Budgets sind das zentrale finanzielle Steuerungsinstrument von Unternehmen. Dementsprechend intensiv wird ihre Leistungsfähigkeit in Wissenschaft und Praxis diskutiert. Neben vielen positiven Aspekten wird als ein zentraler Kritikpunkt immer wieder die Starrheit und das vorzeitige "Überholt sein" in dynamischen Märkten angeführt.[1] Der zweite Teil der Artikelserie "Moderne Budgetierung umsetzen" greift dieses Thema auf und stellt Gestaltungsempfehlungen des ICV-Fachkreises zur Erhöhung der Flexibilität der Planung und Budgetierung vor.

Im Rahmen seines Vortrags auf dem Congress der Controller 2010 wies der CFO der SAP AG, Werner Brand, darauf hin, dass „die Planung nie mehr so sein wird, wie vor der (Finanz-) Krise. Als ein wesentliches Merkmal der Krise führte Brand an ein "hohes Maß an Verunsicherung mit extrem geringer Visibilität auf das Investitionsverhalten der Unternehmen" an. Es liegt auf der Hand, dass insbesondere in einer solchen Situation das Unternehmen und seine Führung flexibel reagieren und steuern müssen. Im Hinblick auf die Planungsprozesse bewertete Brand die bekannte und weitverbreitete Budgetierung mit den Worten "Planung im herkömmlichen Sinne war unbrauchbar". Von vergleichbaren Erfahrungen, Einschätzungen und mehr oder minder radikal veränderten Vorgehensweisen berichteten auch viele Mitglieder des ICV-Facharbeitskreises "Moderne Budgetierung" aus ihren Unternehmen. So entschied ein produzierendes Unternehmen mit 5000 Mitarbeitern weltweit, im Vergleich zu SAP ein "großer Mittelständler", die Budgetierung für das Jahr 2009 als "ohne Bedeutung" zu bewerten und alle Controller-Ressourcen in die Bewertung und Umsetzung von Maßnahmen zur Krisenbewältigung zu investieren. Als Ankerpunkt für Vorgaben und Steuerung wurden die Ist-Werte des Vorjahres (also 2008) herangezogen. Controller und Management waren sich jedoch rasch einig, dass dieser komplette Verzicht auf eine Unternehmenssteuerung mit Budgets auf Dauer nicht funktionieren würde, die Budgetierung künftig aber wesentlich flexibler sein muss. Auch ohne Krise werden die künftige Entwicklung für viele Unternehmen schwierig zu prognostizieren und das Umfeld dynamisch bleiben.

[1] Siehe zu Nutzenaspekten und Funktionen der Budgetierung sowie Kritikpunkten: Eisl/Hangl/Losbichler/Mayr 2008, Rieg 2008, Gleich/Hofmann/Leyk 2006.

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