus auf einen schnellen und großvolumigen Absatz gerichtet. Aspekte des Working Capital wie Kundenbonität, Zahlungsziele und tatsächlicher Zahlungseingang sind dagegen vielfach zweitrangig. Da diese jedoch für den Verhandlungspartner meist eher interessant sind, werden Aspekte des Working Capital schnell zum Spielball im Verhandlungspoker. Es gilt daher sicherzustellen, dass die Ziele des Vertriebs mit den Zielen des Work...

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