Zusammenfassung

  • Für die Risikoidentifikation stehen zahlreiche Instrumente und Methoden zur Verfügung, die nach ihrer Systematik, dem Aggregationsgrad der untersuchten Risiken, der Vorgehensweise und der Informationsgrundlage systematisiert werden.
  • Da kein Instrument zur Identifikation aller Risiken geeignet ist, müssen immer mehrere Instrumente und Methoden kombiniert werden.
  • Zu den Problemen der Risikoidentifikation zählen neben einem fehlenden Methodenwissen, eine unzureichende Risikokultur und die Gefahr, wesentliche Risiken zu übersehen oder doppelt zu erfassen. Zudem lassen sich Risikoidentifikation und -bewertung nicht immer voneinander trennen.
  • Bei der Risikoidentifikation unterstützt der Controller die operativen Unternehmensbereiche mit seiner Fach- und Methodenkompetenz.

1 Begriff und Ziele der Risikoidentifikation

Die Risikoidentifikation bildet die Grundlage des operativen Risikomanagementprozesses und bestimmt dessen Effektivität und Effizienz. Das Ziel ist die aktuelle, systematische, vollständige und wirtschaftliche Erfassung aller Gefahrenquellen, Schadensursachen, Störpotenziale und Chancen sowie deren Abhängigkeiten und wechselseitigen Beziehungen. Im Gegensatz zur jährlichen Risikoinventur erfolgt die Risikoidentifikation laufend.[1]

Grundlagen der Risikoidentifikation

Voraussetzung für eine erfolgreiche Risikoidentifikation ist die Existenz eines Risikokatalogs, der die möglichen Risikofelder und Risikokategorien eines Unternehmens systematisch abbildet. Außerdem sind zahlreiche interne und externe Informationen erforderlich, so dass laufend Informationen gesammelt, gefiltert und verarbeitet werden müssen. Dabei werden folgende Methoden der Gewinnung von Risikoinformationen unterschieden:[2]

  • Besichtigungen und Begehungen bei innerbetrieblichen bzw. technischen Risiken als Möglichkeit der visuellen Risikoidentifikation,
  • Dokumentenanalysen in Abhängigkeit vom Ausbaustand der betrieblichen Informationssysteme,
  • Organisations-/Prozessanalysen zu Risiken in der betrieblichen Aufbau- und Ablauforganisation,
  • (Mitarbeiter- und Experten-)Befragungen und Workshops sowie
  • Indikatoren- und Kennzahlenerhebungen.

Zudem lassen sich durch den Einsatz von Business-Analytics-Methoden unstrukturierte Daten und Informationen z. B. aus sozialen Medien für die Risikoidentifikation nutzbar machen.

[1] Vgl. Vanini, 2012, S. 125 f.
[2] Vgl. Burger/Buchhart, 2002, S. 68 f.

2 Instrumente und Methoden der Risikoidentifikation

Systematisierung nach Kriterien

Zur Risikoidentifikation kann sich ein Unternehmen verschiedener Methoden und Instrumente bedienen, die sich nach folgenden Kriterien systematisieren lassen.

 
Kriterien Ausprägungen
Systematik der Identifikation Instrumente zur unsystematischen Risikoidentifikation z. B. Brainstorming Instrumente zur systematischen Risikoidentifikation, z. B. Checklisten, Früherkennungssysteme
Aggregation der identifizierten Risiken Instrumente zur Identifikation von Einzelrisiken, z. B. Checklisten Instrumente zur Identifikation von aggregierten Risiken, z. B. Systemanalysen
Vorgehensweise Progressive Methoden Retrograde Methoden
Informationsquelle Besichtigungen und Begehungen Dokumente Organisations- und Prozessanalysen Befragungen und Workshops Kennzahlen Unstrukturierte Daten und Informationen
Informationsverarbeitung Analysemethoden Prognosemethoden Kollektionsmethoden Suchmethoden

Abb. 1: Systematisierung von Instrumenten und Methoden der Risikoidentifikation[1]

Aufgrund seiner Methodenkompetenz unterstützt der Controller die Risikoidentifikation durch die Bereitstellung relevanter Informationen und geeigneter Instrumente zur systematischen Risikoidentifikation, weshalb diese im Folgenden näher erläutert werden.[2]

[1] Vanini, 2012, S. 127.
[2] Für eine umfassende Darstellung vgl. Vanini, 2012, S. 127 ff.

2.1 Analysen zur Identifikation strategischer Risiken

Unternehmens- und Umweltanalysen sind Instrumente des strategischen Managements und Controllings und können daher zur Identifikation strategischer Risiken eingesetzt werden. Beispiele sind u. a. die Analyse der Erfolgsfaktoren, SWOT-Analysen, Produkt-Lebenszyklus-Analysen, das Erfahrungskurven-Konzept sowie Wettbewerbs- und Portfolio-Analysen.[1]

Vergleich zum Wettbewerb mit SWOT-Analysen

In SWOT-Analysen werden die Stärken (Strengths), Schwächen (Weaknesses), Chancen (Opportunities) und Gefahren (Threats) eines Unternehmens im Vergleich zum Wettbewerb analysiert und in eine Matrix eingeordnet. Bei der Stärken-Schwächen-Analyse werden die strategischen Potenziale des Unternehmens funktions- oder wertkettenbezogen ermittelt, durch einen Vergleich mit Wettbewerbern oder kritischen Erfolgsfaktoren bewertet und anschließend durch ein Stärken- und Schwächenprofil visualisiert.

Zu den externen Unternehmensanalysen gehört z. B. die Branchenstrukturanalyse nach Porter, die die Bedrohung des Unternehmens durch neue Konkurrenten, die Verhandlungsmacht von Abnehmern und Lieferanten, die Bedrohung durch Ersatzprodukte und die Wettbewerbsintensität in der Branche untersucht und daraus Risiken und Chancen für das Unternehmen ableitet. Die Ergebnisse der Umwelt- und Unternehmensanalysen werden durch ein interne...

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