Fehlinterpretationen durch Zuschlagskalkulation

Ein gängiger Ansatz der Unternehmen, um ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen, ist die Kalkulation mittels prozentualer Zuschläge. Dabei werden die Gemeinkosten linear proportional zu einer Wertbasis, z. B. Materialeinzelkosten, Fertigungseinzelkosten, Herstellkosten, und der Produktmenge den Produkten zugerechnet. Jedoch verzerren derartige Kalkulationen das Bild. Denn sie ignorieren dabei, ob es sich um

  • eine einfache oder komplexe Material- und Teilestruktur,
  • einen hohen oder niedrigen Wertschöpfungsanteil,
  • ein Großserienprodukt oder eine exotische Variante,
  • ein Standardprodukt oder eine kundenindividuelle Lösung,
  • einen Groß- oder Kleinauftrag oder
  • einen aufwendigen oder weniger aufwendigen Vertriebskanal

handelt. Die echten Kosten und die Profitabilität lassen sich damit nicht ermitteln.

Auch im Falle des Maschinenbauers wurde mit aufwandsunabhängigen Zuschlagskalkulationen versucht, das Geschäft zu steuern. Bestellte z. B. eine Vertriebs- oder Serviceeinheit ein Katalogprodukt bei den divisionalen Produktionsstätten, wurde der gleiche Zuschlag wie bei der Bestellung einer kundenindividuellen Lösung verrechnet. Dabei beschäftigte das Katalogprodukt lediglich die Auftragsabwicklung in der Division, die das bestellte Produkt ab Lager lieferte. Dagegen mussten bei der kundenindividuellen Lösung Produktexperten, Konstrukteure sowie Arbeitsvorbereitung und Einkauf mit in die Erstellung der Sonderlösung eingebunden werden. Hinzu kam auch ein erhöhter Aufwand in der Angebotserstellung, der durch die Zuschlagskalkulation ebenfalls nicht differenziert betrachtet wurde.

Abb. 1 zeigt die Kalkulation der verschiedenen Produktprogramme mittels Zuschlagskalkulation.[1] Zur Illustration wurde zwischen 3 Produktgruppen unterschieden. Die Zahlen sind gerundet:

  • Produktgruppe A enthält Massenartikel mit relativ einfachen Funktionsmerkmalen, die in großen Stückzahlen gefertigt (120.000 Stück) werden.
  • Produktgruppe B enthält höherwertige Komponenten (15.000 Stück).
  • Produktgruppe C enthält hinsichtlich Funktion und Qualität die Spitzenprodukte des Unternehmens und wird kundenindividuell ausgelegt und gefertigt (900 Stück).

Abb. 1: Zuschlagskalkulation bei einem Maschinenbauer

[1] Das Servicegeschäft wird an dieser Stelle ausgeklammert.

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