Höhere Transparenz und Planungsqualität

Der große Vorteil eines solchen Vorgehens gemäß der Frontloading-Philosophie besteht darin, dass die Planzahlen sehr transparent generiert werden und explizit mit den Überlegungen und Ergebnissen aus der Strategie (Prämissen für das Basisgeschäft und Wachstumsmaßnahmen) verknüpft sind. Zudem erlauben die Simulationsfunktionen, dass die eindimensionale Betrachtung im Sinne einer gemeinsamen Zielsetzung um weitere Dimensionen für alternative Szenarien erweitert wird. Um zu solchen Szenarien zu kommen, werden zum einen die Treiber im Sinne optimistischerer oder pessimistischerer Entwicklungen variiert, zum anderen können einzelne Maßnahmen wieder herausgenommen oder zusätzliche Maßnahmen ergänzt werden. Durch die Szenarien-Betrachtung wird die oft vernachlässigte Chancen-Risiko-Betrachtung in der Planung sichergestellt. Im Idealfall werden im Zusammenhang mit den wichtigsten Alternativszenarien bereits grobe Maßnahmenpläne für den Fall eines Eintretens mitdiskutiert. Auf diese Weise gelangt man zu einer neuen Qualität der Planung (vgl. Abb. 6).

Abb. 6: Anwendung von Treibermodellen in der Planung

Der richtige Detaillierungsgrad der Eckwerteplanung

Mögliche Forderung nach höherer Detaillierung

Ein solcher Frontloading-Ansatz auf Basis des Treibermodells führt zu einer Eckwerteplanung, die die Basis für die Unternehmenssteuerung bildet. Nun kann es sein, dass ein Unternehmen bzw. einzelne Bereiche oder Funktionen über diese "mittlere Detaillierung" hinaus eine höhere Detaillierung benötigen. Dabei können insbesondere folgende Anforderungen eine Rolle spielen:

  • Es werden generell für unterjährige Plan-Ist-Abweichungsanalysen im Berichtswesen detailliertere Planzahlen benötigt.
  • Speziell für die Produktionssteuerung (Werksergebnisrechnung) müssen Standard-Herstellkosten und eine aktualisierten Kostenstellenplanung vorliegen.
  • Die Incentivierung basiert auf detaillierten Planzahlen. Im Extremfall erhält beispielsweise jeder Vertriebsmitarbeiter detaillierte Planvorgaben als Basis für seine variable Vergütung.

Wird in der Planung eine höhe Detaillierung als die der Treibermodelle gefordert, so sollte zunächst die dahinter stehende Anforderung kritisch geprüft werden. So haben viele Unternehmen beispielsweise detaillierte Plan-Ist-Abweichungen zugunsten von Ist-Ist-Entwicklungsbetrachtungen abgeschafft und so Aufwand und Scheingenauigkeit in der Unternehmenssteuerung reduziert. Auch hinsichtlich einer Incentivierung auf Basis detaillierterer Planzahlen bieten sich Ist-Ist-Entwicklungen oder auch relative Vergleiche als moderne und aufwandsärmere Alternativen an.

Umgang mit Forderung nach höherer Detaillierung

Kommt man zu dem Ergebnis, dass die höhere Detaillierung der Planung dennoch benötigt wird, so besteht zum einen die Möglichkeit, vorhandene Treibermodelle weiter zu kaskadieren. Während beispielsweise im Dialog Vorstand/Geschäftsführung mit einer Business Unit nur die Mengen- und Preisentwicklungen von drei wesentlichen Produktgruppen als Treiber diskutiert werden, so könnte die Business Unit für ihre eigene Steuerung die im zentralen Treibermodell unter einer Residualposition "Sonstiger Umsatz" zusammengefassten weiteren Produktgruppen explizit in einem detaillierten dezentralen Treibermodell betrachten und planen. Ist ein solches Vorgehen wie im Falle der Anforderungen für eine Werksergebnisrechnung nicht möglich oder sinnvoll, so können auch im Rahmen einer treiberbasierten Planung klassische Ausplanungen für einzelne Unternehmensbereiche (wie die Produktion) erfolgen. In einem solchen Fall empfiehlt es sich, die Ausplanung wiederum möglichst zu automatisieren. So kann beispielsweise die Personalkostenentwicklung für ein Werk zentral geplant werden und dann "automatisiert" in alle Kostenstellenplanung und Tarife sowie Arbeitspläne übernommen werden. Eine solche Ausplanung sollte in jedem Fall zeitlich nach Klärung der generellen Planungsprämissen im Rahmen des Frontloading-Prozesses erfolgen; es reicht jedoch, wenn die Ausplanung nur lose mit der Eckwerteplanung gekoppelt ist. Sollten (kleinere) Abweichungen und Lücken zwischen Eckwerteplanung und Ausplanung entstehen, so können diese beibehalten werden, da der Aufwand für eine detaillierte Verteilung regelmäßig den mit einer Verteilung verbundenen Nutzen übersteigt.

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