Jetzt ist klar, dass die von Volatilität bedrohten Rohstoffe und Produkte schnell identifiziert werden müssen. Doch das reicht nicht, vielmehr muss auch die Schwere der Auswirkung errechnet werden.

4.1 Betroffenheit der einzelnen Produkte feststellen

Je eher ein Endprodukt von der Volatilität betroffen ist, desto wichtiger sind weitere Untersuchungen. Betroffenheit liegt vor, wenn schwankende Rohstoffpreise oder schwierige Mengensituationen die Ertragskraft des Produktes verringern. Höhere Einkaufspreise für Rohstoffe führen zu sinkenden Deckungsbeiträgen. Fehlende oder unsichere Mengenversorgung führt zu Ausfall von Absatz und damit auch von Deckungsbeiträgen. Betroffenheit liegt auch dann vor, wenn Schwankungen am Absatzmarkt zu Verlusten von Deckungsbeiträgen durch sinkende Erlöse und Kundenverluste führt.

Die Betroffenheit je Produkt ist unterschiedlich stark. Sie lässt sich leicht durch eine Skala darstellen, in der die Produkte eingeordnet werden. Die Zahlen dazu liefert der Controller, die Einordnung erfolgt gemeinsam mit den Fachleuten. Dabei müssen die Fragen in Tab. 1 beantwortet werden.

 
Frage Einordnung (0 – 3)
Werden für das Produkte Rohstoffe eingesetzt, deren Preise sich volatil verhalten?  
Werden für das Produkt Rohstoffe eingesetzt, deren Mengenversorgung problematisch ist?  
Ist das Produkt selbst am Absatzmarkt volatil?  
Gibt es weitere Beziehungen zwischen der ­Volatilität der Absatz- und Beschaffungsmärkte und dem Produkt?  
Legende: 0 = gar nicht; 3 = in hohem Maße  

Tab. 1: Checkliste zur Bewertung der Produktbetroffenheit

 
Praxis-Tipp

Produktgruppen reichen auch

Wenn zu viele einzelne Produkte im Programm vorhanden sind, reicht auch die Betrachtung von Gruppen. Sinnvoll kann auch die Verbindung der Einzelbetrachtung der wichtigsten Produkte mit den in Produktgruppen zusammengefassten Restartikeln sein. An dieser Stelle geht Schnelligkeit vor Detailtreue.

4.2 Bedeutung des Produktes für das Unternehmen ermitteln

Pareto-Prinzip beachten

Je wichtiger das einzelne Produkt bzw. die Produktgruppe für das Unternehmen ist, desto gefährlicher sind Schwankungen in Kosten, Preisen und Mengen. Volatilität bei einem Produkt mit einem Deckungsbeitrag von mehr als 30 % des Gesamt-DB stellt eher eine Bedrohung dar als bei einem Produkt, das nur einen geringen Deckungsbeitrag liefert.

Ein beliebter Maßstab der Produktbedeutung ist der gelieferte Deckungsbeitrag. Je höher dieser ist, desto wichtiger ist das betrachtete Produkt. Viele der im Portfolio vorhandenen Produkte bekommen so den Stempel der Belanglosigkeit. Es muss also weitere Gründe geben, damit auch Produkte mit geringen Deckungsbeiträgen sinnvoll im Programm verbleiben.

  • Das Produkt mit geringem Deckungsbeitrag könnte für das vom Kunden erwartete Sortiment notwendig sein.
  • Es könnte sich um Produkte handeln, die Deckungsbeiträge durch Verbrauchsmaterial oder Ersatzteile initiieren.
  • Es könnte sich um junge Produkte handeln, deren Nachfrage gerade aufgebaut wird.

Ein Maßstab reicht also nicht aus, um die Bedeutung von Produkten und Produktgruppen darzustellen. Der Deckungsbeitrag ist der erste Schritt, der durch detailliertere Überlegungen ergänzt wird. Das Ergebnis ist auch für diesen Maßstab eine Skaleneinordnung. Dem Deckungsbeitrag wird dabei mit einer höheren maximalen Punktzahl ein größeres Potenzial zugeordnet.

 
Fragen Einordnung (0 – 10)
Wie viel trägt das Produkt zum Deckungsbeitrag des Unternehmens bei? Skala 0 – 10  
Wie wichtig ist das Produkt für das Komplett­sortiment und wie wichtig ist das für den Kunden? Skala 0 – 3  
In welchem Maße zieht der Verkauf des ­Produktes weitere Verkäufe anderer Produkte nach sich? Skala 0 – 3  
Wie schnell kann das Produkt durch ein anderes, weniger bedrohtes Produkt substituiert werden? Skala 0 – 3  
0 = gar nicht; 10 = in hohem Maße  

Tab. 2: Checkliste zur Beurteilung der Produktbedeutung

 
Hinweis

Nichts Neues für Controller

Die beschriebene Vorgehensweise ist für Controller nichts Neues. Sie ist identisch mit der Einordung der Produkte bei einer Sortimentsbereinigung oder bei einer Entscheidung bei knappen Kapazitäten.

4.3 Die Höhe der Auswirkungen der Volatilität wird geschätzt!

Als zusätzliche Information für die korrekte Beurteilung der Lage einzelner Produkte oder Produktgruppen wird die Höhe der möglichen Auswirkung der Volatilität geschätzt. Ein guter Maßstab ist der Deckungsbeitrag, den das Unternehmen bei Preis- und Mengenschwankungen verlieren würde. Problematisch ist die Einschätzung der Höhe des Verlustes. Die maximale Höhe anzunehmen setzt voraus, dass wirklich alles Negative eintrifft. Die minimale Höhe zu verwenden, dürfte blauäugig sein. Die Realität liegt in der Mitte.

4.4 Darstellung des Ergebnisses

Das weiter unten folgende Diagramm zeigt das Ergebnis der Überlegungen in einem Unternehmen der Nahrungsmittelindustrie. Hergestellt werden Zusatzstoffe für die weiterverarbeitende Industrie in, stark vereinfacht, vier Gruppen. Die süßen, fruchtigen oder farblichen Zusätze sowie die Special Interest Produkte werden in Kleingebinden und für Abnehmer großer Mengen hergestellt. So entstehen insgesamt acht zu beurteilende Produktgruppen (s. Tab. 3).

 
  Volatilität als Skala Wichtigkeit als Skala Ausw...

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