2.1 Überblick über die Sanierungsursachen

Unternehmensinterne und -externe Krisenursachen

Mit dem Ziel der nachhaltigen Überwindung der Unternehmenskrise ist es zunächst erforderlich, die Krisenursachen zu identifizieren. Diese sind vielfältig und haben ihren Ursprung in einem komplexen Geflecht aus unternehmensinternen und -externen Einflussfaktoren.

Interne bzw. endogene Sanierungsursachen können z. B. sein:

  • Managementfehler und Führungsschwächen,
  • ein fehlendes oder nicht aussagekräftiges Controlling- und Frühwarnsystem,
  • zu geringes Eigenkapital,
  • veraltete (Produktions-) Technik,
  • Fehlinvestitionen oder
  • Probleme beim Generationswechsel und der Unternehmer- und Mitarbeiternachfolge.

Als unternehmensexterne bzw. exogene Sanierungsursachen sind beispielsweise

  • anhaltende Konjunkturschwächen,
  • Angebots-/Nachfrageverschiebungen,
  • Preisverfall,
  • Lieferkettenprobleme,
  • existenzielle Veränderungen im regulatorischen Umfeld,
  • Preissteigerung bei Roh-, Hilfs-und Betiebsstoffen sowie Betriebsmitteln
  • Pandemien,
  • Kriege oder
  • sonstige politische und soziale Unruhen.

zu nennen, die in einer Art Dominoeffekt auf die gesamte Wertschöpfungskette Auswirkungen haben können.

 
Praxis-Tipp

Zuordnung der Krisenauslöser erforderlich

Zur wirksamen Beseitigung der Sanierungsursachen ist eine verursachungsgerechte Zuordnung der Krisenauslöser auf die einzelnen unternehmerischen Teilbereiche und die einzelnen Verantwortungs- und Entscheidungsträger erforderlich. Bei der Krisenbewältigung ist es zielführend, Aufgaben, Kompetenzen und Verantwortlichkeiten der einzelnen Teilbereiche und Entscheidungsträger exakt zu definieren und im Krisenunternehmen zu kommunizieren.

Bei der Analyse der Krisenursachen und der Anwendung von Instrumenten der Unternehmenssanierung ist die individuelle Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens zu berücksichtigen. Unabhängig davon, ob der Betriebsaufbau in der Form eines Linien- oder Funktionssystems oder in der Form einer Stablinien-, Sparten- oder Matrixorganisation ausgestaltet ist, kann ferner problembezogen zwischen leistungswirtschaftlichen und finanzwirtschaftlichen Krisenursachen unterschieden werden.

2.2 Leistungswirtschaftliche Sanierungsursachen

Potenzial-, Programm- und Prozessgestaltung

Zu den leistungswirtschaftlichen Sanierungsursachen zählen alle Faktoren, die Kosten oder Leistungen und damit die Wirtschaftlichkeit der betrieblichen Prozesse ungünstig beeinflussen.[1] Die originären leistungswirtschaftlichen Sanierungsursachen können dabei zu finden sein im Bereich

  • der Potenzialgestaltung,
  • der Produktprogrammgestaltung und
  • der Prozessgestaltung.

Potenzialgestaltung

Im Rahmen der Potenzialgestaltung werden der auf die unzweckmäßige Gestaltung der betrieblichen Aufbau- und Ablauforganisation zurückgehende, ineffiziente Produktionsfaktoreinsatz und -verbrauch angesprochen. Die Verschwendung von Leistungspotenzialen wirkt sich negativ auf die Rentabilität des Unternehmens aus. Als leistungswirtschaftliche Sanierungsursachen der Potenzialgestaltung können demnach bspw. genannt werden:

  • dauerhafte Suboptimalitäten bei der Beschaffung und dem Einsatz von menschlichen Arbeitsleistungen und Betriebsmitteln (z. B. mangelnde Qualität oder Motivation der Mitarbeiter, veraltete Maschinen und Werkzeuge),
  • Probleme im Rahmen der Betriebsmittelerhaltung und Instandhaltung,
  • Fehlentscheidungen bei der betrieblichen Standortwahl,
  • eine unzweckmäßige Betriebsgröße,
  • Ineffizienzen bei der Materialbeschaffung und dem Materialeinsatz (schlechte Materialqualität, schlechter Wirkungsgrad, hoher Verschnitt, Ausschuss etc.) sowie
  • die mangelhafte Planung des Materialbedarfs (starke Abweichungen von der optimalen Bestellmenge, der optimalen Losgröße oder der optimalen Lagerhaltung).

Produktprogrammgestaltung

Zum Bereich der Produktprogrammgestaltung gehört die Gesamtheit derjenigen Krisenauslöser, die auf Schwierigkeiten bei der marktlichen Verwertung der erstellten Produkte und Dienstleistungen zurückzuführen sind. Die Missachtung von absatzwirtschaftlichen Restriktionen, wie z. B. von Kundenbedürfnissen, wird sich früher oder später durch ungünstige Erfolgs- und Liquiditätswirkungen bemerkbar machen. Als leistungswirtschaftliche Sanierungsursachen der Produktprogrammgestaltung können demnach bspw. angeführt werden:

  • Fehlentscheidungen im Rahmen der Produktentwicklung (z. B. Fehlinvestitionen in Forschung und Entwicklung, Erwerb von nicht nutzbarem externem Wissen, Patenten oder Lizenzen oder deren Verletzung),
  • Mängel im Rahmen der Produktgestaltung (z. B. zu kurze Produktlebensdauer, mangelnde Produktfunktionalität, Produktfehler),
  • Fehleinschätzungen hinsichtlich des Ausmaßes möglicher Produkthaftungs- oder Gewährleistungsansprüche sowie
  • unternehmerische Irrtümer hinsichtlich der Festlegung von Breite und Tiefe des Produktprogramms.

Prozessgestaltung

Als Sanierungsursachen im Aufgabengebiet der Prozessgestaltung sind schließlich sämtliche leistungs- und produktionsprozessbedingten Kosteneinflussfaktoren zu nennen, die einen negativen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens entfalten. Zu nennen sind hierbei z. B.:

  • ...

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