Mit dem Multiplikatorverfahren wird der Umsatz oder das EBIT (Earnings before Interest and Taxes = Gewinn vor Zinsen und Steuern) eines Unternehmens mit einem Branchenmultiplikator für Umsatz oder EBIT multipliziert. Anschließend werden von dem so berechneten Kaufpreis die Nettofinanzverbindlichkeiten (Bankschulden zum Verkaufszeitpunkt plus Gesellschafterdarlehen minus flüssige Mittel) abgezogen. Nicht zinstragende Verbindlichkeiten bleiben unberücksichtigt, z. B. Kreditoren. Man erhält den Unternehmenswert. Häufig werden Umsätze oder EBIT als Durchschnittswerte mehrerer Jahre genommen, um Zufallsschwankungen zu vermeiden.

Unternehmenswert = (Umsatz/EBIT + Multiplikator) – Nettofinanzverbindlichkeiten

Bei den Multiplikatoren gibt es einen unteren und einen oberen Wert: Der untere Wert entspricht in etwa dem Branchendurchschnitt, der obere Wert dem der besten Betriebe der Branche; Abweichungen nach oben oder unten sind in besonderen Fällen auch möglich.

Das Verfahren ist weit verbreitet und wird vor allem bei der Bewertung kleinerer Betriebe eingesetzt. Es ist leicht verständlich und für alle Unternehmen ohne größere Anpassungen nutzbar. Die Multiplikatoren stehen zudem kostenfrei im Internet zur Verfügung. Allerdings sind die Brancheneinteilungen relativ grob, z. B. Bau/Handwerk, beratende Dienstleistungen oder Maschinen- und Anlagenbau. In den meisten Branchen gibt es Spezialisierungen und zahlreiche Unterbranchen, daher können die Multiplikatoren nur relativ grob sein. Oft wird das Verfahren daher für eine erste Preiseinschätzung verwendet und im Anschluss werden komplexere Verfahren eingesetzt, z. B. Ertragswert- oder Discounted-Cashflow.

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