Unabhängig von dem konkreten Fallbeispiel sind die Planungsprozesse im Mittelstand primär auf Budgetierung ausgerichtet und stammen noch aus den Zeiten weitgehend stabiler und vorhersehbarer Umfelder. Typischerweise werden diese Planungsprozesse auf Basis der Geschäftsziele einmal im Jahr initiiert und dauern oft Monate. Ihre hohe Detailtiefe erweist sich allzu häufig als Scheingenauigkeit, die wenig Nutzen bringt, aber viele Ressourcen bindet.[1]

Das Budget wird erstellt mit den persönlichen Zielen von Mitarbeitern in Top-Down-Prozessen und teils mit Kompromissen wie auf einem Basar verknüpft. Forecasts werden bestenfalls ein- oder zweimal im Jahr in einem fast ebenso aufwändigen Prozess zum Ausblick auf die Zielerreichung des Planbudgets erstellt.

Solche Budgetierungsprozesse sind aus unserer Erfahrung für wirksames Vorsteuerungs- und Performance-Management nicht geeignet. Sie liefern keinen realistischen Blick auf die Chancen und Risiken sowie der möglichen Performance oder Performance-Gaps der Unternehmensentwicklung. Im Gegenteil, sie begrenzen sogar die Möglichkeiten, als Team die Zukunft des Unternehmens vorausschauend und agil zu gestalten.

Vor diesem Hintergrund dieser Realitäten ist es daher auch nicht überraschend, dass die meisten Planungen nicht erreicht werden. Zur Bewertung der Planungsgüte in Unternehmen werten wir regelmäßig die Plan-Ist-Abweichungen der letzten Jahre aus. Hier zeigt sich deutlich, dass negative Plan-Ist-Abweichungen die Regel sind. Die Hauptursache von Planverfehlungen resultieren aus Abweichungen zu den in der Planung unterstellten Annahmen zu Preis-Mengen-Gerüsten sowie erwarteten Produkt-Kunden-Mix-Strukturen der wichtigsten Geschäftssegmente.[2]

Die vielfältigen Unzulänglichkeiten der Unternehmenssteuerung und Planung betreffen allerdings nicht nur Unternehmen des deutschen Mittelstands.[3] Sie begründen auch die Ansätze der modernen bzw. agilen Budgetierung, die darauf abzielen, die Lücke zwischen den Realitäten in der Praxis und den Leistungsanforderungen in der VUCA-Welt zu schließen.[4]

[1] Vgl. Horváth, 2021, S. 4ff.
[2] Vgl. Grabow, 2003, S. 5; Grabow, 2021, S. 49.
[3] Vgl. Kaplan/Norton, 2008, S. 2ff.
[4] Vgl. Horváth/Gleich/Seiter, 2020, S. 131ff.; Danoesastro/Bogsnes/Stange, 2021, S. 5ff.; Romer/Stehr/Stenske, 2010, S. 66ff.

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